Die Müllgebühren im Landkreis Sigmaringen liegen mit 118 Euro pro jährlich rund 22 Prozent unter dem Landesdurchschnitt in Baden-Württemberg, der 152 Euro beträgt. Zur Freude der Bürger wird sich an diesem günstigen Entsorgungsangebot zunächst nichts ändern, allerdings ist mittelfristig mit einem Anstieg zu rechnen, wie Bernhard Obert, Leiter des Eigenbetriebes Kreisabfallwirtschaft, in der jüngsten Sitzung des Kreistages erklärte. Ursache für den Kostenanstieg ist der große Einfluss der Gebühren die der Landkreis für die Verwertung von Abfällen in in der Thermischen Abfallvertwertung Donautal (TAD) bezahlt.

Auswärtige Anlieferung von Gewerbemüll

Der Landkreis ist mit dem Stadtkreis Ulm, der Stadt Memmingen sowie den Landkreisen Alb-Donau und Heidenheim Mitglied des Zweckverbandes und zahlte im Jahr 2019 exakt 644 888 Euro. Dies war auch dem Phänomen des „Mülltourismus„ geschuldet, besonders was den Gewerbemüll angeht. Da die Gebühren im Landkreis Sigmaringen im Vergleich zu anderen Kreis relativ gering sind, erhöhte sich die Gewerbemüllanlieferung von 1000 Tonnen im Jahr 2018 auf 2633 Tonnen im Jahr 2019. Auch deshalb führte der Landkreis in diesem Jahr die Datenmatrix ein, mit dem jeder Gebührenzahler identifiziert werden kann. „Diese Maßnahme zeigt Wirkung“, versicherte Amtsleiter Bernhard Obert, dass sich die Anliefermengen von Gewerbemüll verringern.

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China hat Importstopp für Altpapier verhängt

Trotzdem wird sich nach Angaben von Obert die Verbandsumlage in den nächsten Jahren für den Landkreis erhöhen. Grund sind unter anderem Investitionen für einen zweiten Müllbunker und die Sanierung des bestehenden Bunkers: „Diese Erhöhung der Umlage wird sich auf die Müllgebühren niederschlagen.“ Im vergangenen Jahr musste die Kreisabfallwirtschaft auch mit reduzierten Erlösen kämpfen, beispielsweise beim Altpapier. Hier führte der Importstopp durch China zum Jahresende 2019 zu einem Preisverfall, der seinen Tiefpunkt im Februar 2020 erreichte. Insgesamt werden sich die Papiererlöse nicht nachhaltig erholen, ist der Betriebsleiter überzeugt. Diese Entwicklungen müsse man bei den Haushaltsansätzen 2021 beachten, bezifferte Bernhard Obert den erhöhten Aufwand auf rund 700 000 Euro, den man durch Erhöhung der Gebühren oder die Entnahme von Rückstellungen aus den Überschüssen vergangener Jahre ausgleichen könnte.

FW-Chef: „Debatte über Gebühren im Januar 2021“

Einen weiteren Grund, dass sich die Müllgebühren mittelfristig erhöhen werden, nannte Thomas Jacob, Vorsitzender der Freien Wähler Pfullendorf und Kreisrat, in der FW-Mitgliederversammlung am Mittwochabend. Die vom Land geforderte Einführung der Biotonne, gegen die sich der Landkreis jahrelang gewehrt hatte, werde die Gebührenzahler belasten. Aktuell prüfe das Landratsamt die Idee, ein kombiniertes Hol- und Bringsystem zur Entsorgung des Biomülls einzuführen. Hätte man jedem Haushalt eine zusätzliche Biotonne aufgebürdet, wären die Kosten nach Angaben von Jacob explodiert. Der zuständige Kreistagsausschuss werde sich im Januar 2021 mit der künftigen Gebührengestaltung beschäftigen, ergänzte der Pfullendorfer Kreisrat.

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2019 wurde ein Überschuss von 1,6 Millionen Euro erwirtschaftet

Insgesamt war das Jahr 2019 für die Kreisabfallwirtschaft höchst erfolgreich, denn Erträgen von rund 10,5 Millionen Euro standen Aufwendungen von 9 Millionen Euro gegenüber, sodass man einen Überschuss von 1,59 Millionen Euro erzielte. Der Hauptgrund für die gesteigerten Umsatzerlöse war nach Angaben von Amtsleiter Obert die erhöhte Zahl an Anschlussnehmern. Während das Sammelergebnis 2019 beim Gelben Sack mit 4245 Tonnen leicht rückläufig war, gab es beim Sperrmüll mit 4561 Tonnen eine Erhöhung um rund 300 Tonnen gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im vergangenen Jahr wurden auch 74 Tonnen an „wildem Müll“ eingesammelt. Dieser Wert betrug im Jahr 2012 noch 27 Tonnen.