Die Zukunft der Alno hat sich zu einem Wirtschaftskrimi ungeahnten Ausmaßes entwickelt, dessen Winkelzüge für neutrale Beobachter nicht zu durchschauen, geschweige denn, vorherzusagen sind. Die Wirtschaftspresse verfolgt fasziniert das Ränke- und Possenspiel, und der Belegschaft bleibt nur die Zuschauerrolle. Über ihr Schicksal entscheiden Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer, Spekulanten und Investoren. Und die Mehrzahl der Akteure agiert nach dem Motto vieler Politiker, was kümmert mich mein Geschwätz von gestern. Da gerieren sich Ex-Vorstandsmitglieder, die seit Jahren vergeblich versuchten, den Konzern endlich aus der Verlustzone zu hieven und dabei Schuldenberge aufgetürmt haben, als vermeintliche Retter. Diese Rolle wollte eigentlich der vor einem Jahr eingestiegenen Investor Tahoe übernehmen, so jedenfalls die offizielle Ankündigung. Welche Pläne, die hinter Tahoe stehende Familie Hastor mit Alno wirklich hatte und hat, weiß niemand. Die Bosnier und ihre Vertreter beim Küchenkonzern scheuen das Licht der Öffentlichkeit. Es scheint ihnen egal, ob sie als mögliche Zerstörer der Traditionsfirma in die Wirtschaftsgeschichte eingehen oder erklären, warum die Lage ist, wie sie ist. Ob man sich über die Selbstgerechtigkeit der Akteure in Nadelstreifen und Kostüm wundern muss, mit der sie mit Millionen Euro, Firmen und Menschen jonglieren und dabei lauthals verkünden, nur das Beste zu wollen, bleibt jedem Interessierten selbst überlassen. Es ist ein Drama, das sich vornehmlich hinter den Kulissen abspielt und es zeigt, wie kapitalgetrieben unsere vermeintlich soziale Marktwirtschaft ist.

Nicht zu vergessen, die überzogene Rolle, die Steuer- und Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte in unserer Wirtschaftswelt eingenommen haben. Im klassischen Drama eines Friedrich Schiller gibt es das retardierende Moment, wenn der Handlungsstrang plötzlich eine unerwartete Wendung nimmt, um dann letztlich doch der Vorbestimmung zu folgen. Bleibt zu wünschen, dass dies bei Alno in die positive Richtung geht.