Die Wohnanlage Voglerhof bildet künftig mit Rathaus, Schule, Kindergarten und Kirche die Dorfmitte von Herdwangen. Der Gebäudekomplex hat nicht nur 13 Eigentumswohnungen, sondern im Erdgeschoss des Gebäudes A wird im Januar 2025 die Senioren-Wohngemeinschaft „Am Voglerhof“ als ambulante Hausgemeinschaft eröffnet und ab Februar sollen die ersten Bewohner einziehen.
Zwölf Einzelzimmer mit Bad und Gemeinschaftsräumen
In dieser Seniorenwohngemeinschaft können bis zu zwölf Bewohner ein neues Zuhause finden. Jeder hat sein eigenes Zimmer mit eigenem Bad und dazu gibt es für alle Bewohner einen Gemeinschaftsraum mit Küche. Die Mieter, die mindestens Pflegegrad 2 haben müssen, werden rund um die Uhr von Alltagsbegleitern des Vereins „Miteinander Füreinander“ begleitet, betreut und unterstützt. Vereinsvorsitzender Engelbert Sittler erklärt im SÜDKURIER-Gespräch, dass man schon 15 Personen als Alltagsbegleiter akquirieren konnte, die für ihre Tätigkeit selbstverständlich bezahlt werden, wobei der Verein auf eine gerechte Bezahlung Wert legt, sodass der Stundensatz etwa 17 Euro beträgt: „Die Versorgung der pflegebedürftigen Bewohner wird durch einen ambulanten Pflegedienst gesichert, der täglich im Haus sein wird.“ In der Anlaufphase übernimmt Vinzenz-von-Paul die Pflege, später entscheidet dann der Bewohnerbeirat, welcher Dienst in Anspruch genommen wird. Diese Reglung gilt ab einer Belegung von drei Bewohnern.
Verein hat Räume von der Bürgerstiftung angemietet
Die Vermarktung der Wohnungen und Gewebeeinheiten liegt in den Händen des Bauträgers, während der Verein „Miteinander-Füreinander“ seit einigen Monaten Mieter für die ambulante Hausgemeinschaft sucht, die monatlich zwischen 3500 und 4000 Euro zahlen müssen. Denn der Verein hat diese Räumlichkeiten gemietet, und zwar von der Bürgerstiftung, die Eigentümerin des Erdgeschosses ist. Dass der hohe Betrag womöglich abschreckend wirkt, ist Engelbert Sittler bewusst. Er listet deshalb die Vorteile der ambulanten Hausgemeinschaft auf. Dazu gehört der kleine Personenkreis von zwölf Bewohnern, die ihr Leben selbstbestimmt gestalten, aber auch jederzeit Unterstützung in Anspruch nehmen können. Man habe eine 24-Stunden-Versorgung und Betreuung, könne in der Heimatgemeinde den Lebensabend verbringen und vermeide Vereinsamung im Alter. Zudem lebe man zentral, in der Nähe des Dorfladens, Kindergarten und Schule, sodass ein Besuch von Enkeln und anderen Angehörigen kein Problem wäre. Sittler, der viele Jahre als Lehrer Pflegekräfte ausbildete, kennt auch die Nachteile des WG-Lebens. Nicht jeder fühle sich in einer solchen Gemeinschaft mit häufig fremden Menschen wohl. Der Umzug vom eigenen Heim in ein Einzelzimmer falle vielen Personen schwer. Die Angst vieler Senioren, dass die Kinder die Kosten, die nicht durch Rente und Pflegekasse, gedeckt sind, übernehmen müssen ist, fast immer unbegründet. Denn seit 1. Januar 2020 werden Kinder aber nur noch dann zum Elternunterhalt herangezogen, wenn deren Jahresbruttoverdienst mehr als 100.000 Euro beträgt.
Pflegeplätze in der Gemeinde fehlen
Der Bedarf ist da, verweist Engelbert Sittler auf Hausgemeinschaften in Laiz und Herbertingen, die binnen kurzer Zeit belegt waren und in Herdwangen-Schönach fehlten jetzt schon 26 Pflegeplätze. Häufig suchen Angehörige für ihre pflegebedürftigen Eltern nach einem Platz, weil man mit deren Betreuung zunehmend überfordert ist. Nach der Kontaktaufnahme mit „Miteinander – Füreinander“ sucht Sittler das Gespräch mit dem Senior oder Seniorin sowie den Angehörigen. Bislang sind es mehrere Frauen, die die 80 überschritten haben, die in die Hausgemeinschaft einziehen wollen. Klar ist, dass die Bewohner noch über eine gewisse Mobilität verfügen müssen, denn die Betreuung von bettlägerigen Personen dürfen die Alltagsbetreuer nicht leisten. Ergänzend fügt er hinzu, dass auch die Eigentümer der 13 Wohneinheiten Unterstützung im Rahmen der nachbarschaftlichen Hilfe bei „Miteinander-Füreinander“ anfragen können.
Gemeinde muss Mehrkosten bei Leerstand übernehmen
Auf die SÜDKURIER-Frage, wer bei Leerständen die auflaufenden Fixkosten zahlt, erklärt Sittler, dass die Gemeinde diese Mehrkosten übernimmt, was auch vertraglich festgelegt sei. Bekanntlich war das Vorhaben „Voglerhof“ ein Projekt der Gemeinde. Engelbert Sittler und Mitstreiter hoffen, dass das Interesse an der ambulanten Hausgemeinschaft sich erhöht und im Februar 2025 möglichst viele der 12 Zimmer belegt sind.
Verein informiert über Projekt
Miteinander-Füreinander e. V. ist ein Projekt der Seniorenkonzeption der Gemeinde Herdwangen-Schönach und wurde 2007 gegründet. Die Nachbarschaftshilfe entstand in Zusammenarbeit mit der katholischen Landfrauenbewegung der Erzdiözese Freiburg. Der Verein wird von der politischen Gemeinde und den Kirchengemeinden unterstützt und ist im Pflegenetzwerk der Landkreises Sigmaringen und im Netzwerk der katholischen Frauengemeinschaft des Bistums Freiburg aktiv verknüpft. Die Bürozeiten in der Josef-Buchholz-Str. 12 sind donnerstags von 9 bis 11 Uhr. Der Verein ist erreichbar unter Tel. 07552 6297 Miteinander-Fuereinander@gmx.de sowie unter www.mit-für.de Informationen über die Senioren-Wohngemeinschaft „Am Voglerhof“ gibt es auch unter www.wg-voglerhof.de.