Der Ort galt bisher als beschaulich, manche Häuser stehen leer. Besonders die Bauten des Klosters ruhen seit Jahrzehnten im Tiefschlaf. Doch nun kommt neues Leben nach Beuron, wenn es nach den Plänen des Architekten Felix Müller geht. Der Konstanzer Architekt will zusammen mit seinem Kompagnon Edi Kreft das größte Gebäude außerhalb der Abtei mit neuem Leben füllen – den knapp 120 Jahre alten Pilgerhof am Benediktusweg.

Einst Anlaufstelle für Pilger

Der Pilgerhof ist kaum zu übersehen, wenn man vom Bahnhof kommend zum Kloster hochläuft. Es ist ein stattliches Gebäude, ungewöhnlich groß, mit großen Fenstern und dekorativem Balkenwerk. Für die Wallfahrer, die früher mit Sonderzügen ins Donautal kamen, war das Anwesen eine wichtige Anlaufstelle. Hier konnten die Pilger und ihre Begleiter übernachten. In schlichten Zimmern oder Schlafsälen – man war damals nicht so anspruchsvoll – kamen die Scharen unter, die sich für mehrere Tage in Beuron aufhielten und von den Geistlichen des Klosters betreut wurden.

So könnte der moderne Klosterhof (Ex-Pilgerhof) einmal aussehen – aber nur, wenn das Denkmalamt alles genehmigt.
So könnte der moderne Klosterhof (Ex-Pilgerhof) einmal aussehen – aber nur, wenn das Denkmalamt alles genehmigt. | Bild: Büro Evergreen360

22 Wohnungen sollen entstehen

In den 70er Jahren lief diese Form der Wallfahrt aus. Es kommen weniger Besucher. Und wenn, dann reisen sie für eine Tagesvisite ohne, zu übernachten. Seitdem steht der Pilgerhof (auch Klosterhof genannt) leer. Seit einigen Jahren grenzt ein Zaun das Grundstück zur Straße ab, da die Bauschäden auch äußerlich sichtbar werden. In dieser Situation kommt Felix Müller mit seiner Firma Evergreen360 gerade recht. „Ich habe mich spontan verliebt“, sagt er über das Haus aus der Kaiserzeit. Die Planungen sind schon weit fortgeschritten. 22 Wohnungen, zwischen 44 und 65 Quadratmeter groß, sollen entstehen. „Es gibt einen großen Bedarf an Wohnungen“, sagt er. Beuron werde immer interessanter, da auch die Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel gut sei. Auch ein neues Baugebiet werde erschlossen, dass Kloster habe Wiesen verkauft. Die Wohnungen sollen erschwinglich werden, verspricht Müller. Einige Räume könnten die Bewohner auch gemeinsam nutzen, das lege auch das Grundmuster des Hauses nahe.

Zweite Juhe im Donautal

Für Überraschung sorgen die beiden Bauherren mit der Idee, im Pilgerhof zusätzlich eine Jugendherberge unterzubringen. „Der Ort ist im Sommer voll, das lohnt sich“, sagt Müller zur Begründung. Allerdings steht mit der nahen Burg Wildenstein einige Kilometer oberhalb bereits eine Jugendherberge offen. Durch ihre Lage auf einem Felssporn ist der Wildenstein, wie er in der Umgebung heißt, konkurrenzlos. Felix Müller sieht dennoch Chancen für eine entsprechende Einrichtung in der Talgemeinde Beuron.

Behörden haben das letzte Wort

Das letzte Wort liegt bei Denkmalamt und Baubehörde. Die Firma Evergreen360 hat die umfangreichen Pläne bereits eingereicht. Vor allem im Feuerschutz muss vieles geschehen, Zimmer würden neu geschnitten, die Technik neu verbaut. Der Pilgerhof ist damals im Stil der Beuroner Kunstschule entstanden, die die Arbeit und das Planen in den Werkstätten des damals noch jungen Klosters beherrschte. Diese historischen Elemente sind geschützt. Dazu zählt auch der große Speisesaal, der mit Wandbildern im Stil der Beuroner Schule ausgestattet ist. Die Bilder mit christlichen Motiven müssten nach Maßgabe der Denkmalschützer erhalten bleiben.

Optionales Kaufrecht

Müller & Kreft würden den Komplex aber nur erwerben, wenn die Anträge genehmigt werden (optionales Kaufrecht). Wenn das Amt sein „Ja“ verweigern sollte, bliebe der Pilgerhof bei dem Privatmann, der das Anwesen 2019 von der Erzabtei erwarb. Sollte dieser Fall eintreten, dann dürfte auch in den kommenden Jahren wenig geschehen.