Im Rahmenprogramm zu der Feierwoche „50 Jahre Abitur“ hielt mit Professor Dr. Achim J. Lilienthal ein weiterer ehemaliger Schüler des Meßkircher Martin-Heidegger-Gymnasiums (MHG) einen Vortrag. Er sprach unter einer originellen und vielversprechenden Überschrift über „Handball, Clusterphysik, riechende Roboter und künstliche Intelligenz“. Die Veranstaltung, zu der überraschend viele Leute gekommen waren, begann mit 40-minütiger Verspätung, weil der Beamer streikte. Paradox: Auch der Professor, der sich mit Robotern, Informatik und Künstlicher Intelligenz auskennt, konnte das Gerät zunächst nicht bändigen. Oberstudiendirektor Andelfinger und Uta Mahler-Kraus (vom Freundes- und Förderverein des MHG) begrüßten den Gast.
Werdegang nach dem Abitur
Lilienthals Ausführungen folgten dem Untertitel des Vortrags: „Wie alles zusammenhängt und wie Meßkirch und das Martin-Heidegger-Gymnasium dich auf die Welt vorbereiten“: Nach Kindheit in Bichtlingen und Meßkirch legte er 1990 das Abitur ab, absolvierte er den Zivildienst im Altersheim, studierte Physik in Konstanz (1993 Bachelor of Science mit einer Arbeit über Clusterphysik, 1998 Master of Science), daneben 1991 bis 1997 semiprofessioneller Handballspieler, ab 1999 in Tübingen (2004 Promotion), daneben in der Industrie tätig, 2005 bis 2012 Assistent an der Örebro-Universität, Schweden, ab 2012 Dozent, ab 2013 Professor und Leiter des Mobile Robotics and Olfaction (MRO) Lab dort, wobei „Olfaction“ mit „Wissenschaft vom Riechen und Schmecken“ übersetzt werden kann.
Teamleiter in Schweden
Schwerpunkte des von ihm geleiteten Teams und seiner vielen Veröffentlichungen sind mobile, autonome und riechende Roboter, lernende Maschinen, die Kommunikation von Mensch und Roboter und die Eye Tracking Technologie im Rahmen der Künstlichen Intelligenz (das Feedback mit eigenen Augen, das zunehmend in der Lehrerbildung eingesetzt wird). Daneben betreut er derzeit zehn Doktoranden aus verschiedenen Ländern.
Gasexplosion machte Eindruck
Immer wieder verband er Kindheits- und Jugenderinnerungen mit seinen wissenschaftlichen und praktischen Untersuchungen und Konstruktionen. So führte ihn der große Eindruck, den eine Gasexplosion mit Zerstörung eines ganzen Hauses auf ihn als kleinen Jungen machte, zur Beschäftigung, Erfindung und Verbesserung von autonomen Transportrobotern und von mobilen riechenden Robotern, die austretendes Gas „erschnüffeln“ und vor einer möglichen Katastrophe warnen oder die zum Lokalisieren von Brandherden in brennende Gebäude geschickt werden, um Feuerwehrmänner nicht zu gefährden, oder die heute auf stillgelegten Mülldeponien unerwünschte Methanlecks ausfindig machen.
Anregende und fördernde Schulfächer
Einen eigenen Abschnitt widmete Lilienthal der Künstlichen Intelligenz und ihrer Anwendung in Pädagogik und Didaktik. Zusammenfassend führte er aus, wie bestimmte Schulfächer (Mathematik, Physik, Deutsch, Englisch, Geschichte) und das Handballspiel (Disziplin und Teamwork) ihn angeregt und gefördert haben, zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit Menschen aus vielen verschiedenen Kulturen. Und dass er Wissenschaft und praktische Umsetzung und Anwendung verbindet, wozu ihm die schon früh geknüpften Verbindungen zur Industrie und zu Finanzierern hilfreich sind. Überaus reicher Beifall dankte ihm. Und von der Möglichkeit, Fragen zu stellen, wurde reger Gebrauch gemacht.