Seit 35 Jahren arbeitet die Meßkircherin Anita Metz als Pflegefachkraft im ambulanten Dienst der Sozialstation St. Heimerad Meßkirch. Nicht alle Pflegekräfte können den hohen Belastungen so lange standhalten wie sie. Anita Metz unterstreicht: „‚Caritas‘ ist für mich nicht in erster Linie mein Arbeitgeber oder die Hilfsorganisation, sondern vor allem meine innere Haltung.“ Anita Metz sieht es als ihren christlichen Auftrag an, zu helfen und sich für kranke und alte Menschen einzusetzen. Sofort würde die mittlerweile 56-Jährige den Beruf wieder wählen: „Die Arbeit ist sinnstiftend. Ich kann Gutes tun und anderen Hilfe und Stütze in schwierigen Lebensphasen sein. Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleiten, ob nur ein paar Tage, oder über viele Jahre. Ich bekomme so viel Vertrauen, Dank und Wertschätzung von den Menschen zurück.“
Tätigkeit ist abwechslungsreich
Die Tätigkeit von Anita Metz ist so abwechslungsreich wie die Menschen, die die Sozialstation brauchen. Mit ihren unterschiedlichsten Biografien, Lebens- und Wohnverhältnissen, gilt es in der momentanen Situation die bestmögliche Versorgung und Betreuung zu ermöglichen und die Lebensqualität in den eigenen vier Wänden so lange als möglich zu erhalten. Diese Herausforderung finde Anita Metz bei jedem Einzelnen spannend.
Endlichkeit des Lebens vor Augen
Die berufliche Auseinandersetzung mit Krankheit, Alter und Sterben fordert die Pflegefachkraft im positiven Sinn heraus, Gesundheit nicht als Selbstverständlichkeit zu sehen, das Leben nicht auf „später“ zu verschieben und sich mit der Endlichkeit des Lebens zu beschäftigen.
Einst Ordensschwestern in der Krankenpflege
Mit dem SÜDKURIER hat Anita Metz auch über die Entwicklung der Sozialstation St. Heimerad Meßkirch gesprochen. Diese Entwicklung hat Anita Metz als Chronik festgehalten. Bis in die 1970er-Jahre wurden in jeder Pfarrgemeinde entsprechend ausgebildete Ordensschwestern in der Krankenpflege, im Kindergarten, der Hauswirtschaft und in Koch- und Nähschulen eingesetzt. Die Ordensschwestern waren bei den Kirchengemeinden angestellt und verrichteten in christlichem Auftrag ihren Dienst am Nächsten. Die „Gemeindeschwester“ war bei häuslichen Unfällen oder akuter Krankheit die „erste Anlaufstelle“. Jene entschied, ob ein Arzt hinzugezogen wird. Ein zweites Einsatzfeld war die Pflege schwer pflegebedürftiger Personen. Spätestens wenn es ans „Sterben“ ging, holte man die Gemeindeschwester hinzu, erinnert sich Anita Metz.
Ambulante Krankenpflege wurde neu aufgestellt
Die Lebenserwartung stieg durch den medizinischen Fortschritt und höhere pflegerische Standards. Dadurch verlängerten sich auch Pflegezeiten der alten Menschen. Zugleich wollten immer mehr Frauen durch ihre eigene Berufstätigkeit Geld verdienen und fielen bei der Rund-um-die-Uhr-Versorgung der kranken und alten Familienmitglieder aus. Eine einzelne Gemeindeschwester konnte der Nachfrage nicht mehr gerecht werden. Der zunehmende Nachwuchsmangel bei den Ordensgemeinschaften kam hinzu. Somit musste die ambulante Krankenpflege landauf und landab neu aufgestellt werden. Dies führte zu flächendeckenden Gründungen der Kirchlichen Sozialstationen.

Sozialstation St. Heimerad seit 1977
1977 wurde die Sozialstation St. Heimerad in Meßkirch, mit Sitz im Herz-Jesu-Heim, und eine Filiale im Postgebäude in Stetten a.k.M. eingerichtet. Weiter bestand eine Kooperation mit Krauchenwies. Mit nur einem Fahrzeug, einem VW Käfer, absolvierten die Pflegekräfte am Anfang die Hausbesuche oder waren zu Fuß beziehungsweise mit dem Fahrrad unterwegs. Das Einzugsgebiet umfasste die Stadt Meßkirch und die Gemeinden Sauldorf, Leibertingen, Beuron, Schwenningen und Stetten a.k.M..
Förderverein hilft bei Finanzierung
Da Krankenkassen nur die Kosten der Behandlungspflege übernahmen, wurden die pflegerischen Aufgaben der Sozialstationen durch die Bundesländer und Landkreise finanziert. Auch die Kommunen und Kirchen beteiligten sich. Dazu gab es noch ein Förderverein der Sozialstation. Der Jahresbeitrag belief sich auf 36 Mark. Für viele Haushalte war die Mitgliedschaft im Förderverein bis zur Einführung der Pflegeversicherung 1995 eine solidarische Selbstverständlichkeit.
Nonnen prägten zunächst das Bild
Das Personal bei der Eröffnung im April 1978 bestand aus einer Ordensschwester, die im Klösterle wohnte, zwei Laienschwestern am Standort Meßkirch und einer Laienschwester in Stetten a.k.M.. In den Orten Thalheim, Leibertingen, Beuron, Schwenningen und Krauchenwies wirkten noch Gemeindeschwestern der Vinzentinerinnen aus Freiburg und Heilig-Kreuz-Schwestern von Hegne. Bis 1980 waren die Laienschwestern in der Minderheit. 1988, als Anita Metz eintrat, waren es in Meßkirch zwei Ordensschwestern, fünf Zivilschwestern, denen sechs Pkws zur Verfügung standen, in Stetten zwei Zivilschwestern mit zwei Autos.
Grundpflege war bis 1990 kostenlos
Auf den Sozialstationen Meßkirch und Stetten gehörte jeweils ein Badezimmer mit eingebauter Wanne zur Grundausstattung. Bis in die 2000er Jahre wurden vereinzelt noch Patienten mit dem Dienstwagen zum Baden auf die Station geholt, da es Haushalte gab, die keine Badewanne, Dusche, Heizung oder WC mit Wasseranschluss hatten. Krankenbetten und andere Hilfsmittel wurden nicht von den Krankenkassen gestellt, sondern von der Sozialstation angeschafft und gegen den Monatsbeitrag von fünf Mark verliehen. Die Grundpflege war bis Anfang 1990 für Patienten kostenlos.
Veränderungen durch Pflegeversicherung
1995 brachte die Einführung der Pflegeversicherung einschneidende Veränderungen. Die Nachfrage nach Pflegeleistungen stieg durch die finanziellen Leistungen der Versicherung sprunghaft an. Ende 2009 verlässt die letzte Ordensschwester, Sr. Elisabeth Walter, die von 1981 bis 2008 die Meßkircher Sozialstation leitete, die Stadt. 2020, nach über 40 Jahren in der Schlossstraße 22, zog die Sozialstation St. Heimerad in das Caritas-Zentrum in der Stockacherstraße, wo nun alle Caritas-Dienstleistungen unter einem Dach sind.