Während im Bezirk der Arbeitsagentur Balingen im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Arbeitslosen um 1,1 Prozent gestiegen ist, liegt sie im Landkreis Sigmaringen 2,1 Prozent niedriger. „Die Zahlen für 2019 konnten sogar die Rekordwerte des vergangenen Jahres unterschreiten und sind damit die niedrigsten seit mehr als einem Vierteljahrhundert“, machte Anke Traber beim Pressegespräch deutlich. Sie ist die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur Arbeit Balingen, zu deren Bezirk die Landkreise Zollernalb und Sigmaringen gehören.
Viele Langzeitarbeitslose konnten von Entwicklung profitieren
Im Jahresdurchschnitt waren 2006 Personen arbeitslos, 43 weniger als im Jahr zuvor. Für Traber ist klar: „Arbeitslosigkeit ist keine Einbahnstraße.“ Auffällig sei, dass viele Langzeitarbeitslose von der guten Entwicklung profitieren konnten. Es handelt sich dabei um jene Menschen, die länger als ein Jahr ohne Arbeit sind. Ihre Zahl ist im Vergleich zu 2018 um zwölf Prozent gesunken.
430 Menschen länger als ein Jahr ohne Arbeit
Dennoch waren 2019 durchschnittlich 430 Personen länger als ein Jahr ohne Arbeit, rund die Hälfte aller Arbeitslosen im Landkreis Sigmaringen. Die Gründe können ganz unterschiedlich sein, wie fehlende Qualifikation und eingeschränkte Mobilität, aber auch mangelnde Flexibilität. Die Arbeitsagentur will im laufenden Jahr noch mehr tun, um Langzeitarbeitslosen eine Perspektive zu vermitteln.
Bereitschaft sinkt, neue Mitarbeiter einzustellen
Trotz der positiven Zahlen sei eine schlechtere Stimmung auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Laut Traber sinkt die Bereitschaft der Betriebe, neue Mitarbeiter einzustellen. Schuld sei eine Verunsicherung hinsichtlich der weltwirtschaftlichen und konjunkturellen Entwicklung. Die Chefin der Arbeitsagentur ist dennoch zuversichtlich, wenn sie in die Zukunft schaut.
Immer mehr Betriebe informieren sich über Kurzarbeit
Sie hat aber beobachtet, dass immer mehr Betriebe auf die Arbeitsagentur zukommen, um sich über Kurzarbeit zu informieren. Allerdings folge auf eine Beratung nicht unbedingt auch ein Antrag auf Kurzarbeit. Selbst wenn dies geschehe, werde die Kurzarbeit oft nicht im beantragten Rahmen ausgeführt. Traber erwarte „eine Delle in der arbeitsmarktlichen Entwicklung“, die sich aber nicht gravierend auswirken dürfte.
Schwerpunkt auf Qualifizierung und Weiterbildung von Arbeitslosen
Es werde immer schwieriger, freie Stellen mit geeigneten Arbeitskräften zu besetzen. „Ein weitere Schwerpunkt wird deshalb erneut die Qualifizierung und Weiterbildung von Arbeitslosen sowie berufstätigen An- und Ungelernten sein“, stellt Traber fest. Der Bedarf an Fachkräften werde weiter steigen. In Betrieben gibt es neuerdings den Trend, Personal aus den eigenen Reihen stärker weiter zu qualifizieren. Das biete Chancen, im Berufsleben weiterzukommen.
Geflüchtete können Lücke nicht schnell schließen
Nicht erfüllt habe sich die Hoffnung, mit geflüchteten Menschen die Lücken schnell schließen zu können. Es seien vor allem mangelnde Sprachkenntnisse, die einer schnellen Integration auf dem Arbeitsmarkt entgegenstünden. Die Zahl der Geflüchteten habe aber auch deutlich abgenommen und nicht wenige hätten es geschafft, einen Arbeitsplatz zu bekommen.
„Geflüchtete keine Belastung für den Arbeitsmarkt“
„Die Dramatik ist raus, Geflüchtete sind keine Belastung für den Arbeitsmarkt“, heißt es seitens der Arbeitsagentur. Mit 108 Arbeitslosen aus der genannten Personengruppe sei die Quote sehr niedrig. „Und die oft gehörte Behauptung, Geflüchtete würden den Einheimischen die Arbeit wegnehmen, die stimmt einfach nicht“, stelle Anke Traber fest.
Ausgewählte Zahlen
- Um 2,1 Prozent ging die Arbeitslosigkeit im Jahr 2019 zurück. Im Land Baden-Württemberg stieg sie um 0,9 Prozent.
- 10,4 Prozent der Arbeitslosen waren unter 25 Jahre alt, ein Anstieg um 3,5 Prozent.
- Bei den Arbeitslosen ab 50 Jahren ging die Quote um 3,3 Prozent zurück (minus 26 Personen), bei den Arbeitslosen ab 55 Jahren um 0,3 Prozent (eine Person).
- 38,9 Prozent aller Arbeitslosen sind 50 Jahre und älter, 28 Prozent mindestens 55 Jahre alt.
- 939 freie Stellen weniger als 2018 wurden beim Arbeitsamt gemeldet, ein Minus von 19 Prozent.
- Dennoch ist der Bestand der gemeldeten Stellen um 1,8 Prozent auf 1583 gestiegen.
- Bei Geflüchteten ist eine höhere Erwerbsquote zu verzeichnen. Im Dezember 2019 waren noch 108 Personen arbeitssuchend.
- Im Jahr 2019 mussten sich im Landkreis Sigmaringen rund 7800 Menschen erstmals arbeitslos melden. Das waren fast 100 weniger als im Vorjahr.
- 7800 Menschen konnten sich aus der Arbeitslosigkeit abmelden.