Fällt der haushaltsführende Teil der Familie infolge von Krankheit, Krankenhausaufenthalt, Unfall oder der Begleitung eines Kindes bei einem Krankenhausaufenthalt aus, brauchen Familien vorübergehend Unterstützung bei Haushaltstätigkeiten und der Versorgung der Kinder. In diesen Fällen springen Dorfhelferinnen ein. Dorfhelferinnen sind aufgrund ihrer mehrjährigen Ausbildung Fachfrauen mit Wissen über Hauswirtschaft, Landwirtschaft, Pflege und Pädagogik.

Dorfhelferinnen gibt es seit 1954. Dass dieser abwechslungsreiche Beruf auch für junge Frauen attraktiv ist, zeigt Jennifer Fahrner. Die 25-Jährige aus Langenhart entschied sich bewusst für den Beruf Dorfhelferin. Über einen Einsatz einer Dorfhelferin in ihrer Familie in Menningen während ihrer Jugendzeit kam die junge Frau in Kontakt mit einer Dorfhelferin. Bei einem Praktikum stellte Jennifer Fahrner dann fest, dass ihr die Abwechslung in den Tätigkeiten und Einsatzorten gefällt. Auf die dreijährige Hauswirtschaftsausbildung in der Heimschule Kloster Wald folgten zwei Jahre „klassische Dorfhelferinnenausbildung“ in einer Dorfhelferinnenschule in Bayern: „Dort habe ich auch das Melken von Kühen gelernt.“
Jeder Einsatz ist anders
Jede Familie ist individuell. Darauf muss sich eine Dorfhelferin einlassen. Zu ihren Tätigkeiten gehört die Zubereitung des Mittagessens, Haushaltsführung, Gartenarbeit, Hausaufgabenbetreuung und Fahrten der Kinder zu ihren Hobbies. Wenn die Bäuerin in einem landwirtschaftlichen Betrieb ausfällt, gehören auch die Landwirtschaft dazu. Dorfhelferinnen springen auch bei Klinik-und Kuraufenthalten, Risikoschwangerschaften, nach Entbindungen, Früh-und Mehrlingsgeburten, Überlastung der Familien mit schwerkranken Kindern und besonderen Notsituationen ein.

Tritt eine solche Situation ein, können sich Familien in der Region an die Einsatzleitung Nördlicher Bodensee-Heuberg wenden. Die erfahrene Dorfhelferin Sabine Mutschler ist Einsatzleiterin für die acht Stationsgebiete Krauchenwies, Meßkirch, Leibertingen, Ostrach-Illmensee, Pfullendorf, Sauldorf, Stetten a.k.M., Tuttlingen und Wald mit zwölf Dorfhelferinnen. Vier Dorfhelferinnen arbeiten Vollzeit, acht in Teilzeit. Als Dorfhelferin arbeiten auch Familienpflegerinnen und Hauswirtschafterinnen. „Wir sind für Familien in ländlichen Gebieten zuständig. Es ist keine Landwirtschaft erforderlich, um eine Dorfhelferin zu bekommen“, hebt Sabine Mutschler hervor.
Im „Regelfall“ wird der Einsatz einer Dorfhelferin oder Familienpflegerin ärztlich verordnet und von der Krankenkasse des Versicherungsnehmers genehmigt. Voraussetzung dafür ist, dass das jüngste Kind der Familie unter zwölf Jahre alt ist oder ein behindertes Familienmitglied in Haushalt lebt. Rentenversicherungsträger, die Beihilfe oder das Sozial-und Jugendamt sind weitere Kostenträger.
Große Einsätze über sechs bis acht Stunden
Jennifer Fahrner betreut als 100-Prozent-Kraft oft zwei bis drei Einsätze parallel: „Ich mag große Einsätze über sechs bis acht Stunden, bei denen es viel zu tun gibt.“ Oft haben Familien Scheu vor einem Einsatz der Dorfhelferin und den Einblick dieser in die intimste Privatsphäre. Diese Angst beschwichtigt Sabine Mutschler. Dorfhelferinnen unterliegen zum einen der Schweigepflicht, zum anderen werden die Tätigkeiten in Abstimmung mit der betreuten Familie festgelegt. „Wir wollen die Mutter nicht ersetzen, sondern die Familie unterstützen“, unterstreicht Jennifer Fahrner. Oft erkennen die Frauen erst im Nachhinein, wie positiv sich die Entlastung ausgewirkt hat.
Guter Start nach Zwillingsschwangerschaft
Nicht ausschließlich bei „schlimmen Ereignissen“ unterstützen Dorfhelferinnen Familien, sondern auch bei erfreulichen. Dorfhelferin Marion Mauz, die gelernte Hauswirtschafterin aus Hausen am Andelsbach, unterstützte Judith und Pio Sarachella aus Wald-Riedetsweiler und ihre Söhne Carlo (11) und Antonio (10) über Wochen hinweg. Die Dorfhelferin kam bereits gegen Ende der Zwillingsschwangerschaft von Judith Sarachella in die Familie. Judith Sarachella durfte nicht mehr als fünf Kilogramm heben und galt als Risikoschwangere. Nach der Entbindung der Zwillinge Felipa und Teresa Mitte September war Marion Mauz bis kurz vor Weihnachten in der Familie und erledigte die anfallenden Hausarbeiten. „So hat auch das Stillen funktioniert. Es hat uns als Familie einen guten Start verschafft“, ist Judith Sarachella über die Unterstützung froh.
In der Regel Attest vom Arzt nötig
Sabine Mutschler aus Meßkirch-Heudorf ist beim Dorfhelferinnenwerk Sölden als Einsatzleitung der Region Nördlicher Bodensee-Heuberg für acht Stationsgebiete und zwölf Dorfhelferinnen zuständig.
Wer hat Anrecht auf die Unterstützung durch eine Dorfhelferin?
Familien, in denen das jüngste Kind unter zwölf Jahre alt ist, können bei Erkrankung, Krankenhausaufenthalt, Ausfall, Unfall des haushaltsführenden Teils der Familie oder bei der Begleitung bei einem Krankenhausaufenthalt eines Kindes Unterstützung durch eine Dorfhelferin erhalten. Dorfhelferinnen übernehmen vorübergehend die Führung des Haushalts und Versorgung der Kinder.
Wer übernimmt die Kosten dafür?
Im Regelfall stellt der behandelnde Arzt ein Attest für den Einsatz einer Dorfhelferin und die empfohlene Höhe der Einsatzstunden aus. Die Krankenkasse des Versicherungsnehmers prüft den Antrag und genehmigt in der Regel den Einsatz. Weitere Kostenträger sind Rentenversicherungsträger, die Beihilfe oder das Sozial-und Jugendamt.
Fragen: Sandra HäuslerKontakt: Sabine Mutschler, Einsatzleiterin, Tel. 0 75 75/20 95 31, Mobil 01 62/7 56 79 82, oder per E-Mail sabine.mutschler@dorfhelferinnenwerk.de