Die neuesten Forschungs- und Ausgrabungsergebnisse des Landesamtes für Denkmalpflege im Umfeld der frühkeltischen Heuneburg werden in einer Sonderausstellung präsentiert. Staatssekretärin Katrin Schütz eröffnete sie am vergangenen Mittwoch.

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Landrätin Stefanie Bürkle, der Langenenslingener Bürgermeister Andreas Schneider, Landtagsabgeordneter Klaus Burger, Staatssekretärin Katrin Schütz, Landesarchäologe Dirk Krausse sowie Herbertingens Bürgermeister Magnus Hoppe (von links) eröffneten die Sonderausstellung. | Bild: Michelberger, Isabell

Die Besonderheit der Ausstellung besteht zum einen darin, dass der Besucher erlebt, wie groß das Umfeld, das zum frühkeltischen Fürstensitz Heuneburg gehörte, tatsächlich war. Zum anderen gilt die Aufmerksamkeit den Bauern in frühkeltischer Zeit sowie den Gräbern, die den Archäologen zahlreiche Informationen liefern.

Weiteres Umfeld wird erst seit 2014 erforscht

Seit den 1950er Jahren untersuchten Archäologen die früheisenzeitliche Heuneburg und ihre direkte Umgebung systematisch. Die Bezüge zum weiteren Umfeld blieben hingegen bis vor wenigen Jahren noch unerforscht. Erst seit 2014 konnten mit dem Langfristprojekt der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) die Höhenbefestigungen bei Langenenslingen, der Großen Heuneburg bei Zwiefalten-Upflamör und dem Bussen stärker in den Fokus der Grabungen genommen werden – inklusive der dazugehörigen Grabhügel, Bauernhöfe und Weiler, die in Verbindung zum Zentralort Heuneburg standen.

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Landesarchäologe geht von vielen noch unentdeckten Geheimnissen aus

„Hier schlummert noch ein ungeheures Potenzial im Boden“, versicherte Landesarchäologe Dirk Krausse bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste der Ausstellungseröffnung im Herrenhaus des Freilichtmuseums Heuneburg bei Herbertingen-Hundersingen. „Und sie können mir glauben, das ist nicht überall der Fall“, verwies er auf seine Erfahrungen bei zahlreichen archäologischen Grabungsstellen.

Zahlreiche Gäste verfolgten die Ausstellungseröffnung im Herrenhaus des Freilichtmuseums Heuneburg.
Zahlreiche Gäste verfolgten die Ausstellungseröffnung im Herrenhaus des Freilichtmuseums Heuneburg. | Bild: Michelberger, Isabell

Staatssekretärin dankt Mitarbeitern und Helfern

Staatssekretärin Katrin Schütz lobte die Ausstellung, die sich unter anderem aus der Arbeit der Landesdenkmalpflege speise. „Sie wird auf reges Interesse stoßen“, gab sie sich überzeugt. Für viele Menschen habe das Keltische etwas Magisches. Doch was die Archäologen an den früher von Kelten besiedelten Orten erforschen, sei nichts Zwielichtiges, sondern sie „beschäftigen sich mit der Lebensrealität des unter dem Begriff der Kelten zusammengefassten Volkes“, erläuterte sie.

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Die Förderung der Forschung für voraussichtlich zwölf Jahre unterstreiche die Bedeutung der Heuneburg auf nationaler Ebene. Es sei ein wichtiges Anliegen, die keltische Lebenswelt zu erforschen und die Ergebnisse an die Öffentlichkeit zu tragen, um den geborgenen Schatz an die Kinder weiterzutragen. „Und dazu braucht es keine Magie, sondern tatkräftige Hände“, betonte sie und bedankte sich bei allen Mitarbeitern und Helfern.

Ein Hippodrom am Südrand der Schwäbischen Alb?

Auf unterhaltsame Weise schilderte Dirk Krausse die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen. Die Heuneburg bei Hundersingen sei nur eine Befestigung von mehreren. Lange habe man das nicht gesehen. Die Alte Burg bei Langenenslingen, die sich neun Kilometer nordwestlich der Heuneburg befindet, gehöre zu einer weiteren Höhensiedlung. Es gäbe sogar Blickkontakt zu ihr, wenn der Wald nicht dazwischen liegen würde.

Auf der Rückseite der Schautafeln sind Illustrationen von Samson J. Goetze vom Landesamt für Denkmalpflege zur Heuneburg und ihrem ...
Auf der Rückseite der Schautafeln sind Illustrationen von Samson J. Goetze vom Landesamt für Denkmalpflege zur Heuneburg und ihrem Umland zu sehen. Dieses Bild zeigt eine Rekonstruktion der Alten Burg bei Langenenslingen, die als Hippodrom gedient haben könnte. | Bild: Michelberger, Isabell

Es handle sich um einen 340 Meter großen, markanten Bergsporn am Südrand der Schwäbischen Alb, der sich zungenförmig und sehr gleichmäßig hervorrecke. Untersuchungen hätten ergeben, dass dies nicht durch natürliche Abtragung entstanden, sondern künstlich geschaffen worden sei. Der Hauptwall im Nordosten habe eine gewaltige Tiefe von 13 Metern. Darüber hinaus weisen laut dem Landesarchäologen Funde darauf hin, dass es sich um einen zentralen Kult- oder Versammlungsplatz gehandelt haben muss. Es sei eine ernstzunehmende These, dass die Alte Burg als Hippodrom gedient haben könnte.

Machtzentrum könnte sich beim Bussen befunden haben

Funde beim Bussen deuten darauf hin, dass die Siedlung dort älter ist als die Heuneburg, erzählte Dirk Krausse weiter. Es sei denkbar, dass dort vorübergehend das Machtzentrum angesiedelt war. Die Forschung nach den landwirtschaftlichen Produktionseinheiten der Bauern sei wissenschaftlich extrem wichtig. Da seien die Archäologen bei Emerfeld auf Interessantes gestoßen. „Wir haben hier ein großes Siedlungsgebiet“, versicherte der Landesarchäologe.

Bei einer anschließenden Führung beantwortete der Archäologe Leif Hansen zahlreiche Fragen der Besucher.