Andreas Reutter führte vor den erstaunten Besuchern der Narr-Akademie aus, welche große Bedeutung die thüringischen Maskenfabriken für die Entwicklung der Masken der schwäbisch-alemannischen Fasnacht hatten. Er verglich die Abbildungen in den frühen Katalogen, die aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen, sowie die alten industriellen Masken aus jener Zeit mit Bildern heutiger Kostüme und konnte dabei einen direkten Bezug herstellen.

Bereits im Jahr 1832 gründeten Wilhelm Eilers und Christoph Mey die erste Maskenfabrik in Manebach im Thüringer Wald. Ihre ersten Aufträge erhielten sie wohl von den Nürnberger Dockenmachern (Puppenmacher), erläuterte Andreas Reutter. Auf einem Kupferstich aus dem Jahr 1698, den er zeigte, war zu sehen, dass die Puppenmacher sowohl kleine Köpfe herstellten als auch große, die auf Masken hindeuten.

Kataloge aus dem 19. Jahrhundert zeigen große Maskenvielfalt

In den Jahren 1859 und 1862 gründeten sich zwei weitere Maskenfabriken im Thüringer Wald. In Ravensburg fabrizierte die Maskenfabrik C.J. Nick ab 1852 für ganz Europa, wobei sie die Produktion im Jahr 1879 nach Sonneberg in Thüringen verlegte. Die jeweiligen Kataloge beweisen, dass es eine unglaublich große Auswahl unterschiedlichster Masken gab.

Nach dem Vortrag über die Geschichte der Masken nutzten die Besucher die Gelegenheit, um die alten Kataloge und Maskenvorbilder zu ...
Nach dem Vortrag über die Geschichte der Masken nutzten die Besucher die Gelegenheit, um die alten Kataloge und Maskenvorbilder zu begutachten. | Bild: Michelberger, Isabell

Familien stellen Masken in Heimarbeit her

Die Fabriken lieferten jedoch nicht nur in die Region der schwäbisch-alemannischen Fasnacht, sondern in die ganze Welt, führte Andreas Reutter aus. So fänden sich Riesenköpfe, Tierköpfe, Narrenbüttel, Sonne und Mond als Masken unter anderem in den USA, in Peru oder Bolivien. Hunderte von Heimarbeitern in Thüringen stellten die Textil-, Wachs-, Draht- oder Pappmaschee-Masken her. Auf alten Fotos war zu sehen, wie ganz Familien in einem Zimmer Masken fertigen.

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Handel schläft nach Gründung der DDR ein

Auf so manchen Dachböden könnten heute noch Relikte aus jener Zeit entdeckt werden, wie Reutter erzählte. Einige Jahre nach der Gründung der DDR seien noch etliche Masken exportiert worden, bis der Handel vollkommen eingeschlafen sei. Die Produktion habe dann eine hessische Firma in Hünfeld übernommen.

Katzenköpfe bereits früher weit verbreitet

Katzenköpfe habe es ebenfalls in großer Zahl gegeben, wie der Weingartener Fasnachter erläuterte. Das müsse zum einen mit den zahlreichen Katzenmusik-Kapellen in Verbindung gestanden haben, die von den Bürgern als Rügeelement eingesetzt wurden, zum anderen mit dem Narrenspruch „Horig, horig isch die Katz“.

Armin Heim ging an diesem Abend speziell auf die Meßkircher Katzenmasken sowie deren Geschichte ein und Steinmetz Roland Kleiner erzählte, wie seine Familie dazu kam, Maskenschnitzer der Zunft zu werden. Darüber wird der SÜDKURIER noch berichten.