So etwas gibt es auch: Der Leibertinger Gemeinderat war in seiner jüngsten Sitzung nicht beschlussfähig. Nur fünf der insgesamt zwölf Räte waren erschienen. Das hatte zur Folge, dass nur Tagesordnungspunkte behandelt werden konnten, für die es keinen Beschluss des Gremiums bedurfte. Dazu gehörte der jährliche Bericht der Schulsozialarbeiterin an der Grundschule der Gemeinde.
Schwerpunkt liegt auf Beratung und Projekte
Julja Budamert, die seit acht Jahren für die Schulsozialarbeit an der Wildensteinschule verantwortlich ist, war nicht allein in den Gemeinderat gekommen. Mitgebracht hatte sie die Handpuppe Ferdinand, die auch in ihrer täglichen Arbeit zum Einsatz kommt. So erhielten die Gemeinderäte und auch die Zuschauer im Sitzungssaal ganz praktisch einen Einblick, wie sich die Arbeit der Schulsozialarbeiterin im Alltag gestaltet und an einer – von Julja Budamert und Ferdinand – geführten Meditation teilnehmen. In ihrer anschließenden Präsentation zeigte Budamert auf, dass ihr Schwerpunkt weiterhin in der Beratung der Schüler sowie Betreuung von Klassenprojekten liegt.

Enge Zusammenarbeit mit Lehrern
Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen aber auch Gespräche mit den Lehrern, die an sie herantreten und sie beispielsweise auf Schülerinnen oder Schüler aufmerksam machen, die die Hilfe der Schulsozialarbeiterin benötigen. Viel Arbeitszeit nimmt laut Budamerts Bericht auch die Vor- und Nachbereitung der Gespräche in Anspruch.
Erzieherin ist direkte Ansprechpartnerin
Noch liegen keine Zahlen für das vergangene Schuljahr vor. Im Schuljahr 2020/2021 hat die Schulsozialarbeiterin 175 Beratungsgespräche geführt. In den Gesprächen mit den Schülerinnen und Schülern geht es laut Budamert oft um den Umgang mit Krisensituationen in Freundschaften, aber auch um Probleme in der Familie. Das kann zum Beispiel die Trennung der Eltern oder in schweren Fällen auch ein Suchtproblem eines Familienmitglieds sein. Fälle, die einer langfristigen Betreuung bedürfen, leitet die staatlich anerkannte Erzieherin an die Psychologische Beratungsstelle der Caritas weiter.
Elterngespräche sind wichtiger Teil der Arbeit
Rund 80 Elterngespräche hat Budamert ebenfalls im Schuljahr 2020/2021 geführt. Dabei stehen zumeist, so die Schulsozialarbeiterin, Schwierigkeiten bei der Erziehung, Probleme in der Schule oder Schwierigkeiten mit den Hausaufgaben im Mittelpunkt. In den von Julja Budamert betreuten Klassenprojekten geht es häufig darum, wie die Gemeinschaft in der Schule positiv gestaltet werden kann, aber auch darum, sich außerhalb der Schule zu vernetzen. In einem aktuellen Projekt hat sie mit den Kindern Erklär-Videos für den Walderlebnispfad der Gemeinde Leibertingen erstellt. Die Aktion erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Forst beim Landratsamt Sigmaringen – genauer gesagt mit der Waldpädagogin Nina Hainzl und Leibertingens Förster Christoph Möhrle. Auch das Lehrerkollegium der Wildsteinschule war beteiligt. Die Videos können in Zukunft über QR-Codes auf den Beschilderungen zum Walderlebnispfad abgerufen werden. Zu Budamerts Klassenprojekten gehört auch eine AG zu Streitschlichter/Ersthelfer. In der Arbeitsgemeinschaft für die Klassenstufen 3 und 4 lernen die Kinder nicht nur, wie schwierige Situationen – zum Beispiel Konflikte auf dem Schulhof – gelöst werden können, sondern auch ganz praktische Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Mehr Fälle seit Ausbruch der Pandemie
„Die Schulsozialarbeit ist auch für Menschen außerhalb der Schule erreichbar“, antwortete Budamert auf Nachfrage von Gemeinderätin Anita Kleiner in der anschließenden Fragerunde. „Die Zahl der Fälle sind seit Corona gefühlt angestiegen“, erklärte die Schulleiterin der Wildensteinschule, Petra Schweikart-Rebholz, die an dem Sitzungsabend im Publikum saß. Sie antwortet auf die Frage von Gemeinderat Markus Bugge, der wissen wollte, ob eine halbe Stelle für die Schulsozialarbeit ausreichend sei oder ob man langfristig über eine Erhöhung der Stunden nachdenken müsse.
Unterstützung kommt sehr gut an
„Eine Erhöhung sei immer schön, aber die Finanzlage ist ja leider angespannt“, erwiderte die Schulleiterin. „Es ist grundsätzlich sinnvoll, das immer wieder zu überprüfen“, ergänzte Bürgermeister Stephan Frickinger im Hinblick auf eine Erhöhung der Stundenanzahl. Er könne aus persönlicher Erfahrung berichten, dass die Unterstützung der Schulsozialarbeiterin sehr gut funktioniere und auch gut angenommen werde, seine Tochter schwärme regelmäßig von Julja Budamerts Mädels-AG, sagte er.
Schulsozialarbeit ist auch auf dem Land notwendig
„Ich bin überrascht, dass nun schon acht Jahre vergangen sind, seit Frau Budamert da ist“, sagte Thalheims Ortsvorsteher und Gemeinderat Armin Beck. Zu Beginn habe man sich gefragt, ob man Schulsozialarbeit auf dem Land überhaupt brauche, wo doch hier die Welt noch in Ordnung sei, ergänzte Beck. Die zahlreichen Gespräche mit Schülern und Eltern zeigten aber, wie wichtig die Arbeit von Julja Budamert sei, ergänzte er. Auch vom Bürgermeister kam Lob: „Ich bin dankbar, dass Sie die Arbeit machen und so motiviert an die Sache rangehen, auch an das Ferienprogramm.“ Es wird auch dieses Jahr wieder stattfinden.