Sicherheit wird bei Amazon großgeschrieben, deshalb hieß es beim Besuch des Verteilzentrums in Meßkirch zuerst Überzieher mit Schutzkappe über die Schuhe sowie eine Sicherheitsweste anziehen. Im Rahmen der Aktion „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ konnten 18 ausgeloste Abonnentinnen und Abonnenten den Standort des weltgrößten Online-Versenders in Meßkirch besichtigen. Erstmals hatte das Unternehmen eine Besichtigung in einem Verteilzentrum ermöglicht.

Die SÜDKURIER-Abonnentinnen und -abonnenten wurden von Steffen Adler und Nastassija Sciarappa (hinten, von links) durch den ...
Die SÜDKURIER-Abonnentinnen und -abonnenten wurden von Steffen Adler und Nastassija Sciarappa (hinten, von links) durch den Amazon-Standort Meßkirch geführt. | Bild: Heinrich Sturm

Empfangen wurde die Gruppe von Nastassija Sciarappa, die am Standort Meßkirch tagsüber die Fahrerinnen und Fahrer koordiniert, und Steffen Adler, Pressesprecher von Amazon Deutschland. Begleitet wurde die Gruppe von Manfred Dieterle-Jöchle, Leiter der Meßkircher Lokalredaktion des SÜDKURIER. Es wurde gezeigt, wie ein Amazon-Paket seinen Weg von der Ankunft im Verteilzentrum bis zum Empfänger durchläuft. Ein Mitarbeiter von Amazon aus Meßkirch könnte genauso gut in einem Verteilzentrum in Indien arbeiten, denn die Prozesse seien weltweit immer die gleichen, erläuterte Steffen Adler den Besuchern.

Größtes Verteilgebiet in Deutschland

Als die Besuchergruppe die große Halle des Verteilzentrums betritt, ist es relativ ruhig. Bereits in den Nacht- und frühen Morgenstunden haben rund 100  Beschäftigte die Pakete und Päckchen aus den Amazon-Warenlagern angenommen und für die anstehenden Touren sortiert. Mehrere 10.000 Sendungen laufen im Amazon-Standort Meßkirch pro Tag über die Verteilbänder. Nur am Sonntag wird nicht gearbeitet. Das US-amerikanische Unternehmen setzt beim Sortieren der Sendungen auf ein Computerprogramm, das sowohl den Eingang der Waren überwacht und außerdem die Touren der Zustellfahrzeuge berechnet.

Von der Möglichkeit zu fotografieren, machten die Gäste beim Besuch des Amazon-Verteilzentrums in Meßkirch rege Gebrauch. | Bild: ...
Von der Möglichkeit zu fotografieren, machten die Gäste beim Besuch des Amazon-Verteilzentrums in Meßkirch rege Gebrauch. | Bild: Heinrich Sturm

Die Frühschicht sorgt für die Bereitstellung der Sendungen für die Touren, wie Bereichsleiterin Sciarappa erklärt. Sie ist den ganzen Tag über die Ansprechpartnerin für die Fahrerinnen und Fahrer, die die Päckchen und Pakete zu den Kundinnen und Kunden bringen. „Wir haben in Meßkirch das größte Verteilgebiet in Deutschland. Es reicht von Lindau am Bodensee bis nach Esslingen und Plochingen bei Stuttgart“, schildert sie. Wenn die Fahrerinnen und Fahrer am Morgen zum Laden vorfahren, nennt sie das ein „Ballett“. Dann fahren alle 20 Minuten bis zu 40 Lieferwagen vor, um beladen zu werden. Etwa acht bis neun Wellen gibt es während des gesamten Beladungsvorgangs.

In der Nacht werden die Pakete von den Mitarbeitern des Amazon-Verteilzentrums in Meßkirch in Empfang genommen und auf die Touren sortiert.
In der Nacht werden die Pakete von den Mitarbeitern des Amazon-Verteilzentrums in Meßkirch in Empfang genommen und auf die Touren sortiert. | Bild: Heinrich Sturm

Bei der Berechnung der Touren werde über die Software auch auf die Sicherheit der Fahrer geachtet. So kann es vorkommen, dass eine Tour am Morgen die eine Seite einer Straße anfährt und auf der Rückfahrt die andere. So muss die Fahrerin oder der Fahrer die Straße nicht ständig überqueren. In der Software hinterlegen die Fahrer auch Spezifika zu den Kundenadressen – etwa, ob es einen Hund gibt oder eine Eingangstür schwer zu öffnen ist.

Die SÜDKURIER-Gruppe zeigte sich sehr interessiert. Es wurden auch kritische Fragen gestellt, die Steffen Adler alle beantwortete. Die Fahrweise mancher Lenker der Zustellfahrzeuge war etwa ein Ärgernis, das thematisiert wurde. Die Fahrer seien angehalten, nicht zu rasen, betonte Adler. Sie müssten außerdem die „Blitzer“ selber bezahlen. Unter Stress stünden die Amazon-Fahrerinnen und -Fahrer aus seiner Sicht nicht. 90 Prozent der Touren würden früher beendet als geplant, erklärte er.

„Wir wollen gute Nachbarn sein“, betonte Pressesprecher Adler. Er sagte, das Unternehmen arbeite eng mit den Kommunen zusammen, in denen sich Niederlassungen finden würden. Richtiger Adressat bei Problemen seien die kommunalen Verwaltungen. Amazon kümmere sich danach darum, das Abhilfe geschaffen werde.

„Dass alles vorgeben ist, ist typisch für amerikanische Unternehmen“, sagt Klaus Schönenberger aus Herdwangen-Schönach.
„Dass alles vorgeben ist, ist typisch für amerikanische Unternehmen“, sagt Klaus Schönenberger aus Herdwangen-Schönach. | Bild: Heinrich Sturm

Auch Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen der Amazon-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter wurden thematisiert. Steffen Adler betonte, dass das Unternehmen überdurchschnittlich hohe Löhne bezahle und wenig qualifizierten Arbeitskräften gute Aufstiegschancen biete. Aus seiner Sicht seien auch die Fahrerinnen und Fahrer, die zumeist für Subunternehmen arbeiten, ausreichend vor schlechten Arbeitsbedingungen geschützt. Die Verträge und die Zahlungen an die Subunternehmen würden ermöglichen, dass die Fahrerinnen und Fahrer so gut bezahlt würden, wie die Beschäftigten im Verteilzentrum.

Ein SÜDKURIER-Abonnent fragte nach dem Umgang mit Retouren. Soweit möglich, würden die zurückgeschickten Waren wieder in den Handel gebracht. Diese sei aber nicht in allen Fällen möglich, etwa wenn Verpackungen aufgerissen oder die Ware bereits benutzt wurde, so Steffen Adler.

Es sei eine spannende Tour gewesen, lautete am Ende der Tenor der Abonnenten dieser Zeitung.

Das Meßkircher Amazon-Verteilzentrum hat das größte Verteilgebiet in Deutschland. Er reicht von Lindau am Bodensee bis nach Esslingen ...
Das Meßkircher Amazon-Verteilzentrum hat das größte Verteilgebiet in Deutschland. Er reicht von Lindau am Bodensee bis nach Esslingen und Plochingen bei Stuttgart. | Bild: Heinrich Sturm