Inzigkofen – Ein kleines Stück Paradies gibt es im ehemaligen Inzigkofener Klosterareal. Gleich hinter der Orangerie betritt der Besucher den Kräutergarten. In diesem Jahr wird der Garten 25 Jahre alt. Er wird fast ausschließlich von Alfred Bauernfeind gepflegt, dem Vorsitzenden des Sigmaringer Naturschutzbunds (Nabu). Doch das Paradies ist bedroht, denn die Pflanzendiebstähle nehmen zu.

Die Welt des Kräutergartens erschließt sich dem Besucher nicht beim ersten, vielleicht schnellen Blick. Er sieht bunte Blumen. Wer sich jetzt abwendet, hat die Kostbarkeiten vor seinen Augen übersehen. Also erst einmal auf einer der Bänke sitzen, zur Ruhe kommen, die Atmosphäre des Gartens auf sich wirken lassen. Alfred Bauernfeind genießt diese Augenblicke, den Geruch von Heu und Gras, das Summen zahlreicher Insekten und die Farbenpracht. Das ist sein Kräutergarten. Hier wachsen Pflanzen, die früher in jeden Bauerngarten gehörten, heute aber oft vergessen sind. Bauernfeind erklärt: "Es soll auch ein Gegenbeispiel zu den oft einfallslosen modernen Durchschnittsgärten sein." Das Gardemaß der Grashalme ist hier nicht der Maßstab aller Dinge.

In einer Ecke wachsen Getreidearten, die früher die Felder auf der Alb dominierten, wie Emmer und Buchweizen. Wer noch nie Linsenbüsche gesehen, kann hier diese Wissenlücke ebenso schließen wie ein Besucher, der wissen will, wie Flachs aussieht. An einer anderen Ecke haben Küchenkräuter ihr Refugium, von denen manche heute fast nicht mehr bekannt sind. Bauernfeind führt das Pfefferkraut vor. Es sieht aus wie ein normales Blatt, setzt beim langsamen Zerkauen aber die zunehmende Schärfe von Pfeffer frei, tritt fast in den Wettkampf mit einer Peperoni. Früher war das Pfefferkraut da gefragt, wo Schärfe gewünscht wurde und Pfeffer entweder unbekannt oder viel zu teuer war, erzählt Bauernfeind.

"Jeder kann in seinem Garten etwas für den Erhalt der Artenvielfalt in der Insektenwelt leisten". Alfred Bauernfeind, Sigmaringen
"Jeder kann in seinem Garten etwas für den Erhalt der Artenvielfalt in der Insektenwelt leisten". Alfred Bauernfeind, Sigmaringen

Der Schaugarten bietet auch viele Blumen in teils fast kitschig wirkenden Farben. Da ist beispielsweise die Vexiernekel. Ihr Rot wirkt so übertrieben, dass man schon das Original sehen muss, um festzustellen, dass die Farbe absolut natürlich ist. Wer sich neben die leuchtend blauen Ysop setzt, wird sehr schnell auf den Ansturm aufmerksam, den diese Blüten bei den Insekten auslösen: große Fliegen, flinke Bienen oder dicke Hummeln kommen gern hierher. Bauernfeind meint zu dem Insektengewimmel: "Jeder kann in seinem Garten einen Beitrag dazu leisten, dass die Insekten nicht völlig aus der Natur verschwinden." Überhaupt hat Alfred Bauernfeind ein Herz für die Insekten. Es gibt in dem 600 Quadratmeter großen Garten nicht nur die passenden Pflanzen, sondern auch verschiedene Arten von Nistmöglichkeiten für die immer seltener werdenden Insekten.

Doch das Paradies ist bedroht. Mancher Besucher stiehlt einfach Pflanzen. Bauernfeind nennt ein Beispiel: "Ich habe Eichblattsalat gepflanzt, jetzt ist keiner mehr da." Es komme immer wieder vor, dass frisch eingesetzte Pflanzen ausgegraben und gestohlen würden. Bauernfeind, mittlerweile 67 Jahre alt, kümmert sich allein um den Kräutergarten. Er sucht Mitstreiter und macht sich schon Sorgen um einen Nachfolger.

Alfred Bauernfeind führt am Donnerstag, 13. Juli, um 18 Uhr Interessierte durch den Kräutergarten. Er erklärt essbare Pflanzen und zeigt, wie man seinen eigenen Garten als Lebensraum für Wildtiere gestalten kann. Die Teilnahme ist kostenlos.