Theoretisch können die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Leibertingen bald mit bis zu einem Gigabit pro Sekunde im Internet surfen. Wie gesagt nur theoretisch, denn aktuell existiert dafür noch nicht einmal die nötige Hardware. Aber schneller als bisher wird das Internet in Leibertingen auf jeden Fall. Die erste große Hürde hat die Gemeinde in Bezug auf den geplanten Ausbau des Glasfasernetzes bereits genommen: Bund und Land haben die Förderung des Projekts jeweils bewilligt.
Um den Gemeinderat über den Stand des Ausbauprojektes zu informieren, waren Jenny Gerlich und Martin Götzer zu Gast. Gerlich ist bei der Breitbandversorgungsgesellschaft im Landkreis Sigmaringen (BLS) für die Planung und Umsetzung des Glasfaserausbaus in Leibertingen verantwortlich. Das Beratungsunternehmen von Martin Götzer hatte für die BLS die Ausschreibungsunterlagen für die Förderanträge erstellt.
Förderung vom Bund gibt es nur, nachdem zuvor festgestellt wurde, dass kein privatwirtschaftliches Unternehmen, den Breitbandausbau übernehmen will. Dazu wird ein sogenanntes Markterkundungsverfahren durchgeführt. Dieses kam in der Gemeinde Leibertingen zum Ergebnis, dass die Verlegung von Glasfaser durch privatwirtschaftliche Unternehmen in den nächsten drei Jahren nur in sehr geringem Umfang erfolgen wird, so dass der Großteil des Ausbaus von der Gemeinde übernommen werden muss.
Durch das Förderprogramm soll es keine unterversorgten Adressen mehr in der Gemeinde geben. Laut Martin Götzer sind alle Adressen förderfähig, an denen die Datenrate weniger als 100 Mbit pro Sekunde beträgt. Dort wird der Anschluss an das Glasfasernetz kostenlos bis ins Haus gelegt. Voraussichtlich 371 Adressen werden in den Genuss eines geförderten Anschlusses kommen, hat die BLS ermittelt. Noch ist das Verfahren aber offenbar nicht abgeschlossen. Nach aktuellem Stand sind im Ortsteil Altheim 95 Adressen förderfähig, in Thalheim sind es 67, in Leibertingen 138 und in Kreenheinstetten 71.
Wer bereits Glasfaser in seiner Straße liegen hat, kann nicht damit rechnen, dass der Anschluss bis ins Haus im Rahmen der aktuellen Förderung geschehen wird. „Da ist sehr unglücklich, weil es vorkommen kann, dass einer den Anschluss gefördert bekommt und der andere daneben nicht.“ Eventuell können diejenigen, die leer ausgehen, doch noch einen Baukostenzuschuss vom Netzbetreiber erhalten. Im schlimmsten Falle müssten sie aber den Anschluss komplett selbst bezahlen, so Martin Götzer.
Leer ausgehen werden wohl diejenigen Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer in Thalheim, die derzeit über Kabel (ehemals Kabel BW, heute Vodafone) im Internet surfen. Die dort verwendete Technologie gilt als „gigabitfähig“ und ist damit nicht förderfähig. „Diese Anschlüsse werden – momentan zumindest – leider nicht gefördert“, meinte Martin Götzer.
Die Kostenschätzung für den Ausbau beläuft sich auf 7,4 Millionen Euro. Davon werden der Bund voraussichtlich 3,7 Millionen Euro sowie das Land drei Millionen Euro übernehmen. Bleibt ein Eigenanteil von 700.000 Euro für die Gemeinde. Ein Restrisiko besteht laut Gerlich und Götzer darin, dass der Bund seine bisher stets zugesagt Pauschalförderung zurücknimmt und statt der tatsächlichen Kosten nur die im Vorhinein kalkulierten übernimmt. Dieses Risiko wolle man durch Änderungsanträge minimieren, erklärte Götzer.
Die Gemeinde wird Eigentümerin des Glasfasernetzes sein. Betreiber wird die NetCom BW, die das Netz pachtet. Der Zeitplan sieht vor, dass 2024 mit den Bauarbeiten begonnen werden könnte. In Altheim und Thalheim sei man kurz davor, den Auftrag an ein Planungsbüro zu vergeben, in den anderen Ortsteilen kurz vor der Ausschreibung der Planungsleistungen, erklärte Gerlich.
Ob es Synergie-Effekt mit den geplanten Nahwärme-Netzen in den Ortschaften Thalheim und Altheim geben wird, ist derzeit unklar. Das Nahwärme-Projekt könnte scheitern, weil bis dato kein Investor gefunden wurde. „Die wankelmütige Lage auf politischer Ebene verunsichert potenzielle Investoren“, erklärte Bürgermeister Stephan Frickinger auf Nachfrage. Man wolle auf jeden Fall, während der Tiefbauarbeiten zur Umgestaltung der Dorfmitte in Altheim Leerrohre verlegen, so Gerlich.