„Was wir an der Grenze gesehen haben, ist richtig, richtig übel und schlimmer, als es die Bilder im Fernsehen zeigen“. Das sagt der Meßkircher Thomas Nuding, der am Samstag, gegen 6.30 Uhr, mit neun anderen Männern aus der Südukraine zurückgekommen ist. Zu zehnt waren sie am Mittwochmorgen von Mengen aufgebrochen, um Hilfsgüter aus Pfullendorf, Meßkirch und Riedlingen an die Grenze zu bringen.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Fahrt führt über Österreich, Ungarn und die Slowakei

Von Mengen aus startet die Fahrt mit fünf Fahrzeugen. Die Strecke des Hilfskonvois führt über München, Salzburg nach Ungarn. Nach einer Übernachtung in Záhony in Ungarn, zu zehnt in zwei Zimmern, kommen sie am Donnerstagmorgen an der slowakisch-ukrainische Grenze an. Ukrainische Regierungsmitarbeiter nehmen die Spendenkartons in Empfang, um sie in das Landesinnere zu bringen. Selbst wäre eine Weiterfahrt viel zu gefährlich.

Fünf Transporter aus dem Landkreis Sigmaringen machten sich vergangene Woche auf den Weg nach Osteuropa.
Fünf Transporter aus dem Landkreis Sigmaringen machten sich vergangene Woche auf den Weg nach Osteuropa. | Bild: Thomas Nuding

Zweite Fahrt in die Ukraine

Die Fahrzeuge kehren um und fahren nach Ungarn. In Ungarn wurden die vier Kleintransporter erneut mit Hilfsgütern aus einem anderen Transportfahrzeug beladen, da die slowakischen Fahrer nicht selbst in die Ukraine fahren durften. Dieses Mal wird eine andere Grenze angefahren.

Das könnte Sie auch interessieren

Ukrainer warten zwei bis drei Tage auf Ausreise

„Die Ausreisezeit an dieser Grenze beträgt für Ukrainer zwei bis drei Tage, der Stau war rund 20 Kilometer lang“, schildert Nuding seine Eindrücke. Sie fahren an den Menschen vorbei. Die Einreise wird zur Prozedur. Auf einer Strecke von fünf Kilometern erfolgt alle 500 Meter eine Kontrolle durch das ukrainische Militär, das verhindern will, dass wehrdienstfähige Ukrainer das Land verlassen. Für Männer zwischen 18 und 60 Jahren gilt ein Ausreiseverbot. Sogar in den Motorraum wird geschaut.

30 Menschen konnten in die Kleintransporter steigen. 16 Geflüchtete sind jetzt in Meßkirch untergebracht, der Rest in Mengen.
30 Menschen konnten in die Kleintransporter steigen. 16 Geflüchtete sind jetzt in Meßkirch untergebracht, der Rest in Mengen. | Bild: Thomas Nuding

Menschen übernachten in unbeheizten Zelten

Am Ende der Strecke sind die zehn Männer in einer Zeltstadt mit Versorgungszelten. „Da stehen rund 100 Zelte, zum Teil unbeheizt. Dort übernachten Kinder, Frauen und Alte. Die Zustände sind übel“, sagt Thomas Nuding. Er ist seit Jahren für die Sarah-Seenotrettung im Mittelmeer unterwegs und hat schon viel Elend und Not gesehen. Für ihn gilt es, Menschen in Not zu helfen. Egal ob aus dem Mittelmeerraum oder aus Europa. Dafür sammelt er Spenden. Die Not der Ukrainer bewegt ihn sehr: „Da stehen kleine Stöpsel, die gerade einmal stehen können. Sie zittern, weil sie so frieren“, sagt er.

Das könnte Sie auch interessieren

Helfer bringen 30 Flüchtlinge aus dem Krisengebiet mit

Nach dem zweiten Abladen fahren die Helfer in die Slowakei in ein Hotel, übernachten dort und sammeln Kraft. Über den Bekannten eines Fahrers werden sie an eine dritte Grenze gerufen. Dort nehmen sie 29 Ukrainer und einen Ägypter mit Aufenthaltsstatus in der Ukraine auf, darunter Kinder zwischen zwei und 17,5 Jahren. Wäre der junge Mann ein halbes Jahr älter, müsste er im Krieg kämpfen. Alle stammen aus der Region um Kiew. Eine Ukrainerin steigt mit zwei ihrer Kinder ein. Zwei weitere Kinder saßen in einem Flüchtlingslager 90 Kilometer entfernt fest. „Natürlich sind wir dann dort hingefahren und haben die Kinder abgeholt“.

„Menschen sind sehr dankbar“

Über zwei verschiedene Routen geht es nach Bratislava zurück und von dort nach Meßkirch und Mengen. 16 dieser Geflüchteten sind jetzt in Meßkirch untergebracht. „Die Menschen sind uns sehr dankbar“, sagt Nuding. Die Stimmung sei gelöst gewesen. Nachdem sich alle Geflüchteten von den Strapazen der Fahrt erholt haben, ist am Montagabend ein Begrüßungstreffen durch die Stadt Meßkirch.

Die Helfer aus dem Kreis Sigmaringen im Hotel in der Slowakei nach einer langen Fahrt, geprägt von Eindrücken und schlimmen Bildern von ...
Die Helfer aus dem Kreis Sigmaringen im Hotel in der Slowakei nach einer langen Fahrt, geprägt von Eindrücken und schlimmen Bildern von verzweifelten Menschen. | Bild: Thomas Nuding

Kleiderkammer und zweite Tour geplant

Im Löwen in Meßkirch soll eine Kleiderkammer eingerichtet werden, denn bald schon werden die Flüchtlinge auch Sommerkleider benötigen. Nuding will mit den anderen Helfern einen Reisebus organisieren und weitere Flüchtlinge von der Grenze an der Ukraine abholen. Derzeit werden die Möglichkeiten ausgelotet und ein Bus gesucht. Am Samstagist ein Sattelschlepper losgefahren, der die restlichen Kleiderspenden in die Ukraine bringt. Inzwischen haben die Helfer Whatsapp-Nachrichten mit Bildern aus der Ukraine erhalten. „Wir wissen, die Spenden sind direkt bei den Menschen in der Ukraine angekommen. Das war mir besonders wichtig“, sagt Nuding.