Nach 175 Jahren gibt es für das frühere Schul- und Rathaus Thalheims eine neue Zukunftsperspektive. Derzeit sind die Arbeiten für den Um- und Ausbau des historischen Gebäudes zum Haus der Vereine in vollem Gange. Am Freitag wurde der Abschluss der ersten Bauphase mit einem Richtfest gefeiert. Die Arbeiten für das rund 1,9 Millionen Euro teure Projekt sollen, wenn keine bautechnischen und sonstigen Probleme auftreten, bis Ende 2020 abgeschlossen sein.

Diesen Zeitpunkt nannte Architekt Reinhold Gindele im SÜDKURIER-Gespräch. Wie hoch die Anforderungen an den Baufachmann sind, machten während der kleinen Feierstunde Leibertingens Bürgermeister Armin Reitze und Thalheims Ortsvorsteher Hubert Stekeler deutlich.
Spagat zwischen Erhalt alter Bausubstanz und Schaffung moderner Vereinsräume
Die Kommunalpolitiker begrüßen den Beschluss, das historische Gebäude aus dem Jahr 1844 zu erhalten, statt es durch einen Neubau zu ersetzen. Das sei auch vor dem finanziellen Hintergrund zu verantworten, betonte der Bürgermeister. Die Nutzung der baulichen Gegebenheiten stellt den Planer allerdings vor besondere Aufgaben, denn er muss alte Substanz erhalten und gleichzeitig ein modernes Bauwerk schaffen, das den Ansprüchen der Vereine für die kommenden Jahrzehnte genügt.
Historischer Charakter soll bewahrt werden
Reinhold Gindele erklärte, es sei ihm wichtig gewesen, die im 19. Jahrhundert von Landesbaumeister Josef Laur bewusst geplante Sichtachse der Eingangsfassade des Schul- und Rathauses zur Kirche zu erhalten, um den Charakter als Gebäudeensemble zu bewahren.
Wie sehr beim Umbau Wert auf die Betonung des historischen Charakters gelegt wird, wurde beim Rundgang mit dem Architekten deutlich: „90 Quadratmeter des alten Mauerwerks aus Feldsteinen werden als Bestandteil der Wände sichtbar erhalten bleiben“, erzählte Reinhold Gindele. Auch die Fassade werde dem Aussehen von 1844 wieder angeglichen.
Fahrstuhl soll barrierefreien Zugang ermöglichen
Bei aller Treue zur historischen Bausubstanz soll das Haus in seinem Inneren moderne Räume des 21. Jahrhunderts bekommen. Dazu war unter anderem ein Treppenhausanbau an der Rückseite notwendig. Hier ist gleichzeitig auch ein Fahrstuhl eingeplant. Damit werde aus Sicht des Planers und der Verwaltung der problemlose Zugang für Menschen mit Behinderungen ermöglicht.
Moderne Bauvorschriften müssen eingehalten werden
Beim Umbau der alten Zimmer zu modernen Vereinsräumen muss sich der Planer an die heute gültigen Vorschriften halten. So kann beispielsweise im zukünftigen Chorproberaum die Balkendecke nicht sichtbar erhalten werden. Die Zwischenräume zwischen den Balken müssen für das moderne Leitungssystem genutzt werden, erklärte Gindele weiter: „Außerdem muss speziell in diesem Raum eine Schallschutzdecke eingezogen werden.“
Ähnlich sieht es im benachbarten Raum aus, der nach Abschluss der Arbeiten die Gymnastikgruppe beherbergen soll. Der Arichtiekt sagte dazu: „Hier müssen wir einen flexiblen Bodenbelag verwenden, wie er in Turnhallen oder Gymnastikräumen üblich ist.“ Dazu seien noch die heutzutage selbstverständlichen Anforderungen in Bezug auf Brandschutz, Wärmeisolierung und Toilettenanlagen zu beachten.
Lob für ehrenamtliches Engagement der Thalheimer
Hubert Stekeler zeigte sich mit der Planung von Reinhold Gindele zufrieden. Bei seiner Ansprache stellte der Ortsvorsteher fest: „Gindele kennt inzwischen jeden Stein des alten Rathauses.“ Wie seine Vorredner aus dem Rathaus und von der Ortschaftsverwaltung würdigte der Architekt das ehrenamtliche Engeagement der Thalheimer, die beim Entkernen mitgeholfen hatten.
Bevor es zum Stehempfang ins Gebäude ging, sagten die drei Mitarbeiter der Gammertinger Zimmerei Ott, Cedric Kanz, Pascal Scheller und Frank Junker, den Richtspruch auf.

Im Haus konnten sich die Gäste der kleinen Feierstunde weiter über den gegenwärtigen Stand der Arbeiten informieren.