Mit Videokameras wird in dieser Woche ermittelt, wie stark die Straßen innerhalb des Planungsraums für eine neue Trasse der Bundesstraße 311 zwischen Meßkirch und Mengen durch den Verkehr belastet sind. „Im Zuge der videogestützten Erhebungen werden Verkehrsmengen und Verkehrsbeziehungen an ausgewählten Knotenpunkten und Querschnitten analysiert“, erklärt Thomas Blum auf Anfrage des SÜDKURIER. Blum ist beim Landratsamt als Projektmanager für die Planung der B 311n/B 313 verantwortlich.

Workshop für die Bürger

Die Bürgerinnen und Bürger werden im Sommer in einer öffentlichen Veranstaltung über den aktuellen Planungsstand und die vorliegenden Untersuchungsergebnisse informiert, wie das Sigmaringer Landratsamt jetzt mitteilte. Interessierte können sich in einem anschließenden Workshop über Ideen zur Weiterentwicklung bestehender Trassenvarianten austauschen. „Wir sind auf der Suche nach der bestmöglichen Trasse und wollen dazu auch Ideen und Hinweise aus der Bürgerschaft aufnehmen“, erläutert Projektmanager Thomas Blum. Grundlage für einen Austausch sind die zu dem Zeitpunkt vorliegenden Ergebnisse der Planungsraumanalyse und Informationen zu räumlich konkreteren Konfliktbereichen sowie die in der Diskussion befindlichen Trassenvarianten. Fünf Varianten gibt es bisher (siehe Grafik). Wobei Blum bisher immer darauf verwiesen hat, dass die Planungsarbeit bei Null beginne. Somit wird keine der bisherigen Varianten bevorzugt.

Besichtigung der Trassenvarianten

Bild 1: Bürger können ihre Ideen zur B 311-Planung einbringen
Bild: Jessica Steller/Ute Schönlein

Zu einem Termin nach dem Workshop können Bürgerinnen und Bürger mit den Gutachtern und Planern das Gelände der Trassenvarianten besichtigen. Im Rahmen einer Exkursion sollen Untersuchungsergebnisse wie besondere Artenvorkommen in den Gebieten, in denen eine Trasse verlaufen könnte, vorgestellt werden. „Die Bürger können mögliche Trassenverläufe vor Ort wahrnehmen, um einen Eindruck beispielsweise von Abständen zur Wohnbebauung und topographischen Gegebenheiten zu bekommen“, so Projektmanager Thomas Blum.

Bedenken aus Meßkirch-Rohrdorf

Die Bundesstraße 313 nahe des Meßkircher Ortsteils Rohrdorf.
Die Bundesstraße 313 nahe des Meßkircher Ortsteils Rohrdorf. | Bild: Günther Brender

Dieses Angebot dürfte auch für Bewohner des Meßkircher Ortsteils Rohrdorf interessant sein. Während eines Ortstermins, den es im August 2021 am Meßkircher Marktbrückle zur B 311-Planung gegeben hatte, hatte ein Einwohner aus Rohrdorf seine Bedenken geäußert. Sollte die mögliche Nordtrasse gebaut werden, würde die bestehende Lärmbelastung zunehmen, sagte er. Den Verkehrslärm würden dann vor allem die im Rohrdorfer Unterdorf lebenden Menschen abbekommen. Im Unterdorf könnte nicht mehr gelebt werden, sollte die Lärmbelastung durch die neue Straße weiter zunehmen, betonte er. Er wohne im Panoramaweg und bekomme den Lärm des Verkehrs auf der von der B 311 in Richtung Inzigkofen abzweigenden Bundesstraße 313 unmittelbar mit. Wenn er ein Fenster öffne, habe er das Gefühl, dass die Laster direkt bei ihm vorbeifahren.

Der Termin am Meßkircher Marktbrückle war im vergangenen Jahr einer von mehreren, mit denen der Öffentlichkeit das Planungsverfahren in den betroffenen Gemeinden vorgestellt wurde. Knapp 80 Menschen hatten sich auf dem Löwenplatz in Krauchenwies versammelt, um sich von Landrätin Stefanie Bürkle und Projektmanager Thomas Blum über den aktuellen Stand der Planungen zum Bau einer Umgehung der Bundesstraße 311 informieren zu lassen. Die Aussicht, dass es möglicherweise noch bis zu 20 Jahre dauern kann, dass der Verkehr, der jetzt durch Göggingen und Krauchenwies fließt, über eine neue Straße rollen könnte, betrübte einige der Anwesenden. Vor allem aus Göggingen kam die Forderung, dass jetzt schon etwas getan werden müsse. Die Landrätin wies während des Ortstermins daraufhin, dass die Gemeinde Krauchenwies bereits einen Lärmaktionsplan aufgestellt und Tempo 30-Zonen eingerichtet habe. Mehr sei zurzeit nicht möglich, sagte Stefanie Bürkle bedauernd.

Gutachten für Variantenvergleich

Um eine möglichst optimale und rechtssichere Trasse finden zu können, wird der gesamte Prüfraum im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsstudie flächendeckend untersucht, wie es in einer Mitteilung des Landratsamtes heißt. Die beauftragten Gutachterbüros erstellen eine Vielzahl der gesetzlich notwendigen Gutachten. Darin werden unter anderem die Beeinträchtigung der menschlichen Gesundheit durch Lärm und Luftschadstoffe, aber auch mögliche Entlastungswirkungen in den Blick genommen. Beeinträchtigungen von Flächennutzungen wie beispielsweise Land- und Forstwirtschaft sowie Auswirkungen auf geschützte Pflanzen und Tiere, den Wald und Lebensräume seien zu erkennen, zu bewerten und so weit wie möglich zu vermeiden oder auszugleichen. Der Untersuchungsumfang und die gewählten Methoden werden im Rahmen eines Scoping-Termins mit Fachbehörden, Kommunen, Verbänden und der Öffentlichkeit erörtert. Dieser Termin finde noch im Frühjahr statt, so das Landratsamt.

Der Beratende Begleitkreis mit den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden, den Fraktionsvorsitzenden des Kreistags, Vertretern des Regionalverbandes und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bodensee-Oberschwaben sei weiter in den Planungsprozess eingebunden. Dieser Begleitkreis nehme die Zwischenergebnisse der Gutachten im Laufe des Jahres in den Blick. Die von dem Straßenneubau tangierten Kommunen, wie etwa Meßkirch und Krauchenwies, finanzieren die Planungskosten für dieses Straßenbau-Projekt mit und haben sich damit quasi eine unmittelbare Beteiligung am Planungsprozess erkauft.

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Ab 2023 werden Trassenvarianten vergleichend bewertet

  • Verkehrsmodell für 2035: Im Rahmen einer Verkehrsuntersuchung wird im ersten Halbjahr zunächst in einem Modell die heutige verkehrliche Situation beschrieben. Das Landratsamt nennt dies den Analyse-Nullfall. Basis für dieses Modell sind die Daten der videogestützten Zählungen, die diese Woche laufen. Dann folgt, wie das Sigmaringer Landratsamt mitteilt, die Festlegung einer Prognose. Dabei wird es auch um diese Fragestellungen gehen: Werden im Jahr 2035 mehr Menschen in der Region wohnen und arbeiten und werden sie im gleichen Maße wie heute das Auto nutzen? Gibt es bis dahin neue Gewerbegebiete? Wie werden Rad-, Bus- und Schienenverkehr aufgestellt sein? Und welche neuen Straßen wird es dann geben?
  • Prognose-Nullfall: Aus dem Analyse-Nullfall wird mithilfe dieser Prognose der Prognose-Nullfall berechnet: Er sagt aus, wie groß der Straßenverkehr im Landkreis Sigmaringen – noch ohne neue B 311n/B 313 – im Jahr 2035 voraussichtlich sein wird.
  • Vergleich mit Trassen: In der zweiten Jahreshälfte legen die Gutachter den Prognose-Nullfall auf die verschiedenen Trassenvarianten für die neue B 311/B 313 um. Sie ermitteln dabei, welche Variante wie viel Verkehr aufnehmen kann. Dabei spricht man von sogenannten Planfällen.
  • Kostenschätzung: Die technische Planung arbeitet die in der Diskussion befindlichen Trassenvarianten und weitere Optimierungen der Trasse im Raum (genauen Lage, Höhenabwicklung, Querschnitte) aus und stellt Anschlüsse zu dem bestehenden Straßennetz dar. Zudem werden im Rahmen der technischen Planung Kostenschätzungen für die unterschiedlichen Varianten erstellt. Auf dieser Grundlage wird ab dem Jahr 2023 eine fundierte vergleichende Bewertung aller Trassenvarianten vorgenommen werden können. Als Ergebnis nach dieser Vorplanung steht eine Variantenempfehlung, die in den weiteren Planungsschritten vertiefend ausgearbeitet wird.
  • Weitere Informationen gibt es auf der Internet-Seite www.b311n-b313.de