„Alle Neune“ hat Versammlungsleiter Guido Amann im Gasthaus Burghof sagen können, denn alle neun Bewerber für die Nominierung als Kreistagskandidat haben die erforderliche absolute Mehrheit, die bei 20 Stimmen lag, mehr als übertroffen. 39 Mitglieder des CDU-Kreisverbands Sigmaringen waren im Burghof zusammengekommen, um die Kandidaten anzuhören und über deren Nominierung für die Kreistagswahl am 9. Juni zu entscheiden.

Nominiert worden sind Oliver Beil (Stetten a.k.M.) mit 33 Stimmen, Ilona Boos (Meßkirch), die mit 38 Votierungen zur Stimmkönigin wurde, Patrick Braun (Meßkirch) mit 33 Stimmen, Stephan Frickinger (Leibertingen), ebenfalls 33 Stimmen, Klaus-Dieter Halder mit 35 Stimmen, Maik Lehn mit 31 Stimmen (beide Stetten a.k.M.), Wolfgang Rebholz (Sauldorf) mit 35 Stimmen, Werner Scheuble (Schwenningen) mit 34 Stimmen und Arne Zwick (Meßkirch) mit 32 Stimmen. Zuvor hatten die Wahlberechtigten mit 28 Ja- und zehn Neinstimmen sowie einer Enthaltung entschieden, die Bewerber per Listenwahl in alphabetischer Reihenfolge zu wählen. In dieser Reihung durften sie sich auch vorstellen.

Zwick der Erste von hinten

Als Meßkirchs Bürgermeister Zwick mit Blick auf die Liste ganz ohne Hintergedanken feststelle: „Ich bin der Letzte“, brandete Gelächter ob dieser ungewollten Zweideutigkeit auf. „Oder der Erste von hinten?“ Amann setzte der Heiterkeit noch einen drauf, indem er bezüglich Zwicks Körperlänge meinte: „Du bist nicht der Letzte, du bist der Größte!“

Nach der Vorstellungsrunde nutzten die Anwesenden die Möglichkeit, den schon erfahrenen Kreisräten Arne Zwick, Maik Lehn, Bürgermeister aus Stetten a.k.M., und Klaus-Dieter Halder, Gemeinderat und Bürgermeisterstellvertreter in Stetten a.k.M., Fragen zu stellen. Dabei sind nicht nur kreistagsrelevante Themen, wie fehlende Radwege, deren schleppender Ausbau und der daraus resultierenden Gefährdung der Radfahrer durch zu schnell fahrende Pkw auf den Kreis- und Landesstraßen zwischen den ländlichen Gemeinden angesprochen worden. Auch der millionenschwere Neubau der Berta-Benz-Schule und dessen Formgebung gab Anlass zu Fragen, aber auch insgesamt der Informationsfluss über die Arbeit aus dem Kreistag, dessen Handlungsspielräume („Könnt ihr euch nicht gegen Vorgaben aus Land und Bund wehren?“) und mangelnde Transparenz über das, was erreicht worden ist, sind von Anwesenden beklagt und erfragt worden.

Die 39 Wahlberechtigen bei der CDU-Nominierungveranstaltung für die Kreistagskandidaten im Leibertinger Gasthaus „Burghof“ ...
Die 39 Wahlberechtigen bei der CDU-Nominierungveranstaltung für die Kreistagskandidaten im Leibertinger Gasthaus „Burghof“ verfolgen die Wortmeldungen. | Bild: Susanne Grimm

Auch bundespolitische Themen mit all ihren Ecken und Kanten sind nicht außen vor geblieben, was Wilfried Koch, CDU-Ortsvereinsvorsitzender von Schwenningen, kurz und knackig zu sagen veranlasste: „Da hilft nix, die Ampel muss weg!“ Hier mahnte Arne Zwick, unterstützt von Guido Amann zu differenzierter Sichtweise, indem sie daran erinnerten, dass es auch schon vorher Koalitionen gab, in denen auch nicht alles rund gelaufen sei, zudem dürfe nicht übersehen werden, dass die jetzige Regierung „Altlasten übernommen haben, an der wir nicht ganz unschuldig sind!“ Erschwerend hinzugekommen seien der Krieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie und deren Folgen sowie der neue Krieg im Nahen Osten.

Beide, Zwick und Amann, plädierten dafür, auf kommunaler Ebene nicht gegeneinander zu arbeiten, sondern „an einem Strang zu ziehen“. Gerade der ländlich geprägte, finanzschwache Kreis Sigmaringen könne nur vorankommen, wenn miteinander gearbeitet werde. So sei die neue Berta-Benz-Schule ein Mehrwertprojekt, von dem die ganze Region profitierte, denn es ziehe Lernende, Studierende und Lehrende in den Kreis, die sonst nie hierher gekommen wären und verhindere zudem, dass die einheimische Jugend an auswärtige Schulen/Ausbildungsstätten abwandere. „Einige große Städte und Landkreise haben bereits nach Terminen gefragt, um die neue Berta-Benz-Schule und deren Architektur zu besichtigen“, warf Kreisrat Halder in die Waagschale. Auch Insa Bix hielt diese „ganz moderne Schule extrem wichtig“, denn sie sei eine Aufwertung für den ganzen Landkreis. Die neu Nominierten hatten bei ihrer Präsentation jedenfalls das Thema Bildung ganz oben auf ihrer Agenda.

Guido Amann erinnerte die Kandidaten, in ihrer Wahlkampfzeit die Medien im Internet zu nutzen. „Die anderen tun das auch! Die Zeiten, wo man einfach mal so reinrutschen kann, sind vorbei. Seid präsent! Wir wollen gute Ergebnisse!“, spornte er an.