Das Landratsamt Sigmaringen genehmigte am 10. September den Antrag der Firmen Valet & Ott GmbH & Co. KG sowie Martin Baur GmbH für eine Erweiterung des bisherigen Kiesabbaugebietes in Göggingen. Gegen diese Entscheidung hat die Bürgerinitiative „Lebenswertes Göggingen und Umgebung“ jetzt förmlich Widerspruch beim Landratsamt eingereicht. Auf 26 Seiten wird die Ablehnung begründet und nach Angaben des BI-Vorsitzenden Rainer Ohmacht ist zusätzlich ein „offener Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann“ geplant.
Gemeinde verkauft Feldwege im geplanten Abbaugebiet nicht
Die Bürgerinitiative weist in ihrem Widerspruch auf Zielkollisonen mit dem Regionalplan Bodensee-Oberschwaben hin, wenn in Göggingen im Offenlandabbau weitere Kiesvorkommen ausgebeutet werden. So werde bei der Genehmigung des Landratsamtes auf eine wesentliche Vorgabe in der raumordnerischen Beurteilung des Regierungspräsidiums Tübingen überhaupt nicht eingegangen, wonach ein Abbau erst stattfinden dürfe, „wenn die Feldwege ebenfalls mit abgebaut werden können“. Die Feldwege im geplanten Abbaugebiet in Göggingen befinden sich im Eigentum der Gemeinde Krauchenwies und schon vor Jahren hat der Gemeinderat beschlossen, diese Feldwege auf keinen Fall an die Kiesfirmen zu verkaufen. Erst vor wenigen Wochen hat Krauchenwies Bürgermeister Jochen Spieß das „Nein“ zum Verkauf der Feldwege bekräftigt.
Unverbindliche Formulierungen und „rechtlich fragwürdiges Genehmigungsverfahren“
Harsch kritisiert die Bürgerinitiative die „unverbindlichen Formulierungen“ des Landratsamtes bezüglich Vorgaben wie die Rekultivierung, Schutz der Feldlerche oder den geplanten Transport des Kieses. Die BI fordert klare Vorgaben, sprich „Muss“-Formulierungen. Als „rechtlich fragwürdig“ bewertet die Bürgerinitiative das Vorgehen, sprich die Genehmigung des Landratsamtes Sigmaringen, bei der Inhalte eines fortgeschriebenen Regionalplanes zugrunde gelegt würden. Allerdings fällt eine Entscheidung über die Fortschreibung des Regionalplanes erst im Sommer 2021, deshalb hätte das Genehmigungsverfahren nach Auffassung der BI nicht durchgeführt werden dürfen.
Geplante Erweiterungsfläche beträgt 39,3 Hektar
Die Firmen Valet und Ott GmbH & Co. KG, Beton-, Kies- und Splittwerke sowie Martin Baur GmbH planen eine Erweiterung des bestehenden Kiesabbaus der Firma Valet u. Ott GmbH & Co. KG am Standort Krauchenwies-Göggingen um ca. 39,3 Hekatr in östlicher Richtung. Das Vorhabengebiet erstreckt sich angrenzend an das bestehende Abbaugebiet auf Flurstücke auf Gemarkung Göggingen der Gemeinde Krauchenwies.
Areal ist als „„Vorrangfläche für den Abbau oberflächennaher Rohstoffe“ ausgewiesen
Mit dem Raumordnungsbeschluss des Regierungspräsidiums Tübingen vom 21. Januar 2016 wurde die Übereinstimmung des Vorhabens mit den Erfordernissen der Raumordnung auf einer Fläche von 39 Hektar festgestellt. Die Vorhabenflächen sind in der aktuellen Fortschreibung des Teilregionalplanes „Oberflächennahe Rohstoffe 2003“ des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben als „Vorrangfläche für den Abbau oberflächennaher Rohstoffe“ ausgewiesen.
Abbau im Offenlandbereich
Die Vorhabenfläche liegt im Offenlandbereich südlich von Göggingen und wird ausschließlich landwirtschaftlich genutzt. Die Firmen Valet u. Ott GmbH & Co. KG & Martin Baur GmbH planen, das Kiesvorkommen sowohl im Trocken- als auch im temporären Nassabbauverfahren zu gewinnen. Der Nassabbau erfolgt in Kassettenbauweise mit Wiederverfüllung.
Jährliche Abbaumenge beträgt rund 400 000 Tonnen
Abbau und Rekultivierung sollen in acht Abschnitten erfolgen, wobei die Wiederverfüllung dem Rohstoffabbau sukzessive folgt. Erwartet wird ein Abbauvolumen von ca. 0,76 Millionen Kubikmeter Kies im Nassabbau und ca. 2,76 Millionen Kubikmeter Kies im Trockenabbau. Bei einer maximalen jährlichen Abbaurate von 400 000 Kubikmeter wurde ein Abbauzeitraum von etwa 27 Jahren (mit Rekultivierung) festgelegt.
Firma Baur baut Kies ab und liefert es an Valet & Ott
Die Firmen Valet u. Ott GmbH & Co. KG & Martin Baur GmbH planen einen gemeinsamen Abbau in der Art, dass die Martin Baur GmbH die Ausführung des Kiesabbaus und der Rekultivierung übernimmt und die Valet und Ott GmbH & Co. KG mit Kies beliefert.
Bestehendes Kieswerk soll verlegt werden
Das derzeit noch im nördlichen Bereich der alten Grube der Firma Valet u. Ott GmbH & Co. KG befindliche Kieswerk soll in den südlichen Bereich des alten Grubengebiets verlegt werden, um Lärm- und Staubimmissionen für Göggingen zu reduzieren. Der Aufbau des neuen Kieswerkes soll während des Kiesabbaus in Abbauabschnitt 1 erfolgen. Der für die Firma Valet u. Ott GmbH & Co. KG gewonnene Kies soll zunächst mit Lastwagen in das bestehende Kieswerk und danach per Förderband in das neue Kieswerk transportiert und dort aufbereitet werden. Der für die Firma Martin Baur GmbH gewonnene Rohkies soll per LKW über die Abbaustätte der Firma Nord-Moräne in die Aufbereitungsanlage nach Ettisweiler transportiert werden.
Landratsamt hat am 10. September die Pläne genehmigt
Mit Entscheidung des Landratsamtes Sigmaringen vom 10. September 2020 wurde das Kiesabbauvorhaben der Firmen Valet u. Ott GmbH & Co. KG und Martin Baur GmbH auf Gemarkung Göggingen der Gemeinde Krauchenwies genehmigt.