„Bitte sorgen Sie für einen endgültigen Stopp dieses Abbauvorhabens. Bewahren Sie uns unser Offenland. Helfen Sie uns!“ Deutlich, klar und eindringlich formuliert die Bürgerinitiative „Lebenswertes Göggingen und Umgebung“ ihren Wunsch, Ansinnen und Forderung an Ministerpräsident Winfried Kretschmann, die bereits genehmigte Erweiterung des Kiesabbaus auf der Gemarkung Göggingen doch noch zu verhindern. In einem dreiseitigen Brief an den Regierungschef sowie einem emotionalen Begleitschreiben setzen die Einwohner des Krauchenwieser Teilortes ihre Hoffnung auf ein „Machtwort„ von Kretschmann, den am 10. August genehmigten Kiesabbau auf zusätzlichen 39 Hektar Fläche zu verhindern.

„Alles verschlingender, verschandelnder und belastender Kiesabbau„

Seit zehn Jahren wehre man sich gegen einen „überwuchernden, alles verschandelnden, verschlingenden und belastenden Kiesabbaus„ und die neue Abbaufläche sei nur zehn Kilometer vom Wohnort von Winfried Kretschmann in Laiz: „Das ist nicht nur unsere, sondern auch Ihre Heimat.“ Die BI zitiert aus der Homepage des seit 2011 amtierenden Ministerpräsidenten, wo er eine „Politik des Gehörtwerdens verspricht“ und aus dem Wahlprogramm von Bündnis90/Die Gründen, in dem die „offene Bürgergesellschaft“ und „gesunde Natur“ als Ziele formuliert werden.

Gögginger werden durch Kiesabbau und Lastwagenverkehr enorm belastet

Die Briefeschreiber schildern die Belastungen der Einwohnerschaft, auch durch den Kieslasterverkehr und die Befürchtung, dass durch die Ansiedlung des Amazon-Logistikzentrums im benachbarten Messkirch sich die Verkehrsbelastung der die Ortschaft durchtrennenden B311 sich weiter erhöht. Man sei nicht generell gegen Kiesabbau verweisen BI-Vorsitzender Rainer Ohmacht und sein Mitunterzeichner Eberhard Wiethoff auf den 60-jährigen Kiesabbau rund um ihre Ortschaft: „Wir sind allerdings gegen den Kiesabbau auf unserem Offenland!“ Man habe den Protest stets sachlich, mit Respekt gegenüber dem Kontrahenten und offenem Visier ausgetragen und setzte auf den neuen Politikstil der Grünen.

Offenlandabbau wird abgelehnt und Gemeinde Krauchenwies verkauft die Feldwege nicht

Von Beginn der Planungen vor zehn Jahren habe man den Offenlandabbau abgelehnt, ebenso die demokratisch gewählten Ortschafts-und Gemeinderäte sowie der Planungsausschuss des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben, der nach einer Besichtigungsfahrt 2014 das Vorhaben der Firmen Baur und Valet & Ott einstimmig ablehnte. Und laut raumordnerischer Beurteilung dürfe eine Fläche nicht ausgebeutet werden, wenn die darin befindlichen Feldwege nicht ebenfalls abgebaut würden. Bekanntlich verweigert Krauchenwies den Verkauf der gemeindeeigenen Feldwege. „Und in einer Absprache zwischen Regierungspräsidium und Landratsamt wurde die Genehmigung dennoch erteilt, obwohl diese Maßgabe nicht erfüllt ist. Was ist hier los?“, lautet die BI-Frage an den Ministerpräsidenten. Kein Hinweis, Einwand oder Stellungnahme der BI hat nach Angaben von Rainer Ohmacht wurde in das Genehmigungsverfahren integriert.

Keine verpflichtenden Vorgaben für Kiesfirmen durch das Landratsamt, sondern nur Formulierungen wie „soll“ und „sollte“

Anstatt verpflichtender Maßnahmen und Vorgaben für die Kiesfirmen, gebe es seitens der Behörden nur „soll und sollte.“ Aus den Erfahrungen der Vergangenheit wisse man, dass die Unternehmen diese unklaren Formulierungen weidlich ausnutzen werden, mutmaßen die Gögginger: „Wir sind über solche Vorgehensweisen in unseren Verwaltungen höchst schockiert!“ Mit Erstaunen registriere man auch, das Schweigen der heimischen Politiker, auch der Grünen. Stattdessen höre man den gebetsmühlenartig vorgetragenen Spruch, dass Kies nur dort abgebaut werden könne, wo es vorkommt.

BI: „Teil des Kieses wird in die Schweiz transportiert“

Man fühle sich als Gögginger Bürger veräppelt, denn ein Teil des Kieses werde in die Schweiz exportiert, zitieren die BI-Briefeschreiber den Fachverband der Schweizer Kies- und Betonindustrie, wonach die „Schweiz zu den kiesreichsten Ländern der Welt zähle.“ Schnellstmöglich müssten Gesetze so geändert werden, dass die Kriterien für Kiesabbau verschärft und eine Steuer für den Kiesexport eingeführt werden, fordern die Gögginger.

Brief der BI aus dem Jahr 2016 an Kretschmann blieb bislang unbeantwortet

Die Gögginger BI hofft auf eine Antwort von Kretschmann, nachdem man 2016 schon einen kritischen Brief an den Regierungschef nach Stuttgart geschickt und bislang noch keine Antwort erhalten hatte. Abschließend verweisen Ohmacht, Wiethoff und ihre Mitstreiter auf den neuen Regionalplan für die Region Bodensee-Oberschwaben, wo man bei Ostrach gerne 75 Hektar für Kiesabbau aufnehmen will: „Dafür könnte man unsere 39 Hektar rausnehmen. Es bleibt ein deutliches Plus für die Rohstoffsicherung.“