Als ein produktiver Abend, bei dem sich die Bürger mit vielen Rückmeldungen und Ideen einbrachten, an dem sachlich diskutiert, aber auch viel gelacht wurde, erwies sich am Dienstag die „Zukunftswerkstatt Bildungspolitik“, zu der Bürgermeisterkandidat Dominik Mattes im Rahmen seines Wahlkampfes eingeladen hatte. Rund 40 Personen strömten in den Narrenkeller in Herdwangen, um sich mit dem 32-Jährigen auszutauschen. „Es freut mich, dass das Interesse auch im Endspurt noch so groß ist“, freute sich Dominik Mattes im Hinblick darauf, dass die Stichwahl bereits am Sonntag stattfindet.

Kandidat soll zum Ort passen

Im Januar habe er sich in die Gefilde der Gemeinde begeben und ein bisschen hineingehorcht, was im Ort passiert und wie die Stimmung ist, schilderte Mattes. „Denn ein Kandidat muss auch zum Ort passen. Ein Bürgermeister arbeitet, wohnt und lebt in der Gemeinde“, schilderte der 32-Jährige seine Entscheidungsfindung, sich für das Amt zu bewerben. Wenn er gewählt wird, dann will Mattes in die Gemeinde ziehen. „Ich habe schon Wohnungsangebote“, schmunzelte er am Dienstag. Auch bei der Verabschiedung von Ralph Gerster sei er dabei gewesen. Als er nach Hause gefahren sei, sei ihm klar gewesen, dass er sich bewerben wolle. Beeindruckt zeigte er sich vom hohen ehrenamtlichen Engagement der Bürger, vor allem in den Vereinen.

Neue Konzepte für den „Frieden“

Neben dem Kernthema des Abends, der Bildung, nahm Dominik Mattes auch zu weiteren Themen Stellung. Und brachte eine ganz aktuelle Schlagzeile zur Sprache: Die Schließung des Gasthauses „Frieden“ zum 3. April, von der Mattes durch die Berichterstattung des SÜDKURIER erfahren hatte. Der „Frieden“ sei nicht nur als Gaststätte wichtig, sondern auch für die Dorfgemeinschaft. „Das tut weh, wenn das Gasthaus jetzt schließt“, bedauerte er. Er habe Kontakt aufgenommen zur Wirtsfamilie König. Mattes regte an, alternative Konzepte für eine weitere Nutzung des „Frieden“ zu entwickeln, von denen auch Vereine profitieren könnten. Beispielhaft nannte er die „Alte Fabrik“ in Uhldingen-Mühlhofen, wo Veranstaltungen und Aufführungen stattfinden. Für Konzepte für den „Frieden“ könnten Mittel aus dem „Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum“ beantragt werden.

Ganztagesbetreuung umsetzen

Zurück beim Hauptthema des Abends, hob Dominik Mattes als „größte Herausforderung, die ansteht“ den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule hervor, der ab dem Schuljahr 2026/27 in Kraft tritt. Es sei gut und wichtig, dass es in Herdwangen-Schönach zwei Grundschulen gebe, aber man werde nicht beide Schulen für die Ganztagsbetreuung ausbauen können. „Dafür brauchen wir Räume, wie Mensa und Aufenthaltsräume, und vor allem Personal“, schilderte Mattes. „Dieses Personal zu finden, wird knackig“, ergänzte er. Dafür werde man wohl auch wieder das Ehrenamt belasten müssen.

Auch Zeit für persönliche Gespräche nimmt sich am Dienstagabend Kandidat Dominik Mattes (Dritter von rechts). Unser Bild zeigt ihn mit ...
Auch Zeit für persönliche Gespräche nimmt sich am Dienstagabend Kandidat Dominik Mattes (Dritter von rechts). Unser Bild zeigt ihn mit (von vorne links) Astrid Höfler, Shannon Maier, Elena Baur, Frieder Kammerer, Jürgen Ostermaier und Anna Hornstein. | Bild: Lorenz, Stefanie

„Natürlich weiß ich, dass man nicht Erzieher oder Lehrer als Bürgermeister sein muss, um diese Aufgabe zu schultern. Aber ich möchte an dieser Stelle ganz deutlich sagen: Ich kann das am Besten“, zeigte sich der Bürgermeisterkandidat selbstbewusst. Die Interessen von Eltern, pädagogischen Fachkräften und dem Träger unter einen Hut zu bringen – das traue er sich zu. Steffan Gutzeit, der als Elternbeirat an der Herdwanger Schule aktiv ist, wies darauf hin, dass der Rechtsanspruch nicht sofort für alle Schüler, sondern schrittweise erfolgen werde. Er bekräftigte, dass sich Eltern Gedanken machen, wie die Ganztagesbetreuung in den Grundschulen umgesetzt werden kann – eine konkrete Antwort gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

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Helmut Bussmann gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Erfüllung des Rechtsanspruchs keinen Keil zwischen die beiden Schulen in Großschönach und Herdwangen treiben werde. Dominik Mattes denkt dazu, dass es möglich sein wird, die Menschen bei der Entscheidung mitzunehmen. „Es erfordert ein gutes Maß an Fingerspitzengefühl. Das traue ich mir zu“, sagte er. Man werde an einem Schul-Standort die Ganztagesbetreuung einführen sowie den öffentlichen Personennahverkehr verbessern, damit die Schüler – gemäß dem Motto „Kleine Füße, kurze Wege“ – sicher in die andere Schule kommen.

Ausbau beider Schulen ist zu teuer

„Beide Schulen als Ganztagsschulen auszubauen, das würde eher schwierig werden“, stimmte Maria Kiamilidis der Einschätzung von Dominik Mattes zu. Sebastian Fruchtzweig, auch als Elternbeirat tätig, meinte, dass der Bedarf an Ganztagesbetreuung erst einmal abgeklärt werden müsse, bevor Raumkonzepte erstellt werden, um einzuschätzen, was benötigt wird.

Haushaltsplan bald auf den Weg bringen

Bei den Kindergärten müsse man in der Zukunft mit immer höheren Kosten rechnen, meinte Dominik Mattes. Mit Blick auf die Finanzen der Gemeinde – für ihn sei es wichtig, den Haushaltsplan 2023 so schnell wie möglich auf den Weg zu bringen, wie er mehrfach betonte – erläuterte er, dass die Personalkosten für die kommunalen Einrichtungen mit derzeit über einer Million Euro noch deutlich steigen werden. Die Finanzierung der Kinderbetreuung und weitere kommunale Pflichtaufgaben, wie Jugendarbeit und die Unterstützung von Vereinen, haben für ihn deshalb Priorität. „Es ist keine Zeit für Traumtänzerprojekte“, meinte er.

Größere Firmen ins Gewerbegebiet locken

In seinem „Auftragsbüchlein“ notiert sich Dominik Mattes einiges, was die Bürger bewegt. „Da sind die ‚Aufträge‘ für die kommenden acht, beziehungsweise schon sechzehn Jahre, drin“, meinte er augenzwinkernd. Eine Anregung von Elvira Weh ist, sich Gedanken zu machen, wie das Gewerbegebiet für größere Firmen attraktiver werden könnte. Mehr Arbeitsplätze und eine höhere Gewerbesteuer wären das Ergebnis. Josef Aigner regte an, über kleinere Bauplätze nachzudenken, um mehr potenziellen Häuslebauern gerecht werden zu können.

Gemeinsam die Gemeinde voranbringen

Stellung nahm Dominik Mattes auch zu „Diskussionen im Wahlkampf über mein CDU-Parteibuch“. Politische Parteien seien die Grundpfeiler der Demokratie, meinte Mattes. Aber er stellte klar: „Ich habe meinen Wahlkampf ohne CDU geführt. Es gibt und gab keine Unterstützung des Ortsverbandes Herdwangen-Schönach. Ich bin aus freien Stücken angetreten.“ In der Gemeinde gehe es nicht um Parteipolitik, sondern es gelte, gemeinsam mit dem Gemeinderat Konsens zu finden, um Herdwangen-Schönach gut voranzubringen.