Im Namen des Bildungswerks und der Volkshochschule begrüßte Bernd Eck die Gäste im Kapitelsaal des alten Klosters in Inzigkofen und stellte den kundigen Fachmann vor, der zuständig sei für alle Ausgrabungen, die in Baden-Württemberg stattfinden. Der Landesarchäologe ging an diesem Abend der Frage nach, ob es sich bei der Heuneburg in der Gemeinde Herbertingen tatsächlich um eine frühkeltische Megasiedlung handelt. "Die neuesten Forschungen sind so sensationell wie sie nur sein können", steigerte Bernd Eck die Spannung.
Anhand von Videoanimationen ließ Dirk Krausse vor den Augen der Zuschauer die Heuneburg entstehen, wie sie zu frühkeltischer Zeit ausgesehen haben mag. Anhand des Modells erläuterte er deren Aufbau. Sie habe aus einer befestigten Oberstadt, der sogenannten "Akropolis" bestanden, in der sich gleichförmige repräsentative Gebäude befunden hätten. Direkt davor habe die Vorburg gelegen, in der die Handwerker angesiedelt gewesen seien, und um das Ensemble herum habe sich über etwa einen Quadratkilometer eine Außensiedlung erstreckt, die im 6. Jahrhundert vor Christus mehrere Tausend Einwohner besessen habe. Vier Grabhügel gehörten zu der gesamten Anlage.
Von der Mitte der Grabhügel gibt es eine Sichtachse zu der Alten Burg bei Langenenslingen, die der Wald jedoch verbirgt. Diese Bezüge zeugten von einer Zusammengehörigkeit. Die Überreste der Alten Burg habe man lange für mittelalterlich gehalten, bis Untersuchungen zutage gefördert hätten, dass ihr Ursprung in keltischer Zeit liege. Die Verknüpfung mit weiteren Siedlungen sowie deren Verbindung durch Wege lasse auf eine große Stadt schließen. Darüber hinaus zeige der Grabschmuck aus Gräbern auf dem Heuneburg-Territorium den künstlerischen Einfluss aus dem Süden und von Material, das aus fernen Ländern stamme.
Anhand von Kurzfilmen und Bildern zeigte Krausse die Arbeitsweise der Archäologen. Die Zuschauer konnten mitverfolgen, wie ein Holzkammergrab geborgen und nach Ludwigsburg transportiert wurde. Die Computertomografie gehöre zu einer wichtigen, modernen Untersuchungstechnik, wie Krausse ausführte, da sie den Blick auf Verborgenes frei gebe, ohne zu zerstören.
Am Ende des Abends konnte der Landesarchäologe festhalten, dass die Heuneburg die älteste archäologisch nachgewiesen Stadt Mitteleuropas ist, die in Berücksichtigung ihrer Größe und Bedeutung mit Rom oder Athen mithalten könne. "Ich sehe das Ganze auch großräumiger", antwortete Krausse auf die Frage nach der Versorgung der vielen damaligen Bewohnern. Er schätzt den Wirkungsdurchmesser der Heuneburg auf 30 bis 40 Kilometer.