Die Spätfolgen von Corona, der Krieg in der Ukraine und die allgemeine Unsicherheit am Markt hinterlassen in fast jeder Branche ihre Spuren. Auch vielen Häuslebauern könnte ein hartes Jahr bevorzustehen. Denn neben den stetig steigenden Grundstückspreisen, wird ebenso das Bauen durch gestiegene Energiepreise, Lieferengpässe, erhöhten Mindestlohn und neue Energievorschriften noch einmal eine deutliche Preissteigerung erfahren. Wer 2021 sein Haus gebaut oder renoviert hat, musste dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, erhöhten sich die Preise für Baustoffe im Durchschnitt so stark wie noch nie seit der Erhebung im Jahr 1949.
Teuerungsrate von 77,3 Prozent
An der Spitze steht dabei Konstruktionsvollholz mit einer Teuerungsrate von 77,3 Prozent. Das sind etwa die Holzbalken, die für Möbel, Gartenhäuser und Fachwerkhäuser eingesetzt werden. Dachlatten stiegen um 65,1 Prozent im Preis, Bauholz um insgesamt 61,4 Prozent. Betonstahl kostete am Jahresende 2020 53 Prozent mehr als im Vorjahr, geht aus der Statistik hervor. Während es sich hierbei bereits um verarbeitete Produkte handelt, erhöhten auch die gestiegenen Rohstoffkosten direkt die Baukosten. Kupfer, Bitumen und Epoxidharz sind ebenfalls deutlich teurer geworden.
Lieferengpässe im Kreis

Wie Patricia Baumann, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Sigmaringen, dem SÜDKURIER gegenüber mitteilte, würden die Betriebe im Kreis von Lieferschwierigkeiten, verlängerten Lieferzeiten und einer Limitierung der bestellbaren Menge berichten. Als besonders heikel könnte sich hierbei die Lieferung von Stahl fürs Betonieren ab Sommer erweisen.
Vermehrt sogenannte „Stoffpreisgleitklauseln“
So hätten deutsche Hersteller bereits angekündigt, die Produktion herunterzufahren oder vorerst sogar ganz einzustellen – eine Reaktion auf die zum Teil auf dem Markt nicht mehr vorhandenen Rohstoffe und die teurer gewordene, energieaufwändige Produktion. Aufgrund der aktuell unsicheren Zukunftsaussichten würden Betriebe bei Neuverträgen wohl nun vermehrt sogenannte „Stoffpreisgleitklauseln“ anwenden. Dadurch könne der Betrieb bei stark steigenden Materialpreisen einen Anspruch auf Ausgleich der Materialkosten vom Kunden erheben, erklärt Baumann.
Zum Teil nicht mehr lieferbar

Auch auf dem Holzmarkt herrscht nach wie vor eine angespannte Lage. So hat Stefan Braunschweig, Chef der Schreinerei Braunschweig aus Rohrdorf, nach eigenen Angaben bisher mögliche Engpässe durch gute Lagerlogistik vermeiden können. Allerdings sei auch sein Betrieb von den Preissteigerungen betroffen. Bis zu 200 Prozent an Steigerungen habe er bereits vor dem Krieg in der Ukraine verzeichnet. Durch diese Krise gebe es stellenweise sogar schlicht kein Material mehr, als Beispiel nannte der Schreiner hier die Sibirische Lärche. In naher Zukunft scheint sich die Situation auch noch nicht zu entspannen, im Gegenteil, für April seien schon wieder Preisanhebungen zwischen 13 und 60 Prozent angekündigt, „die Logistikkosten bei den momentanen Energiepreisen sind da noch außen vor“, berichtet Braunschweig.
Preissteigerungen um 40 Prozent
Richard Dreher aus Meßkirch stellt in seinem Sanitär- und Elektrobetrieb ebenfalls eine ausnahmslose Preissteigerung von bis zu 40 Prozent zum Vorjahr fest. Durch ein gut gefülltes Lager könne er die aktuellen Lieferschwierigkeiten aber noch gut abfedern. Ganz aktuell habe er 18 neue Heizkessel bestellt, die erst in der zweiten Jahreshälfte geliefert werden. Verkauft seien die Kessel zwar noch nicht, man wolle sich aber auf mögliche weitere Engpässe vorbereiten, so Dreher. Trotz der gestiegenen Preise kann er jedoch keinen Rückgang in seinen Auftragsbüchern verzeichnen. „Die Kundschaft schnauft zwar über die Preise,“ erzählt der Handwerker im Gespräch mit dieser Zeitung, doch gekauft werde derzeit nach wie vor.
Verzögerungen bei Aufträgen

Wie Richard Dreher hat auch Stefan Stoll, Geschäftsführer des Fensterbauunternehmens Stoll aus Meßkirch, mit Lieferengpässen zu kämpfen. Besonders betroffen seien Kunststofffenster und Güter aus dem Alubereich. Ein Folge seien bereits jetzt Verzögerungen in der Bearbeitung von Aufträgen, so Stoll. Preissteigerungen stelle selbstverständlich auch er vom Holz bis zum Kunststoff fest, diese betragen bei ihm im Schnitt 18 Prozent zum Vorjahr. Die aktuelle Situation mache es seinem Betrieb fast nicht mehr möglich Aufträge mit Fixpreisgarantie zu vereinbaren – zu angespannt sei die Lage am Markt.
Aufgrund der oben genannten gestiegenen Bau- und Energiekosten stehen viele zukünftige Bauherren nun vor der schweren Frage, wie es um ihre geplante Finanzierung steht. Inwieweit könnten die Zinsen für Kredite weiter steigen oder sollte mit dem Bauvorhaben vielleicht sogar gewartet werden?
Zinssteigerung auf 1,75 Prozent?
Wie der Regionaldirektor der Sparkasse Meßkirch, Martin Henkenius, berichtet, ist der Zins für zehnjähriges Baugeld seit Dezember vergangenen Jahres von einem Prozent auf aktuell etwa 1,5 Prozent gestiegen. Für ein 100 000 Euro Darlehen bedeutet das eine Verteuerung der Zinskosten von etwa 42 Euro pro Monat.

Markus Herz, Vorstand der Volksbank Meßkirch, macht für die Erhöhung der Zinsen die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), ihr Anleihekaufprogramm zu reduzieren, in der zweiten Jahreshälfte die Zinsen anzuheben und nicht zuletzt den Ukrainekrieg verantwortlich. Allerdings halte er eine weitere deutliche Zinssteigerung für eher unwahrscheinlich, „da man in der aktuellen Situation weder die Unternehmen noch die Staaten mit stark steigenden Zinsen belasten will“, erklärt Herz. Henkenius sieht indes durchaus Potential nach oben, so gebe es Prognosen, die zeigen, dass in den nächsten Monaten eine Steigerung auf 1,75 Prozent wahrscheinlich ist. „Wir gehen davon aus, dass die Zeiten sehr niedriger Baufinanzierungszinsen vorbei sind“, so Henkenius.

Das heißt es zur Finanzierung
Sowohl Henkenius wie auch Herz raten zu zehnjährigen Zinsbindungen und dazu, sich frühzeitig einen Überblick über die eigenen Finanzen zu schaffen. Zehn Prozent, besser 20 Prozent an Eigenkapital seien empfehlenswert und nicht mehr als 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens sollten für die Finanzierung verwendet werden, so Henkenius. Zum Aufbau des Eigenkapitals empfiehlt Herz außerdem das sogenannte „Probebauen“, in dem man „die Differenz zwischen aktueller Miete und der in der Regel höheren Belastung aus der resultierenden Darlehensbelastung monatlich anspart“. Als „Blick in die Glaskugel“ bewertet Henkenius abschließend die Aussichten für in der Zukunft liegende Bauvorhaben. Der Wunsch nach dem Eigenheim für den „Ottonormalverbraucher“ könnte also schwerer erreichbar werden.