Zu einer Tradition entwickelt hat sich der Spendenlauf der Sophie-Scholl-Schule in Krauchenwies. Schüler laufen für einen guten Zweck und großzügige Sponsoren belohnen das Engagement. Seit sieben Jahren profitiert die Hilfsorganisation „Lunita“ des Krauchenwiesers Bobby Lutz von den Spenden und baut mit dem Geld im afrikanischen Kamerun Brunnen, Photovoltaikanlagen und ein neues Waisenhaus im Dorf Douala.

Spendenlauf findet am 11. Juli statt

In diesem Jahr laufen die Schüler am Montag, 11. Juli, 9 bis 12 Uhr, nicht für das Projekt von Bobby Lutz, sondern für ein Internat für sehbehinderte Kinder in der ukrainischen Stadt Bojarka, erklärt Fabian Catania, stellvertretender Rektor der Sophie-Scholl-Schule. Zwei Schüler haben durch Angriffe der russischen Armee am 23. März ihr Zuhause verloren, 24 weitere Mädchen und Jungen mussten ihre Heimat verlassen.“

Kinder im Internat in der Ukraine.
Kinder im Internat in der Ukraine. | Bild: Schule für Sehbehinderte in Bojarka

Als Bobby Lutz von den Spendenplänen für Bojarka erfuhr, kam von ihm sofort die Aussage, dass die Schüler in diesem Jahr für die Ukraine laufen sollen, berichtet Konrektor Catania, dass der umtriebige Aktivist direkt nach Kriegsbeginn an die ukrainische Grenze gefahren war, um Menschen vor Ort mit dem Nötigsten zu versorgen und fünf Menschen mit einem Kleinbus die Flucht aus dem Kriegsgebiet zu ermöglichen.

Martin Gmeiner unterrichtet an der deutschen Schule in Kiew

Lehrer Martin Gmeiner aus Krauchenwies unterrichtet an der deutschen Schule in Kiew.
Lehrer Martin Gmeiner aus Krauchenwies unterrichtet an der deutschen Schule in Kiew. | Bild: Michael Gmeiner

Die Schulleitung traf sich mit Lutz, der im Anschluss den Kontakt zu Martin Gmeiner aus Krauchenwies herstellte, der Lehrer an der deutschen Schule in Kiew ist, die wiederum das Internat für sehbehinderte Schüler in Bojarka unterstützt. Neu ist, dass sich die Schüler der Grundschule Göggingen, die im kommenden Jahr bekanntlich aufgelöst wird, an dem Spendenlauf beteiligen und für die Projekte „Drachenkinder“ und „Mariphil“ laufen werden.

Lehrer aus Krauchenwies schildert den Kriegsausbruch

Im Gespräch mit dem SÜDKURIER schildert Lehrer Martin Gmeiner seine Erfahrungen und Eindrücke vom Krieg in der Ukraine. Auf die Frage, wie er den Kriegsausbruch erlebte, berichtet der Krauchenwieser, dass man die Zuspitzung der Lage schon wahrgenommen habe. Die deutsche Botschaft in Kiew habe dann einen Evakuierungsplan für deutsche Bürger veröffentlicht, und zehn Tage vor Kriegsausbruch wurde man vom Auswärtigen Amt aufgefordert, die Ukraine zu verlassen. Seine ukrainischen Kolleginnen hätten die Situation recht gelassen genommen und gemeint, dass die Ukraine schon seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 mit dieser Gefahr lebe.

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Viele bittere Geschichten erfahren

Gmeiner ist Leiter der Grundschulabteilung und kam über die die Zentralstelle für Auslandsschulwesen, einer Unterbehörde des Auswärtigen Amts, zu seiner Tätigkeit in der ukrainischen Hauptstadt. Bei der Zentralstelle können man sich auf eine Liste für Auslandslehrer setzen lassen, von der Schulen dann geeignete Kandidaten abgreifen würden. „Mittlerweile habe ich viele bittere Geschichten aus dem Kollegium gehört, da die meisten Kolleginnen das Land zunächst zwar verlassen haben, aber mittlerweile wieder nach Kiew zurückgekehrt sind“, berichtet Martin Gmeiner. Seine ukrainische Schulleitungskollegin, die in Butscha wohnt, habe bei dem Massaker ihren Bruder verloren. Viele Kolleginnen seien getrennt von ihren Männern, da diese einberufen wurden und die Kinder berichteten von Nächten in Bombenkellern. „Eine Kollegin erzählte mir, dass bei der Gartenarbeit zwei Raketen über ihren Kopf geflogen sind.“ In Kiew sei es derzeit ruhig, aber die Angst allgegenwärtig, dass der Krieg zurückkomme.