Einzelhändler in Meßkirch dürfen sich freuen – und gleichzeitig ärgern. Seit Montag ist „Click and Collect“ in Baden-Württemberg erlaubt – sprich: Das Abholen von Bestellungen am Geschäft. Seit kurz vor Weihnachten war diese Praxis verboten, um Schlangen vor den Geschäften zu vermeiden.

Der Lockdown kam Mitten im Weihnachtsgeschäft

Auf den Lockdown konnten sich die Einzelhändler in Meßkirch und Umgebung nicht lange vorbereiten, innerhalb von zwei Tagen mussten sie ihr Geschäft wieder schließen – zum zweiten Mal im vergangenen Jahr. Das Weihnachtsgeschäft ist für die meisten Händler damit frühzeitig beendet worden. „Am 17. und 18. Dezember sind die Menschen noch wie verrückt gerannt und haben ihre Besorgungen gemacht, dann war Tutti“, sagt Gabriele Knappe vom Hautnah-Geschäft in der Grabenbachstraße.

Kunden reagieren verhalten und nutzen Angebot kaum

Seit Montag erlaubt die grün-schwarze Landesregierung doch das sogenannte „Click and Collect“, wobei Händler ihre Waren zur Abholung anbieten können. Bestellt werden kann online oder telefonisch, die Ware wird dann am Geschäft ausgegeben. Bezahlt wird die Ware beim Abholen. „Wir bieten diesen Service gerne an, aber es läuft relativ dünn und wird nicht sehr gut angenommen“, sagt Knappe. Die Kundschaft sei verunsichert.

Persönliche Beratung ist in Meßkirch sehr wichtig

Vielleicht liege es aber daran, dass es gerade bei ihrem Sortiment um die persönliche Beratung geht. Gabriele Knappe bietet Wäsche und Kurzwaren an. „Die Kunden wollen die Wolle anfassen“, sagt sie. Weil ihr Geschäft geschlossen ist, geht das aber nicht. Allerdings bietet sie interessierten Kunden auch an, Bilder per E-Mails und WhatsApp zu verschicken. Dennoch ist Gabriele Knappe optimistisch. „Wir bleiben positiv und hoffen, dass wir bald wieder öffnen können“, sagt sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

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Breites Sortiment ist für einige Händler ein Glücksfall

Mathias Bank, Vorsitzender der Gewerbe und Handelsvereinigung (GHV), sagt, dass in Meßkirch vor allem die Gastronomie vom harten Lockdown betroffen sei. Einige Einzelhändler hätten das Glück, dass ihr Sortiment so breit gefächert ist, dass sie ihr Geschäft öffnen dürfen und zumindest einen Teil der Waren anbieten können.

GHV-Vorsitzender bittet Bürger, Regeln einzuhalten

Aus seiner Sicht ist das größte Problem, dass sich immer noch einige Bürger nicht an die Regeln halten. Das sei leider auch in Meßkirch zu beobachten. „Das wird in meinen Augen zur Konsequenz führen, dass der Lockdown weiter verlängert wird“, sagt Bank verärgert. Dann werde die Situation noch schwieriger, denn auch die letzten Reserven seien irgendwann aufgebraucht. So individuell wie die Mitglieder der GHV sind, so individuell sei auch die Lage. Ärgerlich sei, dass die zugesagte Hilfe der Bundesregierung nicht so schnell fließt, wie versprochen oder nur zu Bruchteilen.

Thomas Trautwein bereitet bestellte Blumen im Außenbereich seines Ladengeschäftes zur Abholung durch einen Kunden auf.
Thomas Trautwein bereitet bestellte Blumen im Außenbereich seines Ladengeschäftes zur Abholung durch einen Kunden auf. | Bild: Günther Brender

Thomas Trautwein: „Blumen sind nach wie vor vorrätig“

Im Werkstattmodus befindet sich das Blumengeschäft Trautwein von Ambiente Blumen Trautwein. Blumen bestellen, egal für welchen Anlass, ist weiterhin via E-Mail, Telefon und WhatsApp möglich. Das Geschäft in der Grabenbachstraße muss geschlossen bleiben. „Die Nachfrage lässt leider sehr zu wünschen übrig“, sagt Thomas Trautwein.

Lieferservice wurde sporadisch angenommen

Bereits der Lieferservice ab dem 16. Dezember sei von den Kunden in Meßkirch nur „sehr sporadisch“ angenommen worden. „Wir bemühen uns sehr darum, eine Auswahl an Blumen vorrätig zu halten“, sagt Trautwein. Wer sich bis 12 Uhr bei Blumen Trautwein meldet, könne auch am nächsten Tag die Wunschblumen erhalten, die nicht vorrätig sind.

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Nachfrage in der Gastronomie ist ebenfalls gesunken

Auch Trautwein kritisiert, dass die Hilfen der Bundesregierung nur zäh fließen beziehungsweise nicht einmal die dafür notwendigen Antragsformulare fertig sind. In der Gastronomie wird weiterhin das Essen zum Mitnehmen angeboten. „Insgesamt ist es tatsächlich so, dass die Nachfrage etwas nachgelassen hat und es teilweise schwierig ist zu planen“, sagt Andrea Nipp vom Gasthaus Adler in Heudorf. Man biete jetzt am Wochenende Schnitzelvariationen an. Mit solchen Sonderangeboten habe man im ersten Lockdown schon gute Erfahrungen gemacht.

Mitarbeiter sind in Kurzarbeit

Nahezu alle Einzelhändler, Dienstleister und Gastronomen mussten ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Sie erhalten Kurzarbeitergeld. Aber auch die Inhaber brauchen Geld, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.