Buntes und fröhliches Trieben herrschte am vergangenen Wochenende auf Burg Wildenstein. Der historische Verein „Hegauritter“ mit der „Freien Reichsritterschaft Sankt Georgenschild“ aus Radolfzell veranstaltete gemeinsam mit dem Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) Baden Württemberg zum vierten Mal ein großes Mittelalter-Kulturfest in und an der Burg Wildenstein im Donautal. Wegen der Corona-Pandemie war das Fest zuletzt ausgefallen.
In der historischen Burganlage aus dem 11. Jahrhundert thront bereits seit 100 Jahren die Jugendherberge Burg Wildenstein über dem Donautal. Sie ist damit die älteste Jugendherberge im DJH Baden-Württemberg sowie die drittälteste Jugendherberge in Deutschland. Das Jubiläum wird mit einem Erlebnistag am 17. Juli gefeiert. Das vergangene Wochenende war die Burg aber in der Hand von Rittern, Burgfräuleins, edlen Herren und Damen sowie Gauklern.

Ausflügler von nah und fern
Auf den Wiesen vor dem Burgtor und im Burggraben hatten zahlreiche Gruppen, Schausteller und Handwerker ihre Zelte aufgeschlagen. Mit unterschiedlichen Waren, darunter leckere Speisen, deren Duft sich mit dem von rauchenden Lagerfeuern mischte, Kleidung, Schmuck oder Schönes aus Holz, Ton oder Metall, warteten die Händler auf dem mittelalterlichen Markt auf. Zusätzlich lockte ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm an beiden Tagen die Besucher aus der Region und darüber hinaus an. Nicht wenige Kinder und Väter führten vor allem am Sonntag ihre Mamas am Muttertag zurück in die Vergangenheit. Ausflügler aus der nahen und fernen Umgebung wollten sich das Spektakel mit Umzug, Ritterturnier, Donnerknall über der Donau, Lesungen und halbstündig stattfindender Burgführung nicht entgehen lassen. Einige kamen sogar selbst in historisch nachempfundenen Gewändern gekleidet zur Burg.
Schauen, anfassen, mitmachen, dabei hatten neben den Erwachsenen auch viele Kinder Spaß. Die jungen Besucher konnten sich unter anderem Märchen und Geschichten erzählen lassen, ausprobieren, wie sich ein Ritter in seiner Rüstung fühlt und sich in der Kunst des Bogenschießens versuchen. Am Samstagabend wurde der mittelalterliche Markt in Fackellicht und Feuerschein getaucht und es gab sogar eine spontane Lichterschau zu sehen, die nicht im Programm aufgeführt war. Ob Schmiede oder Seilerei, Folterkammer oder Ritterlager, an allen Ecken und Enden des Veranstaltungsareals gab es etwas zu entdecken und zu beobachten. Zudem ertönte mehrfach am Tag und an verschiedenen Plätzen mittelalterliche Musik. Mit dabei waren beispielsweise der „Fanfarenzug Radolfzell“, die „Altdorfer Landsknechtsfähnlein Weingarten“ und die Gruppe „Vulpes et Lepores“. Auch zarte Harfenmusik ertönte von den Mauern der Burg und lud die Vorbeigehenden zum Verweilen und Lauschen ein.

Reichsritterschaft Sankt Georgenschild belegt von 1407 bis 1440
Der Verein „Hegauritter“ hat es sich zum Ziel gesetzt die „Freie Reichsritterschaft Sankt Georgenschild“ nachzustellen, die es geschichtlich belegt zwischen 1407 bis 1440 im Hegau gegeben hat. Mit einem großen Ritterlager sind die Vereinsmitglieder auf historischen Festen, Mittelaltermärkten und Jubiläen im süddeutschen Raum unterwegs. Sie möchten damit den Menschen die Geschichte der einstigen Ritterschaft und das Leben in der spätmittelalterlichen Bodenseeregion näher bringen. Gewandungen des Adels, Trachten von Bauern und Knechten, sowie Rüstungen und Schwerter sind denen des 15. Jahrhunderts nachempfunden. Zu den Waffen des Vereins gehören neben Hellebarden und Pieken auch schon die ersten Pulverwaffen, wie die Tannenberg-Büchse, ein Kammergeschütz und Vasengeschütze. Von ihnen rührt auch der „Donnerknall über der Donau“, den es an beiden Veranstaltungsnachmittagen auf Burg hoch über dem Donaudurchbruch zu hören gab.