Freitagabend in der Turnhalle der Wildensteinschule: Die Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters sind zum offiziellen Vorstellungstermin, den die Gemeinde organisiert hat, erschienen. Nur zwei der drei Kandidaten sind da, die am 14. März auf dem Wahlzettel stehen werden. Vielfachkandidat Samuel Speitelsbach will seine Kandidatur nicht weiter verfolgen. Anwesend ist Kandidat Axel Philipp aus dem Leibertinger Ortsteil Altheim, 50 Jahre alt, Diplom-Ingenieur für Raum- und Umweltplanung. Gegen ihn tritt der 35-jährige Stephan Frickinger an, wohnhaft in Wald, Kaufmann und Architekt und gegenwärtig Stadtbaumeister in Meßkirch.
25 Minuten für jeden Kandidaten
Jeder Kandidat darf sich 15 Minuten vorstellen, während der andere nicht im Raum anwesend sein darf. Nach jedem Vortrag sind zehn Minuten lang Nachfragen durch die Bürger erlaubt. Ohne Pandemie wäre der Saal wahrscheinlich bis auf den letzten Platz gefüllt. Nun hat das Gesundheitsamt knapp 50 Besucher erlaubt. Wer teilnehmen wollte, musste sich zuvor über das Rathaus anmelden.
Zuerst bittet der scheidende Bürgermeister Armin Reitze, der die Kandidatenvorstellung moderiert, Stephan Frickinger aufs Podium. Die Regularien sehen vor, dass die Reihenfolge entsprechend dem Eingang der Bewerbung für das Amt zu erfolgen hat. Frickinger weist in seiner Rede daraufhin, dass er momentan noch neben dem Beruf den Master in Public Management an der Verwaltungshochschule in Kehl absolviert. Dadurch habe er die richtige Qualifikation für das Amt.
Frickinger setzt auf Erlebnistourismus
Die Windkraftstandorte will er regulieren sowie die aus seiner Sicht schlechte Finanzlage Leibertingens verbessern. „Die Schulden müssen abgebaut werden, um wieder dort investieren zu können, wo es für die gesunde Weiterentwicklung richtig ist.“ Auch will er die Ansiedlung von Ärzten in der Region vorantreiben. Am Schluss kommt Frickinger zu seinem wichtigsten Thema: „Nutzen wir als größte Einnahmequelle die touristische Seite der Gemeinde“, fordert er. Frickinger kann sich für Leibertingen einen Erlebnis-Tourismus mit einer „Whiskytour durch die Gastronomie Leibertingens“, Wellness-Angeboten oder einem Abendmarkt vorstellen. Das 100-jährige Bestehen der Burg Wilden-stein im nächsten Jahr sei ein „gigantisch guter Aufschlag“, um das touristische Potential Leibertingens richtig zu nutzen.
Frage nach Interessenskonflikt
Aus dem Publikum wird er befragt, ob es nicht ein Interessenkonflikt sei, dass er einen Teil der Planung für den Industriepark nördlicher Bodensee als Architekt übernommen habe, obwohl er als Stadtbaumeister für die Stadt Meßkirch gleichzeitig Aufsichtsperson in dem Verfahren sei. Frickinger sagte, rechtlich korrekt gehandelt zu haben.
In seiner Rede sagte Axel Philipp, dass sich die Gemeinde Leibertingen zu einem Drittel aus dem Anteil an der Einkommenssteuer der Menschen finanziere, die hier leben. Deshalb solle Leibertingen für Familien interessant bleiben, was gut für die Altersstruktur und die Finanzen der Gemeinde sei. Er wolle daher die ortsnahe Kinderbetretung nicht zentralisieren und den Schulstandort sichern. Die Gemeinde habe aus seiner Sicht für ein ausreichendes Angebot an Baugrundstücken zu sorgen. Die hausärztliche Versorgung will er übergemeindlich angehen.
Philipp will Lücken im Internet schließen
Wichtig ist Philipp auch das Thema Feuerwehr. Hier will er nach Lösungen für den Nachwuchsmangel suchen. Er will außerdem die Lücken bei der Internetversorgung schließen. Seine Formel lautet zusammengefasst: „Es gilt Bewährtes fortzuführen, aber immer wieder auf den Prüfstand zu stellen.“
Wie er zum Thema Windkraft in Leibertingen stehe, wird Philipp aus dem Publikum gefragt. Die Energiewende sei aus seiner Sicht richtig, entgegnete Philipp. Bezogen auf Leibertingen halte er einzelne Windräder nicht für zielführend. „Ich würde mir wünschen, dass man die Rahmenbedingungen sauber aufs Papier bringt und dann wird man sehen, wie man damit umgeht.“
Direkter Schlagabtausch
Einen direkten Schlagabtausch zwischen den beiden ernst zu nehmenden Kandidaten, Stephan Frickinger und Axel Philipp, gibt es während einer Zoom-Schalte des SÜDKURIER am Mittwoch, 3. März um 18 Uhr. Diese Online-Veranstaltung kann mit verfolgt werden und es können auch direkt Fragen an die beiden Kandidaten gestellt werden. Moderieren wird SÜDKURIER-Redakteur Manfred Dieterle-Jöchle.
Der Link zu dieser Zoom-Veranstaltung findet sich rechtzeitig vor der Online-Konferenz unter: http://sk.de/leibertingen