Beim Tag der offenen Tür bei der Firma Steidle sowie der Firma Schellinger verzeichneten die Veranstalter ein erhöhtes Informationsbedürfnis zum Thema Heizen mit Pellets. Geschäftsführer Helmut Schellinger: „Das war besonders, weil diese grundsätzliche Unsicherheit, was morgen oder übermorgen ist, deutlich zu spüren war.“ Und weiter: „Wir haben empfunden, dass die Kunden mit einem gewissen Vertrauen nach Hause gegangen sind, das sie vorher nicht hatten.“

Studierter Diplom-Physiker führt seit 1998 den elterlichen Betrieb

Im SÜDKURIER-Gespräch erklärt Helmut Schellinger die Entwicklung im Pellets-Markt. Der heute 62-jährige studierte in den Bereichen Physik, Metrologie und in der Klimaforschung. Dem gelernten Diplom-Physiker lag der Klimaschutz immer am Herzen. Schon während seines Studiums analysierte er Eisbohrkerne aus Grönland, um Aufschlüsse über den CO2-Gehalt der Atmosphäre zu erhalten. Das Thema Holzpellets hatte er in Österreich kennengelernt. 1998 führte er den elterlichen Betrieb weiter, stellte aber die Produktion auf Holzpellets um. Und so entstand in Weingarten die erste Pellets-Heizung in Baden-Württemberg. In Buchenbach bei Freiburg gründete er das erste Pellets-Werk im Lande. Ab 2007 wurden in Krauchenwies gemeinsam mit der Firma Steidle ebenfalls Holzpellets produziert. Zwischenzeitlich beschäftigt das Unternehmen Schellinger 100 Mitarbeiter im Bereich Pellets und Lagertechnik.

Anfänge der Pellets-Heizungen

In den Anfängen, bis zum Jahre 2006, spielte der Preis der Pellets keine Rolle. Die ersten Kunden seien eher Ökofreaks gewesen. So kostete damals das Kilo Pellets genauso viel wie ein Liter Öl. Allerdings brauchte man zwei Kilo Pellets, um die Heizleistung von einem Liter Öl zu erreichen. Vor 15 Jahren entschieden sich nach Schellingers Angaben immer mehr Haushalte dazu, sich vom Öl zu verabschieden und Pellets-Heizungen einzubauen. Dies ergab für die neuen Heizungen ungefähr eine Amortisation nach vier bis acht Jahren. Trotzdem blieb der Hauptantrieb für den Unternehmer stets der Klimaschutz. „Ich bin überzeugt von der regenerativen Energie, sie hat entsprechend mein Leben bewegt“, unterstrich er seine Motivation.

Deutschland hat die größten Holzvorräte je Hektar Wald in Europa

Die Holznutzung würde heutzutage sehr pauschal betrachtet und oftmals schlecht geredet. „Eine nachhaltige Holznutzung, wie wir sie in Deutschland haben, wird dabei nicht berücksichtigt“, beklagt der Unternehmer. Würde der Wald gut bewirtschaftet, hätte er die maximale CO2-Bindungskraft. Im Alter von 30 bis 40 Jahren hätten die Bäume die doppelte bis dreifache Aufnahmekraft im Vergleich zu alten Bäumen, die sich ähnlich wie bei der Alterspyramide des Menschen darstellen. Die klimabedingten Schäden durch Trockenheit und Borkenkäfer müsse allerdings separat betrachtet werden. „In Europa haben wir eine sehr gute Waldwirtschaft und in Deutschland die beste überhaupt“, erläuterte Schellinger: „Wir haben die größten Holzvorräte pro Hektar – auch mehr als in Skandinavien“.

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Realisierbare Feinstaub-Reduzierung

Auf der anderen Seite würde die gesamte Holznutzung rund 20 Prozent des Feinstaubs in Deutschland erzeugen. Das Bundesumweltamt forderte Anfang des Jahres deren Reduzierung um die Hälfte. Dabei mache die Pellets-Nutzung deutlich unter zehn Prozent der gesamten Holzenergienutzung aus. Dagegen stünde nun die Zahl, dass ungefähr nur 0,3 Prozent des Feinstaubes aus der Pellets-Nutzung entsteht. Daraus würde logischerweise folgen, dass eine stärkere Nutzung der Energie aus Pellets, anstelle der Kaminöfen, eine wesentlich geringere Menge an Feinstaub emittieren würde. Damit könnte das vom Bundesumweltamt geforderte Ziel der Halbierung des Feinstaubs problemlos erreicht werden.

2021 gab es bei Pellets einen Preisanstieg

Dies sei vor allem durch die gestiegenen Stromkosten geschehen, die ungefähr zu einem Anstieg von 50 Euro je Tonne führten. Gleichzeitig sei der Rohstoff sehr günstig gewesen, sodass der Verbraucher zunächst von einer Verteuerung verschont blieb. Pandemiebedingt hätte dann eine Rohstoffverknappung beim Schnittholz dazu geführt, dass im vergangenen Winter die Pellets-Preise die Grenze von 300 Euro je Tonne überschritten.

Experte erwartet Preisstabilität bei Pellets auf hohem Niveau

„Mittlerweile haben wir einen Preis zwischen 600 und 700 Euro je Tonne, und wir erwarten, dass sich der Preis seitwärts bewegen wird“, so Schellinger. Bei einem Verkaufspreis von 800 Euro läge der Markt im Vergleich zum Ölpreis gleichauf. Zurzeit läge der Preis bei 13 Cent pro Kilowattstunde, bei Öl dagegen rund zwei Cent höher. Bei Gas würden Preise von 16 bis 34 Cent für das nächste Jahr erwartet. Der Energiepreisdeckel sei dabei aber nicht berücksichtigt. Im Vergleich zum Heizen mit Strom und dem Einsatz einer Wärmepumpe müsse man seinen Strompreis durch die Zahl 3 teilen, um ihn mit dem Öl- beziehungsweise Pellets-Preis vergleichen zu können.

Wärmepumpen werden benötigt

Auf die Frage an Helmut Schellinger, welche Energie zukünftig wohl die günstigste sei, antwortete dieser: „Ich glaube, dass die heimische und regionale Pellets-Heizung die günstigste Form sein wird. Obwohl ich auch sage, dass wir rund 70 Prozent Wärmepumpen brauchen werden. Allein mit Pellets kann der Markt nicht bedient werden kann“. Es sei wichtig, beide Möglichkeiten technisch richtig einzusetzen. Er sei überzeugt, dass der Pellets-Preis ohne den Ukraine-Konflikt heute bei 300 bis 350 Euro liegen würde. Schellinger vermutet, dass im kommenden Frühjahr/Sommer der Preis bei 400 bis 500 Euro liegen könnte – immer vorausgesetzt, dass sich bis dahin die Ungewissheiten im Energiemarkt beruhigen. Pellets, die mit Holz aus heimischen Wäldern erzeugt werden, würden zudem dafür sorgen, dass das Geld im eigenen Land bleibt und nicht in die Kassen von ausländischen Öl- und Gaslieferanten fließt. Letztendlich, so der Unternehmer, würde der Wald als Lieferant regenerativer Energien profitieren. Schellinger unterstrich zudem die Bedeutung der Holzwirtschaft, die mit mehr als 1,2 Millionen mehr Arbeitsplätze aufweist als die Automobilindustrie.