Die Tiengener Innenstadt und ihre Zukunft – dieser Themenkomplex beschäftigt die Entscheidungsträger in Stadtverwaltung und Gemeinderat, Gewerbetreibenden, Vereinsmenschen und Bürger schon seit Langem. Vor 25 Jahren wurden auf Betreiben der Innenstadtkonferenz ambitionierte Ideen entwickelt. Was wurde daraus?
Initiativen zur Verbesserung der Stimmung
„Tiengen soll als Teil der Gesamtstadt mehr im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert und im Bereich der Innenstadt freundlicher und einladender werden.“ So lautete die Zielsetzung eines Beschlusses des Waldshut-Tiengener Gemeinderats vom Februar 2000, mit dem das Gremium vor allem einem Aspekt Rechnung trug: Gut zweieinhalb Jahrzehnte nach dem Zusammenschluss von Waldshut und Tiengen sah sich der östliche Teil der Doppelstadt sich noch immer im Schatten von Waldshut. Verschiedene Initiativen wurden gestartet, um hier gegenzusteuern, denn die Stimmung in Tiengen wurde allgemein als „pessimistisch“ wahrgenommen, gerade was die Zukunftsperspektiven anbelangte.
Mit der Innenstadtkonferenz, einer Initiative aus Bürgern, Handel- und Gewerbetreibenden, Vertretern der Stadtverwaltung und Gemeinderäten, war schon zuvor eine Plattform geschaffen worden, von der aus Ideen mit Bezug auf Innenstadtentwicklung, Wohnen und Wirtschaftsförderung entworfen wurden.

Nach dem Eindruck der damaligen Entscheidungsträger schaffte es die Initiative rasch, wirkungsvoll etwas zum Besseren zu verändern: „Die Innenstadtkonferenz hat wesentlich zur Trendwende in der vorherrschenden Stimmung in Tiengen beigetragen“, attestierte der damalige CDU-Stadtrat Werner Dörflinger. Auch sein SPD-Kollege Gerhard Vollmer setzte sich dafür ein, „die entwickelten Vorstellungen zu konkretisieren und zu realisieren.“ Dafür stellte der Gemeinderat der Initiative im Jahr 2000 einen stattlichen Betrag von 340.000 Mark (170.000 Euro) zur Verfügung.
Innenstadtkonferenz bringt spannende Ideen auf den Tisch
Tatsächlich war die Arbeit der Initiative breit angelegt. Eine Reihe kleiner Maßnahmen nahmen sich zum Ziel, die Zusammengehörigkeit der Doppelstadt sichtbar zu machen, etwa durch neue Hinweisschilder. Es gab erste Vorstöße, die Aufenthaltsqualität der Tiengener Innenstadt zu erhöhen – durch die Schaffung zusätzlicher Sitzgelegenheiten. Der Dreh- und Angelpunkt vieler Überlegungen war der Verkehr. Die Möglichkeit zum generell kostenlosen Parken in Tiengen, die Wiedereröffnung von Teilen der Fußgängerzone für den Autoverkehr – nur einige der diskutierten Optionen.
Zu den deutlich ambitionierteren Vorhaben gehörten die teilweise Überdachung der Innenstadt, um Besucher vor schlechtem Wetter zu schützen, sowie die Errichtung eines architektonisch anspruchsvollen Schlosspark-Cafés. Aber auch das Projekt „Marktplatz Ost“, das den Bau eines Hauses der Begegnung anstelle des Ali-Theaters und des Feuerwehrgerätehauses vorsah.
Das Vorhaben ließ schon aufgrund der Dimensionen des Hauses der Begegnung viele Herzen höher schlagen, sollte es doch so hoch werden, dass man von einer Dachterrasse aus die Innenstadt überblicken konnte. Dass auch offen über Enteignungen schwadroniert wurde, um das Ganze zu realisieren, sorgte derweil für Ablehnung und kontroverse Reaktionen.
Vieles fällt dem Sparkurs zum Opfer
Die sich drastisch zuspitzende finanzielle Lage der Stadt, aber auch denkmalschutzrechtliche Konflikte haben in den folgenden Jahren nach 2002 dazu geführt, dass einige der Vorhaben im Sande verlaufen oder komplett gestrichen wurden. In der Folge beendete auch die Innenstadtkonferenz ihre aktive Arbeit.
Gewisse Vorstellungen sind aber seither in den Plänen immer wieder aufgetaucht, wurden angepasst, optimiert. Der Fokus wurde dabei zunehmend auf den Bereich zwischen B34 und Marktplatz gelegt. Städtebauliche Impulse, ein „attraktiver Mix“ aus privaten und öffentlich getragenen Vorhaben, Wohnbau und Geschäften, sah unter anderem das Konzept „Tiengen 2020“ aus dem Jahr 2007 vor.
An den Zielen hat sich nichts geändert

Eine Reihe namhafter Bauvorhaben ist in der Zwischenzeit in der Tiengener Innenstadt realisiert worden. Neue Pläne wurden entworfen und weiterentwickelt. Das Klettgau-Carré und das städtische Sanierungsgebiet „Innenstadt-Süd“ sind die nächsten großen Bausteine in der Tiengener Innenstadt. Das Klettgau-Carré als Wohn- und Geschäftsgebäude mit danebenliegendem Parkhaus hat inzwischen Realisierungsreife erreicht.
Für die ‚Innenstadt-Süd‘ wurde erst vergangenes Jahr der Bewilligungszeitraum für die geplanten Maßnahmen durch das Regierungspräsidium Freiburg verlängert. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Sanierung und der modernen Umgestaltung der Unteren Hauptstraße samt Marktplatz und Ali-Theater. Hier hat der Gemeinderat eine ambitionierte Planung in Auftrag gegeben, die zum Ziel hat, den Aufenthaltscharakter der Innenstadt zu steigern und gleichzeitig auf die Erfordernisse des Klimawandels vorbereitet zu sein.
Tiengen als Einkaufsstadt zu fördern und gleichzeitig für Verkehrsentlastung zu sorgen – so lässt sich der Grundgedanke hinter dem gesamten Maßnahmenkatalog zusammenfassen.