Er bereue den Schritt noch keinen Tag, sagt Stephan Frickinger in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER. Im Frühjahr hatte er für das Amt des Bürgermeisters in der Gemeinde Leibertingen kandidiert und sich gegen einen Kontrahenten durchgesetzt. Sein Amtsantritt war Anfang Mai. Er sei sehr positiv in Leibertingen aufgenommen worden, sagt der 36-jährige Amtsinhaber, der mit seiner Familie noch in der Gemeinde Wald lebt. Eine erste Bilanz seiner bisherigen Amtszeit zieht Bürgermeister Frickinger in einem Gespräch mit dieser Zeitung.

Kindergärten wichtigste Aufgabe

Ihm brenne das Thema Kindergärten im Moment am meisten unter den Nägeln, sagt der neue Leibertinger Rathaus-Chef. Das Bild zeigt das ...
Ihm brenne das Thema Kindergärten im Moment am meisten unter den Nägeln, sagt der neue Leibertinger Rathaus-Chef. Das Bild zeigt das Kinderhaus Sonnenschein in Kreenheinstetten. | Bild: Ortsverwaltung Kreenheinstetten

Die neue Aufgabe sei eine Herausforderung und sehr zeit- und arbeitsintensiv, stellt Frickinger fest. In der Verwaltung sei er gut aufgenommen worden. Es seien alle bemüht, ihn in alle Themen einzuführen und alles weiterzugeben. Ihm brenne das Thema Kindergärten im Moment am meisten unter den Nägeln, sagt Frickinger. Dass die geplanten zusätzlichen Kindergartenplätze in den drei Leibertinger Kinderhäusern zeitnah benötigt werden, durfte Frickinger schon am eigenen Leib erfahren, als eine kleine Gruppe Leibertinger Mütter die Einwohnerfragestunde im Gemeinderat nutzte, um ihrem Wunsch nach Kindergarten-Plätzen deutlich Ausdruck zu verleihen. Nach einigen Schwierigkeiten bei der Planung kann der Bürgermeister nun verkünden, dass der Umbau für 22 zusätzliche Plätze in Thalheim voraussichtlich im Mai kommenden Jahres fertig werden wird. In Leibertingen wird der Anbau an das Kinderhaus für Barrierefreiheit sowie zehn Krippenplätze sorgen und wahrscheinlich im kommenden Jahr im September eröffnen. Auch das Kinderhaus in Kreenheinstetten wird bald saniert oder sogar durch einen Neubau ersetzt, das hat erst kürzlich der Leibertinger Gemeinderat beschlossen.

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Herausforderung Digitalisierung

Die Leibertinger Verwaltung stehe vor der Aufgabe, das sogenannte Online-Zugangsgesetz spätestens bis zum Ende des kommenden Jahres umsetzen zu müssen, erklärt Bürgermeister Frickinger „Bei uns sind es knapp 160 Prozesse, die digitalisiert werden müssen“, stellt er die Situation in der Gemeinde dar. Bei der Einführung der digitalen Dienstleitungen ist die Gemeinde aber abhängig von Bund und Ländern, die aktuell das digitale Dienstleistungs-Angebot gemeinsam umsetzen. Leider sei nicht zu erwarten, dass die Arbeiten daran pünktlich fertig werden, meint Frickinger. „Wir müssen schauen, was wir schon vorbereiten können“, stellt Frickinger das Vorgehen der Gemeinde dar. Dazu gehört auch die neue Homepage für die Gemeinde Leibertingen, die der Bürgermeister in Auftrag gegeben hat. Sie wird bei der Abwicklung digitale Dienstleitungen eine zentrale Rolle spielen.

Ziel Erholungsort Leibertingen

Im Wahlkampf war Frickinger insbesondere das Thema „Tourismus“ ein großes Anliegen. Inzwischen bemüht er sich darum die Gemeinde als sogenannten „Erholungsort“ vom Regierungspräsidium in Tübingen zertifizieren zu lassen. „Um touristische Fördermittel zu erhalten, braucht man so ein Prädikat“, erklärt Frickinger sein Vorgehen. Sollte das Naturbad in Thalheim beispielsweise mal sanierungsbedürftig sein, dann sind Mittel für die Instandsetzung aus touristischen Fördermitteltöpfen leichter zu bekommen, so die Strategie des Bürgermeisters. Das Vorhaben wurde am Dienstag vom Gemeinderat beraten – wir werden noch berichten.

Hausarztsuche gestaltet sich schwierig

Er sei einen Schritt weiter gegangen aber noch nicht weiter gekommen, bedauert Frickinger, der im Wahlkampf versprochen hatte, sich für die Ansiedlung eines Hausarztes einzusetzen. Neben der bisher erfolglosen Anzeige im Leibertinger Amtsblatt hat Frickinger versucht bei den Krankenhaus-Standorten Pfullendorf und Bad Saulgau Ärzte abzuwerben. Bei beiden Häusern wird im Moment die Schließung diskutiert. Frickinger hat den Träger der Kliniken und Landrätin Stefanie Bürkle angeschrieben – leider bisher ohne positive Rückmeldung eines Hausarzt-Kandidaten für Leibertingen. Es gäbe vom Gemeinderat den Beschluss, dass er weitreichender mit Ärzten verhandeln könne, sagt Frickinger. Es sei aber sehr schwierig, überhaupt an potenzielle Kandidaten heranzutreten.

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Projekte priorisieren

Seit Mai ist Stephan Frickinger Leibertinger Rathaus-Chef. Er und sein Rathaus-Team sowie der Gemeinderat haben einige Probleme zu lösen.
Seit Mai ist Stephan Frickinger Leibertinger Rathaus-Chef. Er und sein Rathaus-Team sowie der Gemeinderat haben einige Probleme zu lösen. | Bild: Heinrich Sturm

Das Portfolio der Projekte, die die Gemeinde momentan umsetzen will, sei sehr umfangreich, meint der Bürgermeister. Die drei Kindergärten, die Neubaugebiete, die Abwasser-Entsorgung, das Nahwärme- sowie das Glasfasernetz seien Millionen-Projekte, die die Gemeinde momentan vorantreiben müsse. Aber selbst ohne diese Vorhaben sei die finanzielle Lage als „nicht gut“ einzustufen, meint Frickinger. Er will deshalb gemeinsam mit dem Gemeinderat schauen, welche Projekte nach vorne und welche nach hinten geschoben werden können und wo durch Umstrukturierung eingespart werden kann. Bei der Priorisierung sei das Leitbild maßgeblich, das Frickinger momentan mit den Gemeinderäten für die Gemeinde entwickelt, erklärt der Leibertinger Bürgermeister.

Umzug in gut einem Jahr

Die Familie von Stephan Frickinger unterstützte die Entscheidung für seine Kandidatur um das Bürgermeister-Amt in Leibertingen. Seine Frau und die beiden Kinder haben im Wahlkampf mitgefiebert und mitgezittert, erzählt er. Noch wohnt Frickinger mit seiner Familie in Wald, der Bürgermeister wird aber – wie im Wahlkampf versprochen – nach Leibertingen umziehen. Ein Grundstück in Leibertingen haben die Frickingers schon in Aussicht. „Unsere Tochter wird im September schon hier in die Schule gehen und ich habe eigentlich kein Interesse, sie lange hin- und herzufahren“, scherzt Frickinger und meint: „Ich gehe davon aus, dass wir in einem guten Jahr in der Gemeinde wohnen.“