Für 1,88 Millionen Euro soll das historische Rathaus Thalheims zu einem Haus der Vereine umgebaut werden. Dieses Projekt stand am Mittwoch bei einer Informationsveranstaltung der Gemeinde im Wendelini-Saal im Mittelpunkt. Es ist gleichzeitig das umfangreichste Projekt in den kommenden fünf Jahren im Rahmen der Schwerpunktgemeinde im Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR). Dass dieser Umbau in Thalheim nicht ganz unumstritten ist, machte der verbale Schlagabtausch zwischen Ortsvorsteher Hubert Stekeler und Karl-Manfred Schmid, einem Projektgegner, deutlich.

Auf Interesse stieß die Informationsversammlung zum ELR-Schwerpunktprogramm in Thalheim. Rechts im Bilds Ortsvorsteher Hubert Stekeler.
Auf Interesse stieß die Informationsversammlung zum ELR-Schwerpunktprogramm in Thalheim. Rechts im Bilds Ortsvorsteher Hubert Stekeler. | Bild: Hermann-Peter Steinmüller

Die Entscheidung, das rund 150 Jahre alte Rathausgebäude nicht abzubrechen und durch einen Neubau zu ersetzen, ist aus Sicht der Verwaltung nach einem intensiven Meinungsbildungsprozess mit ausführlicher Bürgerbeteiligung gefällt worden. Genau das stellte Karl-Manfred Schmid in Frage. Er sagte, es habe keinen fairen Entscheidungsprozess gegeben: „Es ist hinter verschlossenen Türen geplant worden und wird heute eben vorgestellt.“ Hubert Stekeler und Bürgermeister Armin Reitze wiesen diese Aussage mit Nachdruck zurück. Stekeler bescheinigte dem Projektgegner, bei keiner einzigen Ortschaftsratssitzung gewesen zu sein, bei der der Rathausumbau Thema gewesen sei.

Zuvor hatte der Bichtlinger Architekt Reinhold Gindele seine Planung für die Umgestaltung des ehemaligen Rathauses vorgestellt. Im Wesentlichen sollen im Rahmen der Maßnahme zwei Ziele erreicht werden. Einerseits soll das Gebäude in mehrfacher Hinsicht genutzt werden: Backstube, Ortsverwaltung, Bücherei und Räumlichkeiten für die Vereine. Andererseits soll die historische Fassade erhalten und wo möglich durch Baumaßnahmen verändert, wieder an ihre Ursprünge zurückgeführt werden.

Gindele hat zum ersten Ansatz, um Nutzraum zu schaffen, das bisherige Treppenhaus aus dem eigentlichen Gebäude in einen Anbau gesetzt. Dieser Anbau ist gleichzeitig mit einer Rampe und einem Aufzug versehen, die Voraussetzung für einen barrierefreien Zugang. Der durch den Wegfall des bisherigen Treppenhauses gewonnene Raum wurde, so Gindele, voll ausgewertet, um Nutzraum zu schaffen. Dabei setzt Gindele auch neue Nutzungsakzente. Neben der Dorfbackstube soll im Rahmen des Umbaus ein Vesperstüble entstehen, in dem beispielsweise die in der Backstube nebenan produzierten Dinnele ausgegeben werden könnten.

Die Fassade des Gebäudes aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wird nach diesem Plan erhalten. Die modernen Anbauteile wie das Treppenhaus oder die zweiten Fluchtwege sind architektonisch an die Fassade angepasst.

Den Zeitplan stellte Bürgermeister Armin Reitze vor. Im allerbesten Fall, also bei rechtzeitiger Genehmigung der Zuschüsse von 750 000 Euro, könnten die Arbeiten bereits im Sommer beginnen. In rund eineinhalb Jahren sollten die Bauarbeiten abgeschlossen sein, sodass 2020 das umgebaute Rathaus der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen würde.

Dorfmitte soll aufgewertet werden

  1. -Was bedeutet das ELR-Schwerpunktprogramm für die Gemeinde Leibertingen und speziell für Thalheim?

Geplant sind in allein im kommunalen Bereich Investitionen von 4 Millionen Euro. Über den Geldtopf Entwicklungsprogramm ländlicher Raum sollen 1,6 Millionen Euro Zuschüsse in die Gemeindekasse fließen. Die restlichen 2,4 Millionen Euro muss die Gemeinde selbst oder mit Hilfe weiterer Zuschüsse aufbringen. In diesem Rahmen können auch private Projekte gefördert werden, etwa zur Schaffung von Wohnraum in vorhandenen Gebäuden. Sieben entsprechende Anträge und ein weiterer Antrag aus dem gewerblichen Bereich liegen der Verwaltung bereits vor.

  1. -Warum ist das historische Rathaus für Thalheim von so großer Bedeutung?

Das Gebäude von 1844 bildet mit der wenige Jahre zuvor gebauten neugotischen Kirche eine architektonische Einheit, die wieder sichtbar werden soll. Gleichzeitig markieren die beiden Bauwerke an der ehemaligen Grenze zwischen Ober- und Unterdorf eine Dorfmitte, die durch das Rathausprojekt wieder aufgewertet wird.

  1. -Was sind die Argumente der Gegner?

Sie sähen es lieber, wenn an der Stelle der alten Schule ein neues Vereins- und Bürgerhaus entstünde. Die Kritiker halten den Umbau für zu teuer und uneffizient. Diese Haltung war aber in der Thalheimer Öffentlichkeit nicht mehrheitsfähig.