Nach positiven Signalen aus dem Stuttgarter Verkehrsministerium zur Ablachtalbahn steht für Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick jetzt als nächster Schritt eine Machbarkeitsstudie auf der Agenda. Diese werde aber wahrscheinlich zweigeteilt sein. Denn während auf dem Streckenabschnitt zwischen Stockach und Mengen relativ schnell ein Stundentakt für Personenzüge möglich wäre, ist ein solcher auf dem Abschnitt zwischen Krauchenwies und Sigmaringen erst viel später möglich. Es gibt hier zwar noch die offen gehaltene Trasse der einstigen Bahnstrecke, aber keine Gleise mehr. „Das ist noch zu visionär,“ sagte Zwick in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER auf die Frage nach einem möglichen Zeitpunkt, wann nach seiner Einschätzung die ersten Personenzüge auf der Ablachtalbahn fahren könnten.
Signale weiterer Gemeinden zu einer Beteiligung
Nach den aus seiner Sicht sehr positiven Signalen aus dem Stuttgarter Ministerium geht Arne Zwick davon aus, dass Gemeinderäte weiterer Anliegerkommunen die Reaktivierung der Ablachtalbahn zu ihrem Thema machen würden. Erste Signale in diese Richtung habe es schon gegeben, sagte Zwick, ohne weiter ins Detail gehen zu wollen. Bisher haben sich die Gemeinderäte von Meßkirch und Sauldorf jeweils einstimmig dafür ausgesprochen, die Strecke zu kaufen und einen Zugverkehr zu ermöglichen. Während der Präsentation eines Gutachtens zu stillgelegten Bahnstrecken sprach Landesverkehrsminister Winfried Hermann davon, dass die Zuschusssituation für die Wiederbelebung solcher Strecken derzeit so günstig wie nie sei.
Haltestelle nahe des Schulzentrums

Mit der Studie, die durch das Stuttgarter Ministerium vorgestellt wurde, ist das Potenzial an Fahrgästen für 42 stillgelegte Bahnstrecken in ganz Baden-Württemberg ermittelt worden. Dabei wurde vor allem in den Blick genommen, wie viele Schüler diese Verbindungen nutzen würden, wenn auf diesen Strecken im Stundentakt wieder Personenzüge fahren würden. Aufgrund dieser Prognosen wurde die Ablachtalbahn in die mittlere Gruppe von dreien einsortiert. Dies bedeutet, dass es zum einen eine Förderung von Bund und Land in Höhe von rund 96 Prozent gibt, was Investitionen in die Strecke anlangt. Und zum anderen würde das Land den Einsatz der Züge auf dieser Strecke bezahlen. Meßkirchs Bürgermeister weiß aus jüngeren Erhebungen zu Pendler- und Schülerströmen, dass es eine große Zahl an Schülern gibt, die an der Strecke der Ablachtalbahn wohnen und das Meßkircher Schulzentrum besuchen. Klar ist für ihn, dass bei einem regelmäßigen Personenverkehr auf der Ablachtalbahn eine Haltestelle nahe des Schulzentrums nötig ist. Dieser könnte an der Feuerbachstraße liegen, von dort aus könnten die Schüler, am Jahnstadion vorbei, leicht zum Schulzentrum gelangen. Daneben müsste es, so Zwick, eine weitere Haltestelle beim ehemaligen Bahnhof und eine im Ortsteil Menningen geben, der direkt an dieser Bahnstrecke liegt.
Neuer Bahnübergang kommt
Mit der möglichen Wiederinbetriebnahme eines regelmäßigen Zugverkehrs auf der Strecke der Ablachtalbahn wird die Stadt jetzt auch den Bau eines Bahnübergangs zum ehemaligen Bahnhofsareal mit seinen Discountern angehen. Genehmigt ist dessen Bau bereits. Nun müsse noch ein Planfeststellungsverfahren folgen und die Finanzierung müsse im kommunalen Haushalt gesichert sein. Realistisch sei, das 2021 mit den Planungen begonnen und das Projekt im Finanzetat der Stadt für 2022 verankert werde, so Zwick.
Biberschäden werden angegangen
Bereits 2021 sollen die ersten Personenzüge auf der Ablachtalbahn rollen. Diese werden nur zu touristischen Zwecken und an Wochenenden fahren. Damit diese Züge fahren können, müssen Biberschäden an der Bahnstrecke bei Sauldorf beseitigt werden. Mit dem Biberbeauftragten sei dies besprochen, so Zwick.
Positive Stimmen zu Landesaussagen
Neben der grünen Landtagsabgeordneten Andrea-Bogner-Unden meldet sich auch die Initative Bodensee-S-Bahn zum Gutachten des Landes zu Wort:
„Das ist ein starkes Signal für die Ablachtalbahn“, freut sich Bogner-Unden über das Ergebnis der landesweiten Potenzialanalyse. „Jetzt liegt es an den Kommunen, die Chance zu nutzen und das Projekt einer Reaktivierung der Ablachtalbahn zu pushen. Die Gemeinden Meßkirch und Sauldorf haben hier bereits den ersten wichtigen Schritt getan,“ sagt sie.
Die erfolgreiche Einstufung der Ablachtalbahn sei auch dem mutigen und visionären Wirken der Verantwortlichen entlang der Strecke zu verdanken, allen voran die Bürgermeister Arne Zwick (Meßkirch) und Wolfgang Sigrist (Sauldorf) und die Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden, teilt die Initiative Bodensee-S-Bahn (IBSB) mit. Für die Ablachtalbahn stehe nun mittelfristig die Befahrung mit Regionalbahnen zwischen Radolfzell-Stockach-Mengen/Sigmaringen (Verlängerung “Seehäsle„) und überregionalen IRE von Ulm via Ablachtalbahn nach Basel/Zürich als Möglichkeit im Raum. Von großer Bedeutung sei, dass die ehemalige Zweigstrecke Krauchenwies-Sigmaringen – hier gibt es allerdings nur noch die Trasse – auch untersucht wurde. Dies sei von der IBSB vorgeschlagen worden. So könne auf der Ablachtalbahn ein hohes Fahrgastpotenzial von 2480 „Einsteigern“ pro Tag prognostiziert werden.