Auf freundliche und interessierte Bürger ist Felix Tiggeler am Montagabend an den Haustüren in Großschönach gestoßen. Der Bürgermeisterkandidat ist seit Wochen in Herdwangen-Schönach unterwegs, um direkt mit den Menschen in den Dialog zu treten. Am Montag hat ihn der SÜDKURIER begleitet. „Gefühlt habe ich schon an tausend Türen geklingelt“, sagt der 57-Jährige. Die Resonanz freut ihn: „Die Gesprächsbereitschaft hat mich sehr positiv überrascht. Sie war aber eigentlich zu erwarten, nachdem bei den öffentlichen Wahlveranstaltungen, wie bei der Podiumsdiskussion, so viele Zuhörer dabei waren“, sagte Felix Tiggeler.
Breites Spektrum an Wünschen
Das Themenspektrum an Wünschen und Fragen, das ihm in seinem Wahlkampf entgegengetragen wurde, decke beinahe alle persönlichen Bedürfnisse ab – vom Bauen, öffentlichen Personennahverkehr, Verkehr im Allgemeinen und Schulbusversorgung sowie Kinderbetreuung über Energieversorgung bis hin zur Internetversorgung spannt sich der Bogen.
Er will bei den Menschen sein
„Ich habe mir vorgenommen, ein Bürgermeister zu sein, der eher bei den Menschen anzutreffen ist als in der Amtsstube“, eröffnete Tiggeler am Montagabend das Gespräch mit Bürger Hubert Hald, der sich sehr interessiert am Gespräch mit dem 57-Jährigen zeigte. Tiggeler erläuterte ihm zunächst die Antwort auf etwas, das er in den vergangenen Wochen ab und zu gefragt worden sei: Den Grund dafür, warum er mit einem Ergebnis von 10,5 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang noch einmal antrete bei der Stichwahl.
Klares Programm für die Zukunft
„Erstens stehe ich zu meiner Überzeugung, die ich auch im zweiten Wahlgang vertreten will“, schilderte er. Außerdem sei er derjenige unter den Kandidaten, der ein klares Programm für die Zukunftsentwicklung der Gemeinde habe. „Das möchte ich gerne umsetzen“, betonte Tiggeler. Hubert Hald berichtete, dass seine Frau und er sich ausführlich informiert hatten über den Bürgermeisterwahlkampf – zum einen bei den Veranstaltungen, zum anderen in der Tageszeitung.

Hald schlug vor, in der Verwaltungsarbeit stärker die Kooperation zu anderen Gemeinden zu suchen, um Kompetenzen zu bündeln, zum Beispiel bei der Digitalisierung und bei Busverbindungen über Kreisgrenzen hinweg. Generell ist ihm der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs wichtig. So freue er sich über die Buslinie 500 zwischen Sigmaringen und Überlingen, die allerdings nicht alle Teile von Herdwangen-Schönach abdecke, wie Hubert Hald betonte. Deshalb wünscht sich der Großschönacher einen weiteren Ausbau der Buslinien, wie er Felix Tiggeler antrug.
Energie-Autarkie ist sein Herzensthema
Auch eine weitere Bürgerin schien sich über den Besuch des Bürgermeisterkandidaten zu freuen. Tiggeler sprach mit ihr unter anderem über sein „Herzensthema“: Herdwangen-Schönach soll eine autarke, CO2-neutrale Gemeinde werden. Es soll eine Bürgergenossenschaft, welche die Energieerzeugung in die eigenen Hände nimmt, gegründet werden. Außerdem schilderte er der Bürgerin, wie es überhaupt dazu kam, dass er sich auf das Amt beworben hatte.
Sein endgültiger Entschluss sei gefallen, als er auf die Initiative einer Gruppe von Bürgern aus Herdwangen-Schönach aufmerksam wurde, die per Stellenanzeige nach kompetenten Bewerbern suchte. Angesprochen habe ihn die Formulierung, dass man „keinen Verwalter, sondern einen Gestalter“ suche, erzählte Tiggeler. „Ich freue mich sehr, dass man Sie hier vor Ort kennenlernen kann. Das ist sehr beeindruckend, dass Sie nicht so ein fiktiver, unsichtbarer Kandidat sind“, sagte die Bürgerin. Sie sei noch dabei, sich zu informieren vor dem zweiten Wahlgang.
Kinderbetreuung ist ein wichtiges Thema
„Ich bin dabei, möglichst viele der Wünsche der Bürger aufzunehmen, ohne dass das Ganze natürlich eine ‚Wünsch-dir-was-Kandidatur‘ werden soll“, begrüßte Felix Tiggeler am nächsten Haus Bewohner Sergej Enns. Auch Enns ist noch am Sondieren, wen er am Sonntag seine Stimme geben wird, wie er verriet. Felix Tiggeler schilderte, dass er um die „freigewordenen“ 27 Prozent – die beiden Kandidaten, die nicht mehr antreten, konnten zusammen 27 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen – kämpfen werde. „Uns ist sehr wichtig, dass sich der neue Bürgermeister für die Kinderbetreuung einsetzt“, sagte der Familienvater. Auch über den Einsatz von neuen Energien tauschte sich der Großschönacher rege aus.
Höhere Wahlbeteiligung gewünscht
Sehr interessiert am Kampf um den Bürgermeistersessel zeigte sich Stefan Heydt. Seine Frau und er haben sich gut informiert über die Kandidaten, wie er berichtete. Er fand die Wahlbeteiligung von rund 58 Prozent nicht überragend. Auch Felix Tiggeler wünschte sich, dass bei der Stichwahl noch mehr Bürger ihr Kreuzchen auf den Stimmzetteln machen. Nachbar Willi Brinkmann hat dies schon getan, wie er berichtete. Er hat seine Stimme per Briefwahl abgegeben. Brinkmann fragte nach dem fortgeschrittenen Lebensalter von Felix Tiggeler. „Worin ich aber persönlich kein Problem sehe“, ergänzte er. Tiggeler meinte, dass die Bürger selbst entscheiden müssten, ob sie ihn – im Falle seiner Wahl – nach acht Jahren weiterhin als Bürgermeister haben wollten.
Wahlkampf ist eine intensive Zeit
Die Option, in eine zweite Wahlperiode zu starten, sei seinerseits vorhanden, wenngleich er – wie jeder Mensch – keine ernsthaften Vorhersagen darüber machen könne, wie es um seine Konstitution in acht Jahren bestellt sei. Willi Brinkmann fragte den Kandidaten, wie dieser den Wahlkampf erlebe. Es sei eine intensive Zeit mit vielen Gesprächen, schilderte Felix Tiggeler. Brinkmann selbst kommt ursprünglich aus der Großstadt Essen. „Für mich war das ein völlig neues Erlebnis mit dem Wahlkampf hier vor Ort“, sagte er.
Vermehrt persönlichen Kontakt suchen
Er sei froh, so Felix Tiggeler am Ende des Abends, dass er sich dafür entschieden habe, nicht nur Wahlveranstaltungen in Hallen oder Gaststätten anzubieten, sondern auch vermehrt den persönlichen Kontakt zu suchen. „Die Bereitschaft, gewisse Dinge anzusprechen, ist bei manchen Bürgern im persönlichen Gespräch höher, als dies vor einem größeren Publikum zu tun“, so die Erfahrung des Kandidaten.