Der Zweckverband Industriepark Nördlicher Bodensee hat in seiner jüngsten Sitzung dem Entwurf für die geplante Erweiterung und der Anhörung öffentlicher Belange einstimmig zugestimmt. Darin enthalten ist eine Verkehrsuntersuchung von der Bernard Gruppe in Aalen aus dem Jahr 2021, die Aufschluss über den zusätzlichen Verkehr gibt.
Deutlich mehr Fahrzeuge durch Neuansiedlungen
Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass mit der in zwei Bauabschnitten geplanten Erweiterung des Industrieparks um 37 Hektar rund 8310 Fahrzeuge täglich zusätzlich das Industriegebiet beziehungsweise die Straßen befahren werden. Davon entfallen rund 5120 Fahrzeuge auf den ersten Bauabschnitt, auf den zweiten dann 3190. Mit rund 140 Fahrten pro Hektar Bruttobauland liegt die Abschätzung laut dieser Untersuchung in einem üblichen Rahmen für Industriegebiete mit geringer Kleinteiligkeit und wenig Kundenverkehr.

Corona beeinflusst Ergebnis
Die Bernard Gruppe bezieht sich auf eine eigene Erhebung am 19. Januar 2021 sowie die Straßenverkehrszählung 2019. Die erhobenen Verkehrsdaten sind allerdings beeinflusst durch die Pandemie, denn durch Schulschließungen, Kurzarbeit und Home-Office waren zum Zeitpunkt der Erhebung mutmaßlich weniger Menschen auf der Straße unterwegs als normalerweise. Die gezählten Fahrzeuge liegen deshalb auch unter denen der Straßenverkehrszählung von 2019.
So hoch ist die Verkehrsbelastung aktuell
Konkret bedeutet dies, dass 2014 auf der Kreisstraße 2818 (in Verlängerung der Tuttlinger Straße) 8100 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden gezählt wurden, davon 2320 Schwerlastfahrzeuge. Im Januar 2021 wurden 6890 Fahrzeuge auf der Kreisstraße gezählt, davon 1960 Lastwagen. Tatsächlich realistisch wären ohne Pandemie wohl eher 10 000 Fahrzeuge gewesen, heißt es in der Verkehrsuntersuchung. Deshalb wurden die Zahlen für 2021 und die Erweiterung hochgerechnet.
Mittags ist die Belastung groß
Die nördliche Einmündung in die Bundesstraße 313 ist bekanntlich stark mit Schwerverkehr belastet. Hinzu kommen die vielen Berufspendler, die morgens in Richtung Stockach und Tuttlingen fahren und am Nachmittag wieder zurück. Vor allem in der Zeit zwischen 16 und 17 Uhr sind die Verkehrsspitzen im Berufsverkehr ausgeprägt. Morgens zwischen 7 und 8 Uhr gibt es eine leichte Verkehrsspitze in Richtung Tuttlingen und Stockach. Abends ab 16 Uhr erfolgt der Rückverkehr. Nahezu dasselbe Bild besteht an der Kreisstraße 218 (Tuttlinger Straße) auf der westlichen Rampe zur Bundesstraße 313, wobei hier weniger Lastwagen unterwegs sind.
Welche Annahmen wurden getroffen?
Das Verkehrsgutachten geht davon aus, dass die Straßen im Industriepark pro Person zwei Mal befahren werden, also zur Arbeit und wieder nach Hause. Da es sich bei den bereits angesiedelten und noch zu erwartenden Unternehmen vor allem um Betriebe im Bereich Produktion und Logistik geht, wird davon ausgegangen, dass die Mitarbeiter zu 90 Prozent anwesend sind und nicht von zu Hause aus oder im Außendienst arbeiten. Bus- und Radverkehrserschließung sind nicht als relevant bewertet, die Autos werden aufgrund des Schichtdienstes und des dezentralen Einzugsbereichs mit durchschnittlich 1,1 Personen besetzt sein.
Mehr Fahrzeuge zu Amazon, Medi-G und Kleinbetrieben
Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass zusätzlich rund 2910 Fahrzeuge künftig das Amazon-Verteilzentrum anfahren werden, davon 100 Lastwagen (Lkw). 700 Fahrzeuge (davon 300 Lkw) werden die holzverarbeitenden Betriebe anfahren und weitere 320 Fahrzeuge Medi-G, davon 20 Lkw. Auf Kleinbetriebe und eine mögliche Gastronomie würden künftig weitere 660 Fahrzeuge entfallen, wobei der Anteil der Lkw bei 20 liegen würde. Eine Tankstelle würde für ein zusätzliches Verkehrsaufkommen von 530 Fahrzeugen (inklusive 50 Lkw) sorgen. Im Bauabschnitt II kämen weitere 3190 Fahrzeug täglich hinzu.
Was könnte Entlastungen bringen?
Mit der geplanten neuen südlichen Erschließungsstraße könnten Fahrzeuge direkt in Richtung Stockach und Tuttlingen fahren. Dadurch könnten das Straßennetz im gesamten Industriepark und der Anschluss zur Bundesstraße 311 und zur Tuttlinger Straße entlastet werden. Eine weitere Entlastung könnte der Kreisverkehr bieten, der an der B 313 geplant ist. Der Gemeinderat wird sich mit dem Bebauungsplan in seiner öffentlichen Sitzung am Dienstag um 18.30 Uhr im Festsaal im Schloss beschäftigen.