Mitten durch das Geschäft von Heimo Sauter ist ein rot-weißes Absperrband gespannt. Vor diesem Band ist für die Kunden alles (fast) wie immer: Sie können sich Brillen aussuchen, sie anprobieren und sich vom Chef dabei beraten lassen. Dass der Betrieb beim Meßkircher Augenoptiker nur „fast wie immer“ abläuft, ist den Corona-Hygieneregeln geschuldet. Nur wenige Kunden dürfen in das Geschäft, es muss viel Abstand zum Personal gehalten werden und das Tragen von Masken ist Pflicht.
Schmuck- und Uhrenbereich ist derzeit abgesperrt
Hinter dem Absperrband ist allerdings gar nichts mehr, wie es vor der Pandemie einmal war. Hier darf kein Kunde zwischen den Glasvitrinen mit Schmuckstücken und Uhren flanieren, sich Ringe und Ketten aussuchen. „Für diesen Bereich gilt das Click-and-Collect-Prinzip“, schildert Chef Heimo Sauter. Wobei die Sache mit dem „Click“ nicht ganz der Realität entspricht, denn eine Homepage mit dem Angebot ist derzeit erst noch im Entstehen. Das bedeutet, dass die Kunden anderweitig – etwa über die Auslagen im Schaufenster – entscheiden müssen, was sie kaufen wollen und es dann im Laden abholen oder sich zuschicken lassen können.
Der Einkaufsbummel direkt vor Ort entfällt seit Monaten – und damit in einer Zeitspanne mit einer Reihe von Anlässen, die Geld in die Kasse eines Schmuck- und Uhrengeschäfts schwemmen, wie das Ostergeschäft, Kommunionen und das Weihnachtsgeschäft. „Für Kollegen, die ausschließlich in der Schmuck-Branche tätig sind, ist das eine bittere Pille“, bedauert Heimo Sauter.
Kontaktbeschränkungen wirken sich auf den Verkauf aus
Zusätzlich erschwert werde derzeit der Verkauf von Ringen, Ketten & Co. durch geschlossene Theater, Kinos und Restaurants. „Für zuhause kaufen sich die Kunden keine schöne, neue Uhr oder schicke Ohrringe, um sie beim Wandern zu tragen“, bringt der Geschäftsmann es auf den Punkt.
Kunden vereinbaren Termine für den Brillenkauf
Gut für ihn, dass sein Laden mit dem Optiker-Bereich ein sicheres Standbein hat. Mit den Kunden werden Termine vereinbart. „Beim Ausprobieren der Modelle trage ich zusätzlich zum Mundschutz ein Gesichtsvisier“, schildert Sauter seine Sicherheitsvorkehrungen im Umgang mit den Kunden. Alle Modelle, die im Laden berührt worden seien, würden ausgiebig desinfiziert.
Ärger über die Vorteile der Vollsortimenter
Dass Geschäfte mit Vollsortiment jene Produkte, die er nicht einmal präsentieren darf, im Laden anbieten dürfen, kann Sauter nicht verstehen. „Das ärgert mich“, bekennt er. Genauso wie das seiner Meinung nach planlose Vorgehen im Kampf gegen die Corona-Pandemie.
Modellprojekt in Tübingen findet Heimo Sauter gut
„Das Beispiel Tübingen zeigt, dass es Menschen gibt, die einen Plan haben, der sinnvoll ist. So kann Lebensqualität und Vertrauen wieder zurückkehren“, bricht er eine Lanze für das Modellprojekt in der Stadt am Neckar, bei dem Menschen mit tagesaktuellen negativen Corona-Schnelltest einkaufen gehen sowie Außen-Gastronomie und Kulturbetriebe nutzen können.

Ebenfalls mitten in der Meßkircher Innenstadt liegt das Schuhhaus Müller – ein Urgestein im Einzelhandel der Stadt mit über 140-jähriger Tradition. Dass diese Tradition nichts mit überkommenen Denkstrukturen und Geschäftsstrategien zu tun hat, beweist Chef Hermann Müller. „Schon vor der Corona-Krise haben wir auf die Digitalisierung gesetzt und viel Geld in ein gutes Online-Angebot gesteckt“, verrät der Geschäftsmann.
Spezielle Beratung ist trotz Corona im Schuhhaus erlaubt
Dies sei auch deshalb wichtig, da das Schuhhaus einen speziellen Schwerpunkt in seinem Angebot gesetzt hat: „Wir sind größter Schuh-Spezialist für breite und schmale Füße in Süddeutschland“, betont Hermann Müller. Seine Kunden, so schildert er, kämen aus einem Gebiet von Hamburg im hohen Norden bis an die Côte d‘Azur im Süden Frankreichs. Sie suchen zunächst im Internet nach dem Angebot für ihre besonders großen, schmalen oder breiten Füßen. „Die meisten dieser Kunden wissen ihre Größe und Weite und können deshalb gut aus dem Angebot aussuchen und bestellen“, meint Hermann Müller. Auf der Homepage können Modelle in allen möglichen Weiten und Längen gekauft werden.
Die Beratung und den Menschen in den Vordergrund stellen
Trotz allem hat Hermann Müller am liebsten direkten Kontakt zu seinen Kunden im Laden. „Hier kann ich die Fußvermessungen machen, auf deren Grundlage das richtige Modell ausgesucht werden kann“, sagt der Geschäftsmann. Laut Corona-Verordnung ist das Schuhhaus ein spezialisiertes Geschäft, deshalb kann für eine solche Beratung und den speziellen Schuhkauf ein Termin ausgemacht werden. „Vor allem der regionale Einzelhandel muss die Beratung und den Menschen in den Vordergrund stellen“, ist sich Hermann Müller sicher.
Mit Ideen und Konzepten der schweren Zeit trotzen
„Zu jammern und andere verantwortlich zu machen, ist nicht die Lösung“, sagt der Betriebschef. Vielmehr müssten alle lernen, mit dem Virus umzugehen – und zwar verantwortungsbewusst. „Wir müssen selbst Ideen und Konzepte entwickeln für unsere Geschäfte. Wenn wir das nicht tun, dann sind wir keine Unternehmer, sondern Unterlasser“, betont er abschließend.