Nun gibt es sie wirklich: Fünf versteckte Übernachtungsmöglichkeiten in den Wäldern bei Sigmaringen, Gammertingen und Mengen. Landrätin Stefanie Bürkle, Sigmaringens Bürgermeister Marcus Ehm, der Geschäftsführer des Naturparks Obere Donau, Bernd Schneck, Gammertingens Bürgermeister Holger Jerg und Campbetreuer Johannes Rosmann aus Oberschmeien haben kürzlich dieses Angebot für Naturliebhaber mit einem Faible fürs Abenteuer eröffnet. Trekkingcamps heißen die Orte, an denen unter wirklich naturnahen Umständen legal im Wald übernachtet werden darf. Die fünf Plätze für jeweils drei Dreimannzelte können seit 1. Mai über den Naturpark Obere Donau gebucht werden. Sie bieten nur wenig Komfort – eine abschließbare Feuerstelle, festinstallierte Sitzplätze und eine Komposttoilette.

Zwei Jahre Vorbereitungszeit

Das mit geladenen Gästen eröffnete Trekkingcamp „Fürstliche Höhen“ bei Sigmaringen läutete damit nach zweijähriger Vorbereitungsphase das gemeinsame Pilotprojekt des Naturparks Obere Donau mit den drei Partnerstädten ein. Dieser weitere Baustein im Bereich des sanften Tourismus soll kleinen Gruppen ein einmaliges Naturerlebnis schenken. Es soll im Einklang mit Wald, Tieren, Pflanzen, Wind und Wetter Achtsamkeit im Umgang mit der Natur wecken, verschüttete Sinneswahrnehmungen schulen und ein wenig Abenteuergefühl entstehen lassen. „Was schon der nächtliche Toilettengang über Baumwurzeln und Zeltheringe samt ungewohnter Geräuschkulisse sein kann“, malte ein Teilnehmer humoristische Szenarien in die Luft.

So sieht eines der Trekkingcamps mit Komposttoilette, Feuerstelle, Sitzgarnitur und maximal drei Zeltplätzen aus.
So sieht eines der Trekkingcamps mit Komposttoilette, Feuerstelle, Sitzgarnitur und maximal drei Zeltplätzen aus. | Bild: Susanne Grimm

Landrätin Bürkle gab Einblicke in die Idee und Umsetzung der geheimen Trekkingcamps, deren genaue Koordinaten nur bei Buchung des Platzes zu bekommen sind. „Es kommt selten vor, dass ich bei typischem Aprilwetter nach einer Wanderung mitten im tiefsten Wald eine Rede halten soll, an einem Platz, der offiziell geheim ist und vom Ortsunkundigen nur über GPS-Daten gefunden werden kann“, sagte die Landrätin belustigt bei der Ankunft am Camp, das nur per Pedes und mit gutem Schuhwerk zu erreichen ist.

Genehmigungsverfahren schwierige Hürde

Die Idee zu solchen Camps hätten die Naturparke des Schwarzwaldes vor einigen Jahren entwickelt, um naturverbundenen Nutzern ein neues Angebot zu machen. Die positiven Erfahrungen der Schwarzwaldnaturparks hätten zu Überlegungen geführt, diese Camps auch im Naturpark Obere Donau einzuführen, so Bürkle. Hierbei habe sich die Platzsuche und die Genehmigungsverfahren als schwierige Hürden erwiesen, wogegen das Projekt bei den Vereinsgremien des Naturparks auf offene Ohren stieß. Viele, sich teils widersprechende Faktoren mussten unter einen Hut gebracht werden, wusste Bürkle. So sollen es landschaftlich reizvolle Lagen sein, die aber nicht in geschützten Biotopen liegen dürfen, abseits von üblichen Wegen, jedoch erreichbar in Notfällen. Natur- und Wildnisgefühl sollen vorherrschen, aber trotzdem sollen die Orte sicher sein.

Blick in eine Komposttoilette, die zum Trekkingcamp gehört. Wasser gibt‘s keins.
Blick in eine Komposttoilette, die zum Trekkingcamp gehört. Wasser gibt‘s keins. | Bild: Susanne Grimm

Die Camps sollen nicht weit weg von der „Zivilisation“ sein. Und sie sollen trotz ihrer dezentralen Lage eine Anbindung an Rund- und Fernwanderwege haben. Sie sollen mitten im Wald liegen, aber möglichst keine Probleme mit Jagd und Forst verursachen – all diese Faktoren mussten berücksichtigt werden. Letztendlich wurden schließlich fünf Plätze, zwei in Sigmaringen, einer in Gammertingen und zwei in Mengen, gefunden. Landrätin Bürkle bezeichnete das Projekt als gutes Beispiel für die Netzwerkarbeit des Naturparks und die Kooperation mit den Kommunen. „Wir alle hoffen auf ein nachhaltiges und erfolgreiches Projekt“, sagte ein sichtlich begeisterter Sigmaringer Bürgermeister. Anträge auf Naturparkförderung seien gestellt, das Vorhaben aber von den beteiligten Städten und dem Naturpark vorfinanziert. Bürgermeister Ehm betonte die Wichtigkeit des regionalen und nachhaltigen Tourismuses, deshalb sei ihm die Zustimmung zu dem Projekt leichtgefallen. Positiv sei auch die gute Zusammenarbeit zwischen Naturpark, Landratsamt, den verschiedenen Interessengruppen im Wald, aber auch das interkommunale Zusammenwirken gewesen. Beide Sigmaringer Camps liegen im ruhigen Schmeiental und bieten ruhige Orte zum Übernachten mitten im Wald.

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