Chromoberflächen begleiten uns im Alltag überall, sei es der Schubladengriff in der Küche, der Getränkehalter im Auto oder die Hülse vom Lippenstift. Bei der galvanischen Verchromung werden dem Prozess Chrom-VI-Verbindungen hinzugegeben. Diese sind umweltschädlich und krebserregend. Sie stehen zum Beispiel im Verdacht, Lungenkrebs zu begünstigen.
Die EU erlaubt keine neuen Galvanik-Fertigungen mehr, nur Bestandsfirmen dürfen weiter produzieren. In Neuwagen ist Chrom seit diesem Jahr verboten. Aber: „Wir haben zusammen mit dem Schweizer Lackhersteller Berlac eine umweltfreundliche Alternative zum Galvanisieren entwickelt“, berichtet die die Geschäftsführerin der Firma Bix aus Meßkirch, Susanne Bix.
Ein „hidden champion“
Das Business-Development-Team, dem Technologen, Programmierer, Wirtschaftsingenieure, Chemiker und Vertriebler (“Sie haben das Ohr am Kunden“) angehören, sei kontinuierlich damit befasst, Innovationen oder Verbesserungen zu entwickeln. Mit der Chromeffektlackierung ist ein echter Coup gelungen. Die Dekorverchromung zur Verschönerung von Spritzgussteilen aus Kunststoff oder Rezyklaten macht die Firma zu einem „hidden champion“.

10 Millionen Euro investiert
„Bei uns wurde die komplette Anlagetechnik für die Applikation entwickelt. Das war nicht einfach, aber wir haben sehr viel Lackier-Know how“, so Bix. Bevor der erste Auftrag sicher war, habe das Unternehmen 10 Millionen Euro in die Hand genommen. „Wir waren total davon überzeugt.“ Von den 17 Lackieranlagen bei Bix können fünf für die Chromeffektlackierung genutzt werden. Zum Patent hat Bix sie nicht angemeldet. „Die große Industrie will sich nicht von uns alleine abhängig machen“, erklärt die Geschäftsführerin.
Extrem dünne Aluplättchen
Der Lack wird in drei Schichten aufgesprüht. Zuerst kommt auf das Produkt ein schwarzer Hochglanzlack. Eine mittlere Schicht sorgt für den matten Chromeffekt. Hier liegen winzige Aluminiumplättchen glatt und eng nebeneinander. Die Schichtdicke beträgt drei My. Das ist extrem dünn. Ein menschliches Haar hat 50 bis 100 My Durchmesser. Zum Schluss wird ein transparenter Lack aufgetragen.
Von Maybach bis McLaren

Mit der Chromeffekt-Oberflächenveredelung hat sich Bix auf dem Weltmarkt etabliert und Maßstäbe gesetzt. Produkte aus Meßkirch finden sich in Luxusfahrzeugen wie Maybach, Lamborghini, Porsche, Bentley, Mercedes, Audi oder McLaren wieder. Dazu gehören Luftausströmer, Griffe, Tasten und Logos. Auch Cremetiegel für Premium-Kosmetik und Badarmaturen werden bei Bix mit Chromeffektlack beschichtet. „Die Hersteller wollen hohe Qualität und sind auch bereit, entsprechend dafür zu zahlen.“ Susanne Bix demonstriert am Markenzeichen „911 Carrera“ einen weiteren Vorteil gegenüber galvanischem Echtchrom. „Das Teil ist flexibel, hier splittert nichts ab. Unsere Produkte sind nickelfrei und in allen Farbtönen realisierbar. Außerdem verbrauchen wir beim Lackieren gegenüber der herkömmlichen Galvanik weniger Energie und Wasser.“