Die Zeit rennt den Narren in Herdwangen-Schönach und Illmensee davon, der verlängerte Lockdown macht einen Strich durch die Planung kurzfristiger Fasnets-Aktionen. Trotzdem lassen sich die engagierten Vereinsmitglieder nicht unterkriegen und präsentieren mit digitalem Bürgerball und Corona-konformem Narrenbaum kreative Ideen.

Die Eselohren in Herdwangen wollen den Bürgerball digital in die Stuben der Bürger bringen. „Momentan lassen wir alte Videokassetten mit Aufnahmen von früheren Bürgerbällen, Frühschoppen, Umzügen und Wagenaufbauten digitalisieren. Aus diesen Aufnahmen werden wir Ausschnitte zusammenfassen und eine Art Bürgerball erstellen“, schildert Maurice Amann, der mit Pascal Amann den Verein führt. Dieser werde auf verschiedenen Plattformen hochgeladen. „Da sich die Kassetten aber noch beim Digitalisieren befinden, wird dies alles sehr kurzfristig zusammengefügt. Aus diesem Grund können wir noch nicht hundertprozentig sagen, dass es klappt“, schränkt er ein.
Schülerbefreiung und Rathausturm noch mit Fragezeichen
Die Eselohren hatten bisher geplant, einen Narrenbaum zu stellen – wenn nötig, ohne Publikum. „Aufgrund des Lockdowns können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, wie der Baum gestellt wird“, bedauert Amann. Wegen einer etwaigen Corona-konformen Schüler- und Kindergartenbefreiung sowie eines Rathaussturms werde man sich, zusammen mit den Narrenvereinen aus Aftholderberg und Großschönach, am 27. Januar mit Bürgermeister Ralph Gerster absprechen
Ideen und Texte für das Narrenblättle stehen schon
Das Narrenblättle werde es in diesem Jahr auf jeden Fall geben. „Die meisten Texte und Ideen sind bereits auf Papier gebracht oder befinden sich in der Endphase der Bearbeitung, sodass wir die Vorlage bis Ende des Monats an die Druckerei schicken können und somit ein fertiges Blättle bis zur Hauptfasnet in unseren Händen halten können“, freut sich der Eselohren-Chef.
Dreizipfelritter blicken mit Sorge auf die Virus-Entwicklung
Die Dreizipfelritter in Großschönach haben auch Pläne für die Fasnet. „Im Prinzip liegt das Vereinsleben still und wir gehen davon aus, dass sich das auch so schnell nicht ändern wird. Wir blicken auch mit großer Sorge auf die Entwicklungen rund um die Virus-Mutation. Das lässt sogar unsere verborgensten Träume auf etwas Fasnet platzen“, bekennt deren Chef Stefan Blender. Trotzdem habe man Aktionen gestartet und wolle auch noch einige auf den Weg bringen.
So sei an Dreikönig die Fasnet von den Schnellern eröffnet worden – jedoch schnellten nicht alle gemeinsam, sondern jede Familie für sich vor der eigenen Haustüre. „Das Ganze wurde von uns festgehalten und ist als kurzes Video auf der Homepage und in sozialen Medien zu besichtigen“, schildert Blender. Des Weiteren habe der Verein seine Mitglieder, aber auch alle anderen Bürger von Großschönach dazu aufgerufen, ihren Weihnachtsbaum zu einem Narrenbaum umzugestalten.
Den Ort zur Fasnet trotz allem schmücken
Geplant sei, den Ort zu schmücken – „ganz traditionell, wie man das kennt, um den Menschen bewusst zu machen, dass die fünfte Jahreszeit fest im Kalender steht und gar nicht ausfallen kann“, betont Stefan Blender. Selbstverständlich werde ein Narrenbaum aufgestellt, dieses Jahr halt nicht per Manneskraft, sondern unter Einhaltung der Corona-Regeln mit Maschinen, um Kontakte zu vermeiden. „Gerne würden wir dieses Jahr auch das Narrenblatt reaktivieren, das hängt aber noch davon ab, wie der Zulauf von Beiträgen sein wird“, berichtet der Großschönacher.
Berggeister planen Corona-konformen Narrenbaum
Die Berggeister Aftholderberg wollen auch nicht komplett auf die Fasnet verzichten. Chefin Barbara Pudimat berichtet von einer Corona-konformen Narrenbaumaktion, die derzeit umgesetzt werde. Dazu werde ein Weihnachtsbaum aus dem Ort kurzerhand zum Narrenbaum umfunktioniert. „Über die Kindergärten – wenn sie offen haben – und ausschwärmende Berggeister-Mitglieder verschicken wir Bastelmaterial und Vorlagen an die Kinder“, schildert Pudimat. Alles Kreative, was die Kinder dem Verein zurückschicken, werde an den Narrenbaum gehängt. Dieser soll – natürlich auch unter strikter Einhaltung der Corona-Kontakt- und Hygienevorschriften – auf dem Hügel vor der Eulogius-Kirche aufgestellt und geschmückt werden.
Film erzählt die Geschichte des Narrenvereins
Üblicherweise erzählen die Berggeister die Legende ihrer Entstehung bei Schüler- und Kindergartenbefreiung. Da dies wohl nicht möglich sein wird, hat ein Vertreter jeder Maskengruppe – Berggeister, Apfelweible, Narrenrat und Schneller – eine Filmsequenz gedreht über ihren Hintergrund. Diese werde zu einem Gesamtfilm zusammengefügt, der auf der Homepage der Berggeister angeschaut werden kann. „Uns ist es wichtig, vor allem den Kindern in der Gemeinde eine Freude zu bereiten“, betont Barbara Pudimat. Derzeit beteiligen sich die Berggeister an einer Spendenaktion für den Neubau und die Neukonzipierung des Fasnachtsmuseums Schloss Langenstein. Dazu wirbt die Narren-Chefin online dafür, Spenden beim Verein abzugeben, die an das Museum weitergeleitet werden.
An Dreikönig wurde in Illmensee von jeder Familie separat geschnellt
DieWasserspucker Illmensee suchen auf Hochtouren nach Fasnets-Alternativen. „Leider mussten wir, wie schon befürchtet, unsere traditionellen Veranstaltungen absagen. Zum Fasnetsauftakt an Dreikönig, an dem wir unseren Wasserspucker aus dem See holen, haben wir für ein Video gedreht, um wenigstens ein bisschen Fasnetsstimmung verbreiten zu können“, schildert Zunftmeister Tobias Waibel. Geplant sei weiterhin, statt des beliebten Bürgerballs ein Narrenblättle aufzusetzen.
Zum ersten Mal seit 40 Jahren wieder Narrenblättle in Illmensee
„Für uns Wasserspucker ist es seit mehr als 40 Jahren wieder das erste Narrenblättle und daher auch etwas Neues für uns. Wir sind sehr gespannt, wie das Narrenblättle ankommt“, berichtet Waibel. Durch kreative Mitglieder hätten die Wasserspucker bereits zahlreiche lustige Geschichten, Beiträge, Lieder und Gedichte gesammelt.

„Wir planen, das Blättle am Samstag, 6. Februar, zu einem Preis von 8,88 Euro in allen Teilorten unserer Gemeinde zu verkaufen, indem wir allein oder in Teams von Haustür zu Haustür ziehen, selbstverständlich im Narrenhäs“, schildert Tobias Waibel. Dabei werde die Einhaltung der aktuell gültigen Kontaktbeschränkungen gewährleistet. Übrig gebliebene Exemplare würden in der darauffolgenden Woche im M&M Frischemarkt sowie in der Bäckerei Butscher verkauft.
„Weitere Aktivitäten sind derzeit noch nicht fest geplant, jedoch haben wir noch die eine oder andere Idee, die wir eventuell weiter verfolgen“, sagt Waibel. Eventuell werde es einen Narrenbaum geben. „Auch wenn beim Stellen nicht wie üblich unsere Narrenkapelle spielen kann und keine Zuschauer anwesend sein dürfen, wollen wir an dieser Tradition festhalten“, sieht der Zunftmeister einen Lichtblick.