Das Ziel ist klar: „Wir wollen die objektive Sicherheitslage im Landkreis optimieren und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stärken.“ Formuliert wurde dieser Anspruch vom leitenden Kriminaldirektor Alexandre Dürr und Polizeirat Daniel Reiser, der das Polizeirevier Sigmaringen leitet. Das Duo stellte in der jüngsten Sitzung des Kreistags die Kriminalitätsstatistik 2024 für den Landkreis vor.
Weniger Flüchtlinge bedeuten weniger Verstöße gegen Aufenthaltsgesetz
Eine Erkenntnis lautet dabei, dass die Belegungszahlen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (Lea) in Sigmaringen einen Einfluss auf die Entwicklung der Straftaten hat. Denn jeder Flüchtling, der sich illegal im Land aufhält, verstößt gegen das Aufenthaltsgesetz und je geringer die Belegung ist, desto weniger solcher Straftaten sind anhängig. Insgesamt verzeichnet der Landkreis Sigmaringen einen leichten Rückgang bei den Straftaten auf 4214 Fälle im vergangenen Jahr. Auch im Bodenseekreis und dem Kreis Ravensburg, die ebenfalls zum Polizeipräsidium Ravensburg verringerten sich die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten. Damit lässt sich auch der enorme Rückgang bei den Tatverdächtigen unter 21 Jahren erklären. Waren es 2023 noch 897 Verdächtige in dieser Altersklasse registrierte die Polizei im Vorjahr noch 611.
Dürr und Reiser machten klar, dass die übergroße Mehrheit der Lea-Bewohner sich gesetzeskonform verhalte und nur fünf bis zehn Prozent der untergebrachten Personen als problematisch einzustufen seien. Aufgrund der Präsenzwache in der Lea und zusätzlichen Beamten verbucht die Polizei eine hohe Aufklärungsquote. Allerdings registrieren die Behörden eine Zunahme von Vorkommnissen in Ulm/Metzingen durch Flüchtlinge der Lea Sigmaringen.
Meßkirch verzeichnet hohe Zunahme an Straftaten
Beim Zehn-Jahresvergleich zwischen den größten Städten des Landkreises zeigt sich, dass Meßkirch im Prinzip die einzige Kommune ist, die eine deutliche Steigerung der Straftaten hat. Jahrelang registrierte man in der Heidegger-Stadt etwa 300 Delikte, die sich im vergangenen Jahr dann auf 413 erhöhte. Pfullendorf verzeichnete man eine Erhöhung, allerdings war die Steigerung von 768 Fällen im Jahr 2023 auf 779 im Jahr 2024 absolut minimal, was nach Angaben von Kriminaldirektor Dürr dem Anstieg beim so genannten Warenkreditbetrug geschuldet war, wobei eine Frau als oftmalige Täterin ermittelt wurde.
Rückgang bei Rauschgiftdelikten
Den gesetzlichen Änderungen, sprich dem Cannabis-Gesetz ist der enorme Rückgang bei Rauschgiftdelikten im Landkreis geschuldet, der sich binnen eines Jahres von 366 auf 222 Taten im vergangenen Jahr verringerte. Auch Ladendiebstähle verringerten sich von 491 auf 407 angezeigte Fälle. Bei der Gewaltkriminalität war der Rückgang von 241 auf 228 Fälle deutlich geringer.
172 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
„Das Thema treibt mich um“, bekannte Kriminaldirektor Alexander Dürr, als er auf die deutlich erhöhte Zahl von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung zu sprechen kam. Gegenüber dem Vorjahr registrierte die Polizei eine Steigerung von 152 auf 172, was auch einem veränderten Anzeigenverhalten geschuldet sei. Aber es gebe auch mehr Delikte, darunter 15 Vergewaltigungen, und beim sexuellen Missbrauch von Kindern gab es im Kreis Sigmaringen eine Steigerung um 118 Prozent und mehr als 40 Fällen. Auch im Bodenseekreis erhöhte sich die Zahl solcher Straftaten von 205 auf 260 und im Kreis Ravensburg von 352 auf 386.
Weniger Verkehrstote
Die Zahl der Verkehrstoten wurde im Jahr 2024 mit vier Opfern gegenüber dem Vorjahr halbiert. Und entgegen der öffentlichen Wahrnehmung ist nach Angaben der Polizei die Zahl der Straftaten mit Messern im Bereich des Polizeipräsidiums Ravensburg von 73 auf 64 gesunken. Auch bei den Wohnungseinbrüchen verzeichnen die Sicherheitskräfte mit 31 Fällen einen Rückgang von knapp 20 Prozent.