Die Senioren werden das Bild in der Gesamtgemeinde Inzigkofen in den kommenden Jahrzehnten noch nachhaltiger prägen, als dies heute schon der Fall ist. Das ist eine der Kernthesen von Professor Dr. Ursula Weber. Die Hochschullehrerin von der Dualen Hochschule in Stuttgart eröffnete mit ihrem Impulsreferat die Bürgerbeteiligungsaktion "Leben und Wohnen in der Gemeinde Inzigkofen" am Wochenbeginn im Ratssaal. Rund 104 Zuhörer aus allen Altersgruppen waren der Einladung zu dieser Informationsveranstaltung gefolgt.
Der Blick einer Soziologin, die sich schwerpunktmäßig mit der Situation von älteren und alten Menschen beschäftigt, ist geweiteter als der Eindruck, der vielfach in der Öffentlichkeit vorherrscht. Aus Sicht der Stuttgarterin sind nämlich die Senioren in der Minderheit, die wegen ihres Alters pflege- oder zumindest hilfsbedürftig sind.
Die Gemeinde Inzigkofen hat, wie Bürgermeister Bernd Gombold sagte, die Folgen der demografischen Entwicklung für die Bevölkerungsstruktur als Handlungsbedarf erkannt. Seit 2004 gebe es eine Seniorenkonzeption, die nun fortgeschrieben werden soll. Gombold: "Bei diesem Fortschreibungsprozess soll die Bevölkerung so breit wie möglich beteiligt werden." Das liegt, wie der Rathauschef unterstrich, in der Sache begründet: "Wir haben uns mit alternativen Wohnformen beschäftigt und kamen zum Ergebnis, dass man erfolgreiche Modelle von außerhalb nicht einfach eins zu eins auf Inzigkofen übertragen kann." Peter Beck von der Vinzenz Service GmbH wird den Bürgerbeteiligungsakt fachlich begleiten und moderieren. Im SÜDKURIER-Gespräch unterstrich auch er die Notwendigkeit von maßgeschneiderten Lösungen: "Keine Gemeinde ist wie die andere."
In den vergangenen zwölf Jahren hat sich in Inzigkofen besonders durch die Arbeit des Vereins "Hilfe von Haus zu Haus" die Lebensqualität für Senioren deutlich verbessert, wie Gombold auf seiner Positivliste vermerkte. 2004 haben die Teilnehmer an der ersten Aktion ihre Bedürfnisse als Senioren formuliert. Zwei der Punkte waren bessere Busverbindungen und die Optimierung der ärztlichen Versorgung. Diese Punkte gehören für Bernd Gombold zu den Dauerbrennern, wenn es um die Rahmenbedingungen für Senioren geht. Ein Thema, das 2004 noch kaum eine Rolle spielte, waren alternative Wohnformen für Menschen im Rentenalter. Für Gombold sind die Lebensbedingungen für alle Altersgruppen wichtig. Deshalb nannte er die seit 2004 erreichten Fortschritte in der Kleinkinder- und Kinderbetreuung als weitere Eckpfeiler kommunaler Arbeit.
Doch zurück zu den zukünftigen Rentnern. Sie gehören zu den Jahrgängern der "Baby-Boomer" und bilden heute die große Gruppe der 50-jährigen. Sie seien in der Regel gesund, tatkräftig und könnten noch eine gute Rente erwarten. Weber: "Ein 65-Jähriger hat andere Ansprüche als ein 95-Jähriger." Selbst wenn das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre angehoben werden sollte, hätten diese Rentner immer noch statistisch gesehen 18 Lebensjahre vor sich.
Die Soziologin Ursula Weber sprach von einem "großen Potenzial" dieser Altersgruppe für die Gemeinde und deren Bewohner, beispielsweise in den Vereinen, aber auch als Helfer für die noch älteren Rentner im vierten Lebensabschnitt ab 80 Jahren.
Bürgerbeteiligung
In Folge der Auftaktveranstaltung werden ab Februar in jedem Ortsteil öffentliche Bürgertische an jeweils drei Abenden zu verschiedenen Schwerpunktthemen organisiert. Die Bürgertische beginnen am 20. Februar in Inzigkofen, am 6. März in Engelswies und am 8. März in Vilsingen. Eine zentrale Abschlussveranstaltung ist für den 10. Mai in Inzigkofen vorgesehen. (hps)