Ein ausgeprägter Kenner des alemannischen Dialekts ist der ehemalige Stockacher Narrenrichter Karl Bosch. Beim Mundartabend des Bildungswerkes Meßkirch im Herz-Jesu-Heim gab er „in der Stadt, wo Charly Sauter herkam“ Einblicke in die Lebensgeschichten des bekannten Meßkircher Heimatdichters Charly Sauter und des Singener Mundartdichters Walter Fröhlich. Bosch trug wortgewandt, wie man ihn vom Stockacher Narrengericht kennt, die Gedichte und Texte der beiden Mundartdichter vor. Während Charly Sauter in Stockach eher unbekannt ist, ist Walter Fröhlich wegen seiner Glossen als „Wafrö“ bekannt.
Charly Sauter: Urgestein der Meßkircher Fasnet
In Meßkirch wiederum ist Charly Sauter ein Urgestein der Meßkircher Fasnet, aus seiner Feder stammt der Text des Meßkircher Katzenmarsches. Er sei mit den beiden Mundartdichtern befreundet gewesen, auch über die Fasnet über den Langensteiner Kreis, erklärt Karl Bosch. „Ich fand es schön, weil Karl Bosch das auch richtig schön zelebriert“, freute sich Charly Sauters Sohn Heimrad über die Veranstaltung. Er unterstrich mit großformatigen Bildern per Beamer die Ausführungen Boschs.
Karl Bosch liest Mundart vor
2010 untersuchte Karl Bosch, ob die Wörter aus dem alemannischen bei de‘ Leut‘ no‘ bekannt sind. Seit 2010 hält er jährlich einen Mundartvortrag mit verschiedenen Themen und Autoren. Rund 30 Freunde der Mundart hatten sich im Herz-Jesu-Heim eingefunden, wurden durch die unterhaltsamen Gedichte vielfach zum Schmunzeln angeregt, raunten oder vervollständigten die Verse unisono im Chor. Bosch erklärte, dass Karl Georg „Charly“ Sauter, der 2007 verstorben ist, der nördlichste Vertreter der bodenseealemannischen Mundartdichter gewesen sei.

Wer war Charly Sauter?
Am Schmotzigen Dunnschdig 1922 geboren, schrieb er bereits als junger Mann Gedichte. Als er als Soldat in den Zweiten Weltkrieg eingezogen wurde, wurde er für seine Beiträge mit dem Kriegsverdienstkreuz für Humor an der Front ausgezeichnet. „Das ist extraordinär“, so Bosch. Sauter gehörte zum Wildensteinkreis und wie Fröhlich zum Langensteiner Kreis für Fasnetsforschung, der Muettersproch-Gsellschaft Singen. Der Meßkircher Uhrmacher und Dialektdichter Karl Georg „Charly“ Sauter (24. Februar 1922 bis 28. Juni 2007) war Heimatforscher und Fasnachter. Aus seiner Feder stammt der Text des Meßkircher Katzenmarsches. Sein Buch „Uffm Wäeg“ enthielt alemannische Gedichte. 2006 gaben Heimrad und Ulrike Sauter Gedichte, die ihr Vater zwischen 1980 und 1995 geschrieben hatte, unter dem Titel „Uffm Wäeg 2“ heraus.
Heimatforscher und Dichter
Als Heimatforscher hatte Charly Sauter herausgefunden, dass der Heilige Heimrad 965 in Meßkirch geboren wurde. Sauter widmete auch ein Gedicht den „Meßkircher Genies und Meßkircher Genieluft“, „wo es meh G‘scheide gibt als anderswo“. Auch über seine Muttersproch schrieb er: „Meßkircherisch“ schrieb Sauter „i hör di gern, i schwätz di gern, seit mei‘m ersta Lalla“. Sauter sei ein sehr vielseitig begabter und interessierter Mensch gewesen, dichtete Lieder und Gedichte in vielfältiger Form. Ein unterhaltsames Gedicht über eine ereignisreiche Segelpartie brachte die Zuhörer mehrfach zum Lachen. Sauters Freund Lothar Rohrer hatte die Gedichte illustriert.
Walter Fröhlich war im ganzen Hegau bekannt
Als zweitem Heimatdichter widmete sich Bosch Walter Fröhlich, der am 9. Januar 1927 in Radolfzell geboren wurde und von 1952 bis 2013 in Singen gelebt hat. „Als Schriftsteller, Dichter Musiker war Fröhlich im ganzen Hegau und darüber hinaus bekannt“, schilderte Karl Bosch Fröhlichs literarische Laufbahn. Er war unter anderem Mundartpoet und Schauspieler, unter anderem Narrenspiegeltexter und Schöpfer der Singener Fasnetslieder. Der Journalist, Mundartautor Kabarettist und Kolumnist Walter Fröhlich, veröffentlichte unter seinem Kürzel „Wafrö“ und unter dem Pseudonym Urban Klingele Texte und Glossen. Er war am 9. Januar 1927 in Radolfzell geboren worden und lebte bis zu seinem Tod am 7. November 2013 in Singen. Fröhlich war wie Charly Sauter ein engagierter Fastnachter. Beide wurden mit dem Alefanz-Orden der Langensteiner Cumpaney beziehungsweise des Fasnachtsmuseums ausgezeichnet.
Alemannisch für Anfänger
Karl Bosch erzählte: „Ein Clown ist Walter Fröhlich nie gewesen, obwohl er die Menschen zum Lachen brachte.“ Am Beginn Fröhlichs Schaffen stand zunächst „Alemannisch für Anfänger“, eine Übersetzung der wichtigsten Begriffe ins Schriftdeutsche. „Bei ihm mussten die Zuhörer immer das Hirn einschalten“, so Bosch. Seine Texte beschäftigten sich mit der heutigen Jugend und ihrer Sproch‘, Kunst und Kultur, Politik und dem Älterwerden, aber auch mit den Schwierigkeiten beim Mundartlesen. Seine Geschichte vom Heiligen Antonius brachte die Zuhörer zum Lachen. Zum Schluss schloss Karl Bosch wieder den Kreis zu Meßkirch, indem er einen Auszug aus Walter Fröhlichs Büttenrede „Lothars Himmelfahrt“ vortrug, ein Nachruf auf den Maler und Alefanz Lothar Rohrer.