Die Deutsche Telekom Technik (vormals T-Mobile) möchte den Mobilfunkstandort auf der Gemarkung Großschönach ausbauen. Mit dieser Information ist das Unternehmen bereits im Jahr 2019 an die Gemeinde Herdwangen-Schönach herangetreten. Diese wird der Telekom jetzt vorschlagen, als neuen Standort einen Platz bei der Kläranlage in Großschönach zu nutzen.
Mobilfunkgutachten ist Grundlage für Entscheidung
Die Entscheidung dazu wurde auf der Grundlage des Mobilfunkgutachtens von Diplomingenieur Hans Ulrich am Dienstagabend vom Gemeinderat getroffen. Zuvor gab es allerdings kontroverse Diskussionen um den Standort; bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen votierte aber am Ende die Mehrheit für einen Mobilfunkmast bei der Kläranlage in Großschönach.
Bürger im Dezember informiert
Im Dezember vergangenen Jahres hatte Hans Ulrich den Bürgern bei einer Informationsveranstaltung die Ergebnisse des Mobilfunkgutachtens, das er erstellt hat, vorgestellt. An diesem Abend ging es auch um die Mobilfunkversorgung in der zu Heiligenberg gehörenden Gemeinde Hattenweiler. Der ursprüngliche Gedanke, einen gemeinsamen Standort für einen Mobilfunkmast zu finden, der beide Gemeinden versorgen könnte, musste entfernungs- und topografiebedingt fallengelassen werden, sodass jetzt zwei Mobilfunkstandorte verwirklicht werden.

Hans Ulrich hat für das Gutachten insgesamt 14 potenzielle Standorte in Herdwangen-Schönach und Heiligenberg untersucht. Ziel dieser Untersuchung war es, eine angemessene und ausreichende Versorgung in Verbindung mit einer Immissionsminimierung zu erreichen. Ulrich wies bei der Informationsveranstaltung auf die Gesetzeslage bezüglich der Funkstrahlung hin. Für Deutschland sei ein gesetzlicher Grenzwert von 40 V/m (Volt pro Meter) vorgeschrieben, hatte Ulrich im Dezember den Zuhörern erläutert.
Datenvolumen nimmt ständig zu
„Die Nutzung der Dienste hat sich deutlich erhöht“, schilderte Bürgermeister Ralph Gerster am Dienstag noch einmal den Hintergrund für das Anliegen der Telekom. Hans Ulrich hatte berichtet, dass das Datenvolumen im Mobilfunkbereich in Deutschland jährlich um rund 50 Prozent zunehme. Trotzdem sei dieses Volumen im Vergleich zum Festnetz noch sehr klein, hatte der Ingenieur erläutert.

Ralph Gerster wies darauf hin, wie deutlich die Unterschiede bezüglich Immissionen und Flächenversorgung bei den einzelnen Standorten seien. So hatten die Untersuchungen unter anderem gezeigt, dass das Vereinsheim in Schönach ein Vielfaches an Strahlenbelastung aufweist als die alternativen Standorte.

„Die Grenzwerte sind gesetzlich vorgeschrieben und liegen teilweise in Bereichen, in denen wir laut der Untersuchung erheblich darunter liegen“, sagte Ralph Gerster. Der Standort an der Kläranlage biete eine optimierte Versorgung. Darüber hinaus liege die Strahlenbelastung weit unter den Vorgaben des Bundesgesetzgebers, so der Bürgermeister. Er berichtete, dass er ein langes Gespräch mit Hans Ulrich geführt habe.

„Er hat mir mit auf den Weg gegeben, dass wir bei der Standortauswahl unbedingt die Zukunft im Blick haben sollten“, sagte Gerster. Es sei wichtig, den Standort so zu legen, dass nicht in wenigen Jahren schon wieder weitere Standorte ausgewiesen werden müssten, weil die Kapazität nach kurzer Zeit nicht mehr ausreicht.
Alternativvorschlag vorgebracht
Gemeinderat Hermann Fetscher (Freie Wähler) hatte einen Alternativvorschlag zum von der Verwaltung favorisierten Standort. „Wir müssen versuchen, den Standort so weit weg wie möglich von der Bebauung zu bekommen“, betonte er. Deshalb hatte er sich unter den 14 untersuchten Möglichkeiten diejenige ausgesucht, die am Weitesten entfernt war von der Wohnbebauung. „Wir wollen ja, dass später auch andere Anbieter den Standort mitbenutzen. Dann erhöht sich die Strahlenbelastung aber nochmals“, argumentierte Fetscher.
Sandra Reddemann vertraut dem Gutachten
Sandra Reddemann (Freie Wähler) betonte dagegen, dass sie Vertrauen in das Gutachten von Hans Ulrich und den vorgeschlagenen Standort setze. Man habe Geld in die Hand genommen, um von einem neutralen Fachmann ein Gutachten zu bekommen, dem werde sie vertrauen. „Der Standort ist der effektivste“, sagte sie. Dem stimmte Fraktionskollege Patrick Blender zu. „Der Standort ist der zukunftssicherste, der es uns vermutlich erspart, einen weiteren Standort auf der Gemarkung Großschönach schaffen zu müssen“, meinte er.

Gemeinderat Peter Atzenhofer (Freie Wähler) betonte, dass er sich mit dem Thema generell sehr schwer tue und sich deshalb der Abstimmung enthalten werde. Er regte an, wenn möglich seitens der Verwaltung darauf zu achten, dass ein Funkmast von mehreren Mobilfunk-Anbietern genutzt werde, sodass es nicht in Zukunft noch unzählige weitere Masten geben werde.
„Das ist der Fluch der modernen Zeit“, sagte Frieder Kammerer (CDU) dazu, dass Mobilfunkstandorte ausgewiesen werden müssen. Er selbst habe kein Handy und brauche auch keines.
Standort nur eingeschränkt geeignet
Im Gutachten heißt es über den von Hermann Fetscher vorgeschlagenen Standort, dass dieser aufgrund der Entfernung nur „eingeschränkt geeignet“ sei. Es könnten Schönach, Stockfeld, nördliche Bereiche des Hügelhofs, Sohl sowie die Kreisstraße 8231 bis etwa Neuhaus mit optimalem bis stabilem Pegel abgedeckt werden. Insbesondere in Sohl sei mit Einschränkungen im Frequenzbereich der Kapazitätsversorgung zu rechnen.
Eine Gegenstimme und vier Enthaltungen
Bei vier Enthaltungen und einer Gegenstimme entschied sich das Gremium am Ende für den Standort an der Kläranlage. Dieser wird dem Mobilfunkbetreiber jetzt vorgeschlagen.
Historie des Beschlusses:
- März 2019: Die Telekom informiert die Gemeinde über den geplanten Mobilfunkausbau in Großschönach.
- September 2019: Der Gemeinderat beschließt, dass vor einer Entscheidung der genau Standort dargestellt werden soll, der mindestens 500 Meter von einer Wohnbebauung entfernt sein soll.
- November 2019: Das Ingenieurbüro Hans Ulrich wird mit einer Standortplanung beauftragt.
- Dezember 2021: Hans Ulrich stellt das Mobilfunkgutachten der Öffentlichkeit vor.
- Januar 2022: Der Gemeinderat entscheidet sich für den Standort an der Kläranlage.