Vor hunderten Gästen erinnerte Landrätin Stefanie Bürkle beim Neujahresempfang des Landkreises an viele Aktivitäten und Großprojekte, die Firmen, Behörden, Vereine und Organisationen 2019 gestemmt haben, wie der Musikverein Scheer das Kreismusikfest mit mehr als 10 000 Besuchern.

Die Zukunft bringe mit Digitalisierung und Globalisierung viele Herausforderungen. Menschen würden sich bei den folgenden Veränderungen dann gerne in ihre virtuellen oder nostalgischen Welten zurückziehen, resignieren, fühlten sich nicht mehr wahrgenommen oder werden wütend, ist es für die Kreischefin deshalb essenziell, die Menschen bei den Veränderungsprozessen mitzunehmen. „Damit sie, wie bisher, wie eine Eins hinter ihrem Landkreis und unseren Projekten stehen“.

„Gesellschaft wird pluraler“

Landrätin Stefanie Bürkle und ihr Ehemann Roland begrüßten die Gäste persönlich, hier die beiden Notfallseelsorger Elke Gehrling und ...
Landrätin Stefanie Bürkle und ihr Ehemann Roland begrüßten die Gäste persönlich, hier die beiden Notfallseelsorger Elke Gehrling und Edwin Müller. | Bild: Tobias Kolbeck

Auch im Kreis Sigmaringen werde die Gesellschaft zunehmend pluraler, umso wichtiger sei es, für die eigenen Überzeugungen einzustehen, aber respektvoll die Meinung anderer ergebnisoffen anhören und dann Entscheidungen treffen, die dem Gemeinwohl dienen.

„Ökonomie und Ökologie“

Der Landkreis kann nach Überzeugung von Bürkle auch den Beweis antreten, dass die Ziele von Ökonomie und Ökologie bei Projekten keine unüberbrückbaren Gegensätze sind, was der Landkreis bei der Trassenfindung für die B311 zwischen Mengen und Meßkirch oder der Elektrifizierung der Zollernalbbahn auch zeigen wolle. Man solle Konflikte konstruktiv austragen, damit man als lernende Gesellschaft daraus nicht gespalten, sondern gestärkt hervorgehe. Voraussetzung für diesen Weg sei, „dass wir miteinander, und nicht übereinander sprechen.“

Motto für 2020: „Ich werde!“

Erzabt Tutilo Burger mit Anton Rädle von den Hohenzollern-Kürassieren.
Erzabt Tutilo Burger mit Anton Rädle von den Hohenzollern-Kürassieren. | Bild: Günter Töpfer

„Lassen sie uns deshalb miteinander daran arbeiten, dass diese Gesellschaft, dass dieser Landkreis, stets zusammenhält, dass die Menschen im Landkreis mit Freude und Respekt begegnen, appellierte Bürkle an die Gäste.

Das beste Mittel gegen Frust, Resignation und Aggression ist nach ihrer Überzeugung, dass jeder Einzelne aktiv wird und von anderen nur das fordert, was er selbst willens ist, zu tun. „Nicht, ihr solltet, sondern ein klares, ich werde“, muss nach ihrer Überzeugung die Devise sein. Die musikalische Unterhaltung bei dem gelungenen Empfang hatte die Bläsergruppe des Musikvereins Inzigkofen unter Leitung von Mathias Dreher inne.

Staatssekretär Thomas Bareiß (rechts) und der Landtagsabgeordnete Klaus Burger (vorne) gehörten zur Politikprominenz.
Staatssekretär Thomas Bareiß (rechts) und der Landtagsabgeordnete Klaus Burger (vorne) gehörten zur Politikprominenz. | Bild: Tobias Kolbeck

Investitionen von Großunternehmen: Die Firma Trumpf aus Hettingen baut aktuell für rund 37 Millionen Euro ein neues Zerspannungskompetenzzentrum, in dem künftig 120 Mitarbeiter tätig sein sollen. Die Firma Schunk investiert derzeit fast 30 Millionen Euro in ein modernes Forschungs- und Entwicklungszentrum am Standort in Mengen. Die Firma Geberit hat 2019 14 Millionen Euro in eine Produktionshalle in Pfullendorf investiert, wo in den vergangenen zwei Jahren rund 100 neue Mitarbeiter eingestellt wurden.

SRH-Kliniken: Für rund 100 Millionen Euro wird am Standort Sigmaringen am Krankenhaus ein Neubau erstellt und das Krankenhaus saniert. Minister Manne Lucha hat das Projekt in das Landeskrankenhausprogramm und im Januar einen Förderbescheid in Höhe von 33,3 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt übergeben. Die ersten Vorbereitungs- und Interimsmaßnahmen sind mit dem Bau des Parkhauses und der Errichtung der onkologischen Tagesklinik bereits umgesetzt.

Geburtshilfeschwerpunkt: Die Kliniken GmbH ist seit 2010 auch Teil des Modellprojektes des Landes, um die Hebammenversorgung für die werdenden Mütter im Landkreis zu verbessern können. Am Mittwoch fand nach Angaben von Landrätin Bürkle ein erstes Treffen mit 18 Hebammen aus dem Landkreis statt. Eine gute Nachricht hatte die Kreischefin zur Entwicklung in den Geburtabteilungen der Krankenhäuser Sigmaringen und Bad Saulgau im Jahr 2019, wo man kreisweit 1250 Geburten verzeichnete, davon fast 600 in Bad Saulgau.

Investitionen Landkreis: In diesem Jahr werden 30 Millionen Euro in Bildung, Mobilität, in den Umbau des Anna-Hauses, eines denkmalgeschützten Gebäudes zum Verwaltungsgebäude sowie die Recyclinghöfe investiert. Angesichts eines Haushaltsvolumens von 170 Millionen, sei das viel Geld, so Bürkle. Im Annahaus sollen 2021 84 Arbeitsplätze für die Mitarbeiter der Landwirtschafts- und Straßenbauverwaltung entstehen, die Baumaßnahme liegt im Zeitplan und, nachdem 96 Prozent aller Gewerke vergeben sind, liegt man derzeit auch eine knappe halbe Million unter der Kostenberechnung von 9, 7 Millionen Euro.

Bildung: Voraussichtlich im September verliert die Bertha-Benz-Schule den Ausbildungsgang zum Landwirt aufgrund niedriger Schülerzahlen. Neu eröffnet werden soll ein Ausbildungsgang zur Ausbildungsvorbereitung (genannt: AV dual), wo Bedarf für rund 60, überwiegend lernschwächere Jugendliche, gesehen wird. Mit der energetischen Sanierung der Willi-Burth Schule in Bad Saulgau für 15 Millionen Euro wurde schon begonnen, und auch hier liegt die Verwaltung im Zeit- und im Kostenplan.

Zukunftsprojekte: An erster Stelle nannte Landrätin Bürkle den Beschulss des Landeskabinetts vom Mai 2019, künftig in der japanischen Schule in Bad Saulgau ein MINT-Oberstufen-Gymnasium samt Internat einzurichten, um hochbegabte Schüler in mathematisch-naturwissenschaftlichen und technologischen Fächern zu fördern. Und in diesem Jahr wird ein weiteres Projekt: Mit Beginn der neuen Saison geht die Trägerschaft der Heuneburg auf die Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) über. Das Land hat mit einem Kabinettsbeschluss vor genau einem Jahr die Weichen hierfür gelegt, Schritt für Schritt wird hier das Zentrum des Landes entstehen, in dem die Menschen von heute authentisch die Welt der Kelten von damals erleben können.

Elektrifzierung: Um das Investitionspaket für 2020 rund zu machen, hat der Kreistag Ende Dezember beschlossen, dass man mit 4,7 Millionen Euro in die Planung der ersten zwei Leistungsphasen der Elektrifizierung der Zollernalbbahn einsteigt. „Das Netz der Zukunft in Deutschland wird elektrisch sein, und hier wollen wir den Anschluss an dieses Netz nicht verpassen“, erklärte Stefanie Bürkle. Für dieses Vorhaben nutze man den Sachverstand von Wilfried Franke. Der Direktor des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben stelle sein Wissen und seine Kompetenz aus der Elektrifizierung der Südbahn und der Bodenseegürtelbahn tatkräftig zur Verfügung.