Das Bauvorhaben für die vierte Reinigungsstufe der Kläranlage Meßkirch ist am 16. Juli offiziell gestartet. „Es handelt sich um eine wichtige Investition in den Schutz der Ablach“, sagte Bürgermeister Arne Zwick. Zum Spatenstich trafen sich an Planung und Bau Beteiligte, Vertreter von Stadt, Landratsamt sowie Stadt- und Ortschaftsräte. Auch Hanna Stauß, Landtagskandidatin der Grünen im Kreis Sigmaringen, war dabei. Zwick durfte sogar auf dem Sitz des Baggers Platz nehmen und die große Schaufel betätigen. Die kleineren Kläranlagen in Buchheim und Thalheim werden stillgelegt und an die Kläranlage Meßkirch angeschlossen. Auch Leibertingen und Kreenheinstetten leiten Abwasser nach Meßkirch. Und so griffen Bürgermeisterin Claudette Kölzow und Bürgermeister Stephan Frickinger ebenfalls zum Spaten.
Nachdem das Planungsbüro iat aus Stuttgart die Machbarkeitsstudie erstellt hatte, konnte im Mai 2022 die Planung des Projekts beauftragt werden. „In Baden-Württemberg gibt es aktuell 33 Kläranlagen, auf denen die vierte Reinigungsstufen in Betrieb ist. Weitere 31 Anlagen sind in Baden-Württemberg geplant beziehungsweise in Bau“, sagte Andrea Rieger, Abteilungsleiterin Planung und Bau bei iat, gegenüber dem SÜDKURIER. Das Land Baden-Württemberg sei führend, was die Spurenstoffelimination angeht. Mit den drei herkömmlichen Reinigungsprozessen – mechanisch, biologische und chemisch – können Spurenstoffe nicht ausreichend eliminiert werden.
Granulierte Aktivkohle als Filter
Eine Vorreiterrrolle im Landkreis Sigmaringen nimmt nun Meßkirch ein. Die zwischen Menningen und Göggingen gelegene Kläranlage wird die erste im Landkreis Sigmaringen mit vierter Reinigungsstufe sein. In den Kläranlagen in Emmingen-Liptingen und in Fridingen, beide im Landkreis Tuttlingen, wird die spezielle Filtertechnik zur Spurenstoffbeseitigung bereits eingesetzt. Der Filtration mit granulierter Aktivkohle – sie reinigt 90 Liter Wasser pro Sekunde – wird eine Tuchfiltration vorgeschaltet sein.

Beitrag zum Gewässerschutz
Der Seltenbach in Emmingen-Liptingen fließt in die Donau, Fridingen liegt direkt an der Donau – und durch Meßkirch fließt die in die Donau mündende Ablach. Die vierte Reinigungsstufe dient dazu, die Belastung der Bäche, Flüsse und Seen sowie des Grund- und damit Trinkwassers mit Spurenstoffen zu verringern. Schon in sehr geringen Konzentrationen können sich solche solche Stoffe nachteilig auf Fische, Muscheln oder Schnecken auswirken. Zu den Spurenstoffen zählen laut Umweltministerium beispielsweise Arzneimittelwirkstoffe, Röntgenkontrastmittel, Duftstoffe in Körperpflege- und Reinigungsmitteln, Biozide, Flammschutzmittel, perfluorierte Chemikalien (PFC) sowie Stoffe mit hormonähnlichen Wirkungen. Diclofenac aus Schmerzmitteln, Östrogen aus der Antibabypille und andere Medikamentenrückstände gelangen vor allem über menschliche Ausscheidungen ins Wasser, erklärt Rieger. Das ist ein Grund, warum nicht mehr benötigte, abgelaufene Medikamente auch nicht in der Toilette, sondern im Restmüll entsorgt werden sollten.
80 Prozent fördert das Land
Als erster Schritt wird nun auf der Kläranlage das Gebäude für die vierte Reinigungsstufe errichtet. Den Auftrag für die Erd- und Stahlbetonarbeiten hat das Bauunternehmen Georg Reisch erhalten. In das Gebäude wird dann die Filtrationsanlage eingebaut. Die Ausschreibungen und Vergaben stehen hier noch aus. Gemäß Planung liegen die Kosten für die vierten Reinigungsstufe für die Kläranlage Meßkirch bei rund 6,5 Millionen Euro. Insgesamt gibt es für die Maßnahme eine Förderung des Landes in Höhe von zirka 4,4 Millionen. Neben dem regulären Fördersatz wird die Installation der zusätzlichen Reinigungsstufe aktuell noch zusätzlich gefördert, sodass Meßkirch sich über eine Kostenübernahme von 80 Prozent freuen kann.
Zwick stellte bei seiner Ansprache anlässlich des Spatenstichs fest, dass die Kläranlage ein Vorzeigebetrieb der Stadt sei. Sie produziert über Photovoltaik eigenen Storm und heizt die Betriebsgebäude mit Faulgas. Auch das neue Gebäude wird mit PV belegt.