Wenn Karl-Heinz Stecher auf sein Berufsleben zurückblickt, tut er das mit viel Freude. Seine Dankbarkeit ist deutlich spürbar, als er von 49 erfüllten Arbeitsjahren bei der Firma Tegometall erzählt, in denen der heute 63-Jährige vom Werkzeugmacher-Lehrling zum Betriebsleiter aufgestiegen ist. Beinahe ein halbes Jahrhundert hat er sich für das Unternehmen engagiert; jetzt ist er in den Ruhestand getreten. Sein Arbeitsleben, das geprägt war von stetem technischen Wandel, hat er nicht nur wegen seines enormen Fachwissens so gut gemeistert, sondern vor allem durch seine Flexibilität, seine Neugier auf technische Neuerungen und den Mut, sich immer wieder neue Firmenbereiche zu erschließen.

1972 mit der Lehre begonnen

Nur vier Jahre nach der Gründung der Firma Tegometall begann Karl-Heinz Stecher im Jahr 1972 seine Lehre als Werkzeugmacher – eine Ausbildung, die es in dieser Form nicht mehr gibt. Heutzutage bildet die Firma Industriemechaniker, Mechatroniker und Elektroniker aus. Die Tegometall-Gruppe ist in den Bereichen Ladenbau und Lagertechnik tätig. Entwickelt und produziert werden hochwertige Regalsysteme. „Ich war damals der erste technische Azubi, zuvor gab es nur kaufmännische Lehrlinge“, schildert Stecher. Da sein Onkel als Malermeister für die Firma arbeitete, hatte der junge Mann sich in Krauchenwies beworben.

Werkzeugmacher waren wichtig

„Damals war alles klein und überschaubar. Wo wir heute gerade sitzen, war alles noch Ackerfläche“, erinnert sich Karl-Heinz Stecher. „Es gab unter anderem Pressen, durch die Lochplatten von Mitarbeitern gezogen wurden, und auch Sprühpistolen für die damals noch verwendete Nass-Lackierungen“, beschreibt er die wenigen Maschinen. „Die neuen Produkte der Firma sind überwiegend durch den Werkzeugbau entstanden. Deshalb waren die Werkzeugmacher und ihre Kreativität enorm wichtig“, ergänzt Geschäftsführer Arndt Lüdtke im Gespräch.

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Die Produktion war äußerst personalaufwendig; die Produkte in der Anfangszeit noch wenig vielfältig. „Wir hatten Regale in Gelb und Braun. Heute gibt es 260 verschiedene Farben bei den Lackierungen“, schildert Karl-Heinz Stecher. Aus rund 150 Produkten entwickelte sich die heutige Palette von rund 5000 Tegometall-Angeboten.

Zum Techniker weitergebildet

Für Karl-Heinz Stecher war Weiterbildung Trumpf: Nach seiner Militärzeit ging er zu Tegometall zurück, absolvierte nebenberuflich die Technikerausbildung und wechselte innerhalb der Firma in den Bereich „Arbeitsvorbereitung“. Nachdem dort bislang noch quasi „auf Zuruf“ gearbeitet wurde, etablierte der findige Mitarbeiter Arbeitspläne. Mit der Schreibmaschine wurden diese auf Pergamentpapier getippt, per Abdruck vervielfältigt und an die Fertigung herausgegeben. Für jedes Produkt wurde eine Karteikarte angelegt. „Es war alles händisch bei uns“, schmunzelt Karl-Heinz Stecher angesichts der Tatsache, dass heute ein Mitarbeiter die Arbeitsvorgänge auf seinem elektronischen Terminal abliest.

Mit viel Wertschätzung wurde Karl-Heinz Stecher (Zweier von links) verabschiedet. Im Bild Arndt Lüdtke, der neue Betriebsleiter Tobias ...
Mit viel Wertschätzung wurde Karl-Heinz Stecher (Zweier von links) verabschiedet. Im Bild Arndt Lüdtke, der neue Betriebsleiter Tobias Schanne und Personalleiter Emir Memeti. | Bild: Stefanie Lorenz

Im Laufe der 1970er und 1980er Jahre eröffneten immer mehr Discounter in Deutschland ihre Pforten. „Es war die Zeit der Ablösung der Tante-Emma-Läden“, schildert Karl-Heinz Stecher. Damit stieg auch der Bedarf an den Regalen der Firma Tegometall; Firmen wie der Lidl-Konzern wurden Kunden – und sind es bis heute geblieben. Karl-Heinz Stecher wechselte von der Arbeitsvorbereitung in die Kalkulation. Neue Aufgaben reizten den umtriebigen Mitarbeiter: Als das neue Werk der Firma in Sauldorf im Jahr 1990 in Betrieb genommen werden sollte, war er an vorderster Front mit dabei, um die Arbeitsprozesse dort einzuführen.

EDV-Systeme interessieren ihn sehr

„Karl-Heinz Stecher ist der Excel-, SAP- und Access-König“, lobt Arndt Lüdtke. Stecher war bei der Einführung verschiedener EDV-Systeme in Krauchenwies involviert. Die Arbeit mit Computerprogramm habe ihm stets Freude bereitet, so der Renter, seine Frau schmunzle heute noch über seine privaten Excel-Tabellen.

Logistikzentrum mit aufgebaut

Karl-Heinz-Stecher blieb flexibel: Als Tegometall-Chef Ulrich Bohnacker ihn als seine rechte Hand in der Schweiz benötigte, war es für ihn selbstverständlich, diesem Ruf zu folgen. Zurück in Krauchenwies, kümmerte er sich um den Aufbau des neuen Logistikzentrums, das 2016 in Betrieb genommen wurde. 2018 übernahm Karl-Heinz Stecher die Position des Betriebsleiters in Krauchenwies. „Er ist eine Vaterfigur für die Führungskräfte, kein klassischer Betriebsleiter, der nur nach Zahlen guckt“, schildert Arndt Lüdtke.

Mehr Zeit für seine Familie

Gerne hätte er das halbe Jahrhundert, 50 Jahre im Arbeitsleben, „vollgemacht“, aber gesundheitliche Gründe zwangen ihn dazu, schon jetzt in Rente zu gehen. Seine Frau, drei Kinder, acht Enkelkinder und zehn Ziegen tragen dazu bei, dass ihm auch ohne Tegometall nicht langweilig ist. Ganz lassen kann er es aber nicht: Immer freitags lässt es sich Karl-Heinz Stecher in der Betriebskantine mit den ehemaligen Kollegen schmecken.