Die Gemeinde Inzigkofen plant die Einstellung eines hauptamtlichen Seniorenbeauftragten. Das kündigte am Mittwoch Bürgermeister Bernd Gombold vor den Besuchern der Bürgerversammlung "Leben und Wohnen im Alter in der Gemeinde" an. Damit soll auf die vielfältigen Interessen, Probleme und Ideen der älteren Mitbürger eingegangen werden. Eine inoffizielle Übereinstimmung mit Gemeinde- und Ortschaftsräten, diese Stelle zu schaffen, sei schon vorhanden. Zunächst gelte es, so Gombold, das berufliche Anspruchsprofil für diese Fachkraft auszuarbeiten. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden zum einen die Ergebnisse der anonymen Bürgerbefragung vorgestellt. Zum anderen gab der Moderator der Bürgertisch-Aktion, Peter Beck, einen Überblick über die Resultate der insgesamt zehn Bürgertisch-Veranstaltungen in den drei Teilorten.
Die Lebensqualität der älteren Bewohner steht schon seit Jahren auf der Gemeinderatsagenda. Beispielsweise gibt es seit 2005 den Nachbarschaftshilfe-Verein "Von Haus zu Haus". Doch mit dem damit Erreichten zeigten sich Gemeinderat und Verwaltung noch nicht zufrieden. Deswegen wurde jetzt ein weiterer Bürgertisch-Prozess eingeleitet. Im Rahmen dieses Prozesses erfolgte im Sommer die anonyme Befragung aller Bürger über 45 Jahre. Damit sollte ein Überblick über Wünsche, Sorgen und Ideen der Männer und Frauen über ihre Zukunft in der zweiten Lebenshälfte gewonnen werden.
Dieses Ziel wurde, wie Pablo Rischard vom AGP-Institut für Sozialforschung in Freiburg erläuterte, voll erreicht. Das zeigte sich bereits an der Rücklaufquote. Von 1610 verschickten Fragebögen kamen 487 ausgefüllt zurück. Mit dieser Rücklaufquote von 30 Prozent sind die Freiburger Fachleute zufrieden. Rischard: "Wir erreichen mit solchen Aktionen oft nur eine Rücklaufquote zwischen 10 und 20 Prozent." Die größte Resonanz fanden die Fragebogen in der Altersgruppe zwischen 70 und 79 Jahren Jahren. Aber auch 38 der insgesamt 146 Rentner ab 80 Jahren füllten die umfangreichen Bögen aus.
Die Menschen ab 40 leben gerne in Inzigkofen und seinen Teilorten. Das gaben 97 Prozent derjenigen, die die Fragebogen beantworteten, an. Damit verbunden ist ein weiterer Wert. 84 Prozent leben in einem eigenen Haus oder zumindest in einer eigenen Wohnung. Die sich daraus abzeichnende Wohnorttreue gilt auch für die Vorstellung von der Gestaltung des Lebensabends. In diesem Zusammenhang gewinnt ein weiteres Ergebnis der Fragebogenaktion an Gewicht: Zwar sind die meisten Senioren in ein familiäres Umfeld eingebettet. Aber bereits jetzt haben 25 Prozent überhaupt keine Angehörigen mehr. In weiteren 33 Prozent der Fälle leben die nächsten Angehörigen nicht in Inzigkofen, aber immerhin noch in der Region. Bei 81 Prozent der älteren Mitbürger leben die Kinder entweder in der Drei-Dörfer-Gemeinde oder im Umkreis von zwei Autostunden. 24 Prozent der Kinder leben noch weiter entfernt.
Peter Beck als Bürgertisch-Moderator unterstützt daher die Ideen und Vorschläge von Nachbarschaftshilfe, von gemeinsamer Hilfe von Senioren für Senioren oder über Generationengrenzen hinweg. So wie sie bei den Bürgertischen diskutiert wurden. Diese Ideen zu bündeln, bei der Umsetzung zu helfen, soll ein Teil der Aufgaben des neuen Seniorenbeauftragten sein. Darüber hinaus soll der "Kümmerer" auch als erste Beratungsinstanz bei Alltagsproblemen sein.
Ergebnisse der Befragung
Nur 28 Prozent der Befragten können sich einen Aufenthalt in einem Pflegeheim vorstellen. 72 Prozent möchten bis zu ihrem Tod in den eigenen vier Wänden bleiben. Noch ist die Familie die wichtigste Pflegeeinrichtung. Aber die Umfrage zeigt, dass nur 52 Prozent der Befragten spontan jemand nennen können, der ihre Pflege übernehmen würde. Breites Interesse wurde an alternativen Wohnformen und am Umbau des eigenen Wohnumfeldes gezeigt. (hps)