Eine Bilderbuchstunde in Sachen Bürgerbeteiligung und Kompromissfindung war die Gemeinderatssitzung am Donnerstag. Es ging im Wesentlichen um das geplante Neubaugebiet Reutäcker am Ortsrand von Inzigkofen in Richtung Vilsingen. Bis zur Ratssitzung am 18. Mai sollen die gefundenen Kompromisse in den Entwurf für die Baugebietsplanung eingearbeitet sein.
Das Baugebiet Reutäcker erstreckt sich über 5,2 Hektar und soll Platz für bis zu 41 Zweifamilienhäuser bieten. Die Planung für dieses Baugebiet steckt zwar noch in den Kinderschuhen, jedoch hatten die ersten Details jene Anlieger beunruhigt, deren Häuser in der letzten Reihe des alten Baugebiets den bisherigen Ortsrand bilden. Sie besitzen Einfamilienhäuser, denen nun plötzlich zweigeschossige Nachbarhäuser gegenüber stehen sollen. Andere Anlieger befürchteten durch den verkehrstechnischen Anschluss des Ziegelwegs an das Neubaugebiet erhöhte Verkehrsbelastung. Bereits im Vorjahr hatten sich die bisherigen Anlieger um einen fünf Meter breiten Grünstreifen zwischen ihren Grundstücken und dem Neubaugebiet bemüht. Der Fünf-Meter-Streifen ist im Vorentwurf erhalten. Diesen Forderungen sah sich der Gemeinderat am Donnerstag gegenüber. Verschiedene Ratsmitglieder machten auf ein grundsätzliches Problem aufmerksam. Das Gremium sei seit Jahren bemüht, durch schlanke Satzungen den Bauherren größtmöglichen Handlungsspielraum einzuräumen. Das ist, wie die Diskussion zeigte, nicht einfach umzusetzen. Im Rahmen der vorgezogenen Bürgerbeteiligung wurden Einwände und Stellungnahmen von Behörden, Verbänden und Privatpersonen detailliert erörtert.
Zum Hintergrund: Die letzte Reihe des bisherigen Baugebiets und die erste Reihe des Neubaugebiets werden nicht durch eine Straße getrennt. Alte und neue Grundstücke stoßen am Gartenzaun aufeinander. Die bisherigen Anlieger befürchten durch den Schattenwurf eines massiven Zweifamilienhauses einen Wohnwertverlust für ihre Immobilie. Die von Bürgermeister Bernd Gombold und Städteplaner Roland Groß vorgestellte Kompromisslinie sieht nun so aus, dass neue Häuser versetzt zu den Nachbarhäusern gebaut werden. So ohne Weiteres, darin waren sich die kommunalen Spitzen und der Planer einig, kann eine Gemeinde dem Bauherrn nicht verbieten, das Haus auf einer bestimmten Stelle seines Grundstücks zu errichten. Bernd Gombold und die Ratsmehrheit lehnten es ab, die zukünftigen Bauherrn mittels einer "Baufensterlösung" dazu zu zwingen, ihr Haus wie gewünscht versetzt zur vorhandenen Bebauung zu errichten. Gombold zeigte sich davon überzeugt, dass es einfacher sei, die gewünschte Lösung durch den Zuschnitt der Bauplätze zu erzwingen.
Ebenfalls einstimmig beschlossen die Gemeinderäte den Ziegelweg verkehrstechnisch nicht an das Neubaugebiet anzuschließen. Es soll bei einem Verbindungsweg für Fußgänger und Radfahrer bleiben. Durch Pfosten abgesichert soll der Weg im Notfall für Autoverkehr zur Verfügung stehen.
Alternative Bauweisen
Außer der versetzten Bauweise gibt es weitere Möglichkeiten, sowohl den neuen Bauherren, als auch den bisherigen Grundstücksbesitzern entgegenzukommen. Darauf machte Gemeinderatsmitglied Frank Dreher, selbst Architekt, aufmerksam. Die zweigeschossige Bauweise könnte beibehalten werden, wenn der Bauherr entweder auf eine Flachdachlösung, oder auf den Speicherraum unter dem Dach verzichtet, und damit das Gebäude an Höhe schrumpfen lässt.