Ein wenig fühlt es sich wieder an, wie im März dieses Jahres: Für Gastronomiebetrieb gilt ein Bewirtungsverbot und lediglich Abholungen und Lieferungen sind erlaubt. Der aktuelle Teil-Lockdown, der bis 30. November gilt, trifft erneut die Gastronomie und während einige die Maßnahmen der Bundesregierung für richtig halten, sehen andere die Branche zu Unrecht bestraft. Doch was sagen die Meßkircher Gastronomen zu ihrer aktuellen Lage und wie bewerten sie die Zukunft?
Erst Ende Januar wieder Öffnung der Gaststuben?
Alessandro Ciadamidaro, Inhaber der Pizzeria „Etna“ in der Meßkircher Hauptstraße, ist im Gespräch mit dem SÜDKURIER wenig optimistisch, was eine mögliche Öffnung für gastronomische Betriebe im Dezember anbelangt, zu sehr erinnert ihn die momentane Situation an den Anfang dieses Jahres. „Es wird sich alles wieder im Zweiwochentakt nach hinten verschieben“, so Ciadamidaro, der damit rechnet erst wieder Ende Januar sein Restaurant für Gäste zu öffnen. Für ihn stünden die Maßnahmen der Regierung außerdem in keiner Relation zu dem öffentlich bekannten Infektionsrisiko in Gaststätten, das laut Studien im deutlich einstelligen Prozentbereich liege.
Lieber stärkere Kontrollen als komplette Schließung
Er habe sich an alle Auflagen des Landes gehalten und sich statt einer kompletten Schließung lieber verstärkte Kontrollen gewünscht, wobei er auch mehr Unterstützung von Seiten der Stadt erwartet hätte. Wie schon zuvor werden ebenso während dieses Lockdowns Abholungen und Lieferungen im Etna möglich sein.
Bevölkerung soll sich an die Corona-Regeln halten
Rita Moll, Chefin des Restaurants Adler-Alte Post in Meßkirch, sei zwar, wie sie selbst erklärt, „frustriert“, jedoch verstehe sie auch, vor welcher Herausforderung die Politik momentan stünde. Unter Speiselokale würden schließlich auch Kneipen mit schlechter umsetzbaren Hygienekonzepten fallen, die warmes Essen anbieten, doch wen man in dieser Situation „bevorzugen und wen benachteiligen“ will, sei äußerst prekär, erläutert die Gastronomin. So appelliere sie nur an den gesunden Menschenverstand und hoffe, dass sich die Bevölkerung zu Gunsten aller in den nächsten Wochen an die Regelungen halten wird und sie und ihre Kollegen möglichst bald wieder Gäste begrüßen dürfen.
Allerdings habe Moll in diesen schwierigen Zeiten auch eine bemerkenswerte Art der Solidarität erfahren. Mit Beginn des ersten Lockdowns im März sei die Donaubergland GmbH auf eine Gutschein-Idee gekommen, die auch bei Rita Moll sehr gut angenommen wurde. Bis nach Wattenscheid im Ruhrgebiet verkaufte sie damals Gutscheine, mit denen man zu späterem Zeitpunkt als „Ehrengast“ einkehren darf. Auch der Adler-Alte Post bietet momentan mit einer angepassten Speisekarte Gerichte zum Abholen an. Dieses Angebot werde laut Moll besonders von ihren Stammgästen wahrgenommen.

Ebenso findet Familie Bücheler vom Gasthaus Adler in Menningen ihren Weg mit ihrem Konzept „Adler to Go“ durch die Krise. Als Pilotprojekt im ersten Lockdown gestartet, wurde dieses so gut angenommen, dass sich die Familie dazu entschied auch nach erfolgreicher Wiedereröffnung das Abholangebot beizubehalten. Mit einem wechselnden Tagesessen, einer reduzierten Speisekarte à la carte und saisonalen Wochenendspecials, wie aktuell Geschmortem und Gans, schafft der Adler eine Möglichkeit, seine Gäste auch außer Haus mit hausgemachter und regionaler Küche zu versorgen (Informationen immer aktuell online verfügbar). Büchelers gehen jedoch, ebenso wie ihre Kollegen, davon aus, dass sie nur wieder öffnen dürfen, wenn die Infektionszahlen drastisch sinken, ob dies bereits im Dezember der Fall ist, ist ihn Frederik Büchelers Augen sehr fraglich.
Auch Arbeitsplätze der Zulieferer für die Gastronomie in Gefahr
Einen Blick auf das große Ganze wirft Familie Nipp, Inhaber der Gaststätte „Adler“ in Heudorf. Für sie würden mit dem erneuten Lockdown nicht nur ihre, sondern auch die Arbeitsplätze ihrer Zulieferer in Gefahr gebracht. Es stünden viel mehr Betriebe hinter der Gastronomie, als man augenscheinlich erwarte, „das ist ein richtiger Rattenschwanz“, so Michael Nipp. Doch Aufgeben kommt auch in Heudorf nicht in Frage und so schöpft die Familie aus anfänglicher Wut und Frustration nun neuen Ehrgeiz, um, neben einem regelmäßigen Abholangebot, hoffentlich in naher Zukunft wieder Gäste empfangen zu dürfen.

Mit einer weniger getrübten Stimmung geht der neu eröffnete „Kebab am Adler“ in seinen ersten Lockdown. Für Chef Firat Uslu laufe es laut eigener Aussage zurzeit gut. Sein Abholangebot werde besser denn je angenommen. So würden nahezu alle Gäste, die sonst im Haus gegessen und Sitzplätze in Anspruch genommen hätten, nun ihr Essen zum Mitnehmen abholen.
Wie auch anderswo sind die Gastonomen also frustriert über die Entscheidung der Bundesregierung, doch mit durchdachten Abholangeboten versuchen sie die schwierige Zeit der Gaststubensschließung zu überbrücken.
Regeln für Gastronomie und Handel
- Schank- und Speisegaststätten, Bars, Shisha- und Raucherlokale, Clubs sowie Kneipen aller Art müssen nach den aktuellen Vorgaben des Landes bis einschließlich 30. November geschlossen bleiben. Ausnahme gelten für Speisen zur Abholung oder Lieferung. Der Erlös aus dem Abhol- und Lieferservice wird nicht auf die Corona-Finanzhilfen des Bundes angerechnet. Das sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß vergangene Woche während einer Video-Konferenz mit von der Corona-Krise betroffenen Gastronomen.
- Die Geschäfte des Einzelhandels dürfen nach den in Baden-Württemberg derzeit geltenden Hygieneauflagen geöffnet bleiben. Maximal darf pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche ein Kunde im Laden sein, bei einer Gesamtverkaufsfläche von unter zehn Quadratmetern darf ebenfalls maximal ein Kunde im Geschäft sein. Der Zutritt muss gesteuert werden und Warteschlangen sollten vermieden werden. (dim)