Viel Technik und Elektronik ermöglicht es Senioren, immer länger in ihrer gewohnten Umgebung leben zu können. Allerdings sind die nützlichen Helfer nicht eben billig. Viele Senioren haben darüber hinaus Berührungsängste mit der modernen Technik und sind nicht informiert, was es Spezielles für sie gibt. Vor diesem Hintergrund haben die Landkreise Schwarzwald-Baar, Rottweil und Tuttlingen Beratungsstellen ins Leben gerufen.
Am Wochenbeginn stellten Tobias Roos und Maren Koffler von der Beratungsstelle Alter und Technik in Villingen-Schwenningen ihre Arbeit und einige Produkte im Rathaus Inzigkofen vor. Der Verein Hilfe von Haus zu Haus hatte die Veranstaltung im Rahmen der gegenwärtig laufenden Aktionswochen des Pflegenetzwerks im Landkreis Sigmaringen organisiert.
Es müsse nicht immer der komplett barrierefreie Umbau der bisherigen Wohnung sein. Auch darüber informiert die Beratungsstelle und hat in Villingen-Schwenningen eine Musterwohnung eingerichtet. Oft seien es kleine technische Hilfen, die in der Summe eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität allein lebender Senioren brächten. Bei dem Infoabend nannten die beiden Referenten zwei Beispiele. Sie stellten einen Wärmesensor vor, der den Küchenherd überwacht. Das Gerät schlägt Alarm, wenn ein Topf auf dem eingeschalteten Herd vergessen worden ist, lange bevor der Rauchmelder auf den entstehenden Qualm reagiert. Das zweite Gerät ist eine elektronische Vorrichtung, die ein Zimmer oder den Hausgang überwacht. Sollte ein Mensch hinfallen und sich länger als zwei Minuten nicht bewegen, sorgt die Elektronik für die Alarmierung von Hilfe.

Die Referenten wiesen darauf hin, dass jeder, der eine Pflegestufe hat, von der Pflegekasse für solche Geräte und den Umbau seiner Wohnung einen einmaligen Zuschuss von 4000 Euro bekommen kann. Maren Koffler bedauerte, dass dieser Zuschuss bei einem größeren Umbau für viele Senioren zu wenig sei. Auch die Kreditbedingungen bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau seien für viele Senioren mit kleinen Renten nicht sonderlich attraktiv. Koffler erklärte: "Um durch diesen für den Laien oft undurchschaubaren bürokratischen und technischen Wirrwarr zu führen, gibt es unsere Beratungsstellen." Die Beratung sei neutral und rein an den Bedürfnissen der älteren Menschen orientiert.
Die Beratungsstelle Alter und Technik im Schwarzwald-Baar-Kreis besteht seit Ende 2011, die Stellen in Rottweil und Tuttlingen wurden im Juni und September 2017 eröffnet. Nach Angaben von Maren Koffler werden im Jahresdurchschnitt rund 2000 Ratsuchende durch Einzelfallberatungen, Führungen in der Musterwohnung, Vorträge und sonstige Veranstaltungen erreicht. Eine solche Beratungsstelle in öffentlicher Trägerschaft gibt es bislang im Landkreis Sigmaringen nicht. Auf Nachfrage im Landratsamt teilte Pressesprecherin Sabine Stark mit, dass es derzeit auch keine Pläne gebe, eine solche Stelle zu installieren.
Aktionswochen
"Sorgende Gemeinde – Lebendiges Miteinander im Landkreis Sigmaringen" ist das Leitmotiv der Aktionswochen des Pflegenetzwerks, die noch bis 26. Oktober dauern. Insgesamt sind 44 Veranstaltungen vorgesehen. Der nächste größere Termin in unmittelbarer Nachbarschaft ist am Samstag, 14. Oktober, der Aktionstag Barrierefreiheit von 10 bis 17 Uhr auf dem Leopoldsplatz in Sigmaringen. Außerdem ist eine Vernissage mit Werken behinderter Künstler aus Mariaberg vorgesehen. Um 19.30 Uhr beginnt im Bootshaus in Sigmaringen eine Talkrunde zum Thema Barrierefreiheit.