Kurz nach 19 Uhr ist das Sportheim in Vilsingen mit etwa 50 Personen sehr gut besetzt. Eng stehende Tische sind mit fröhlichen Bewerbern und Besuchern besetzt. Probiergläschen befinden sich vor jedem Platz, auch Brotkörbchen mit frisch geschnittenen Baguette-Scheiben stehen bereit. Hier und da stehen noch größere Plastikeimerchen, für Probereste. Die Frage des Abends lautet: Wer hat den besten Most in seinem Keller? Einer der Bewerber ist auch Klaus Burger, CDU-Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg. Er war zum dritten Mal mit eigenem Most dabei.
Die Vilsinger "Gmoids-Moster" Karl-Anton Stroppel und Thomas Klein haben alles organisiert. Auf dem Tresen steht, umrankt von vier Geschenkkörben, die begehrte Trophäe: der Krug des Mostkönigs Vilsingen 2017 samt entsprechend bedruckter Schärpe. Stroppel spricht noch ein paar einleitende Worte und Klein erläutert das Vorgehen. Nach der zwölften Probe gibt es eine Pause. Jeder Bewerber ist Juror, auch Besucher gegen einen kleinen Obolus. Draußen stehen in Reih und Glied 60 Flaschen auf zwei Tischen bereit. Jeder Bewerber hat drei Liter seines besten Mostes abgegeben.
Dann werden Probiergläschen gefüllt. Der eine möchte mehr, der andere weniger im Glas. Blicke folgen den erhobenen Gläsern. Als erstes soll die Farbe bewertet werden. Dann gehen die Gläschen an die Nase, um zu riechen, und schließlich an den Mund, um zu kosten. Farbe und Geruch ergeben jeweils bis zu fünf Punkte, der Geschmack wird mit bis zu zehn Punkten bewertet. Bald schon kommt Routine auf und Runde folgt auf Runde. Marcel Kronenthaler sagt: "Letztes Jahr hab ich noch gemeint, ich müsste das Glas voll machen, aber etwas reicht schon." Für zwischendurch empfiehlt er Wasser. Andere wiederum trinken Bier.
Jede Probe führt zum regen Austausch mit den Tischnachbarn. Markus Back sitzt an einem Tischende. Er hat noch nichts gewonnen, aber sein Bruder, der sei auch ein guter Mostmacher. "Das Mosten haben wir beim Vater gelernt. Und jetzt versuchen wir, den Most immer etwas zu optimieren." Doch wie optimiert man einen Most? Back nennt Rezeptur, andere Hefe, Lagermöglichkeiten und Temperaturen. Die "Moschtkärkameraden" aus Vilsingen, wobei Kär für Keller steht, sind mit mehreren Mann lustig dabei. Sie hoffen wie die Abordnung des Gartenbauvereins Sigmaringendorf auf einen Gewinn.
Bürgermeister Bernd Gombold bemerkt vor Bekanntgabe der Wertungen: "Es gibt eigentlich nur Gewinner! Verlierer ist nur der, der keinen Most im Keller hat." Platzierungen gibt es dennoch und so springt Markus Briem begeistert auf, als sein Name für Platz fünf aufgerufen wird. Mit hoch gestreckten Armen brüllt der Zunftmeister der Hexenzunft Vilsingen mehrmals den Ruf seiner Narrenzunft heraus: "Hoar!", worauf ein "Nasa!" entgegen schallt. Josef Sessler ist das achte Mal dabei, sein Most erhält Platz drei. Er habe eigentlich nicht damit gerechnet, sehe sich nun bestärkt, wieder mitzumachen. "Dann ist es auch eine Bestätigung, dass man einen guten Most macht. Was ich mache ist reiner Bio-Saft. Da ist keine Gärhefe drin, kein Gärmittel, kein Süßstoff, nichts ist da drin, gar nichts! Und das macht mich so stolz!"
Gemeindemosterei
Die Vilsinger "Gmoids-Moster" Karl-Anton Stroppel und Thomas Klein betreiben die Gemeindemosterei und haben 2016 etwa 800 Zentner Obst entsaftet. Die Sieger der achten Mostprämierung: Mostkönig 2017 Peter Kleiner erhielt Mostkrug und Schärpe. Auf Plätzen zwei bis fünf bekamen jeweils einen Geschenkkorb: Adelbert Braun, Josef Sessler, Hendrik Gombold und Markus Briem. Die Bewerber kamen vorwiegend aus Vilsingen, aber auch aus Engelswies, Gutenstein, Sigmaringendorf und Kreenheinstetten.